Untersuchung zur Pflege Pfleger sehen Digitalisierung skeptisch

Forscher der Hochschule Rhein-Waal in Kleve befragten 674 Beschäftigte im ambulanten Pflegedienst. Dr. Frank Schmitz, Professor für Betriebswirtschaftslehre, stellte jetzt die Ergebnisse vor.

 Forscher der Hochschule Rhein-Waal befragten Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste zur Digitalisierung.

Forscher der Hochschule Rhein-Waal befragten Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste zur Digitalisierung.

Foto: Ja/Stade, Klaus Dieter (kds)

Digitalisierung in der Pflege – Fluch oder Segen?, das fragte sich die Forscher an der Hochschule Rhein-Waal. Das Team um Professor Frank Schmitz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Rhein-Waal, wollte wissen, ob auch die Pflege durch die  Digitalisierung revolutioniert wird, ob es tatsächlich Möglichkeiten gibt, wie sich auch die Pflege mit der intelligenten Nutzung von Daten und Technologien verbessern lässt. Schmitz und sein Team fragten nach. Ihr Ergebnis: „Ob Digitalisierung in der Pflege hilft, belastende Arbeit abzunehmen, ist sehr umstritten“, sagt Schmitz.

674 Beschäftigten im ambulanten Pflegedienst hat der Wissenschaftler befragt. Entwickelt und durchgeführt wurde die Befragung von der Hochschule Rhein-Waal unter Beteiligung von Studierenden und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Seniorenliga. Ausgewertet wurden 548 Fragebögen.

43 Prozent der Befragten sehen die These, Digitalisierung würde die administrative Arbeit erleichtern, als nicht zutreffend an. Stattdessen befürchten vier von fünf Pflege Mitarbeitern zumindest teilweise mehr Leistungskontrolle. „Die Digitalisierung in der Pflege steckt noch in den Kinderschuhen und wird entsprechend skeptisch gesehen“,  kommentiert Schmitz die Ergebnisse

„Die Mitarbeitenden hoffen allerdings auf körperliche Entlastung durch intelligente Robotik und auf Zeitgewinn, der bestenfalls auch den Bewohnern der Heime zugutekommen könnte.“ Entsprechend stimmen über 73 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass durch digitale patientenbezogene Technologien die Qualität der Patientenbetreuung verbessert wird, so Schmitz.

Die digitale Dokumentation findet inzwischen bei 71 Prozent der Befragten Anwendung, von denen immerhin 72 Prozent diese täglich während der Arbeit nutzen. Die Teilnehmenden sehen in der digitalen Dokumentation eine Erleichterung administrativer Tätigkeiten, Kommunikationsverbesserung und vereinfachtere Leistungskontrolle. Digitale Anwendungen für die Bereitstellung ergänzender Services zur Lebens- und Haushaltsführung hingegen spielen in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. Bei lediglich einem Zehntel der Befragten existiert in diesem Bereich eine digitale Lösung, so die Untersuchung.

Grundsätzlich bietet demnach die Digitalisierung das Potenzial, Pflegende zu entlasten. Denn letztlich ist  die Anwendungsbereitschaft für digitale Lösungen sehr hoch. „Bis jetzt liegt der Fokus bei der Digitalisierung auf der Optimierung bestehender Abläufe, was aber aufgrund der Bedienungsfreundlichkeit bzw. Benutzbarkeit bei den Mitarbeitenden nur bedingt als Entlastung wahrgenommen wird“, so Schmitz.

„Dass Digitalisierung auch zusätzliche Angebote bzw. Services ohne administrativen Aufwand ermöglicht, wird überwiegend noch nicht richtig wahrgenommen“, sagt Schmitz. Da bestehe noch viel Potenzial für Innovation zum Nutzen aller Beteiligten.

(mgr)
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