Führungswechsel in Mettmann Klinik – Frauen übernehmen das Ruder

Mettmann · Das Evangelische Krankenhaus Mettmann hat jetzt eine weibliche Doppelspitze: Jessica Llerandi Pulido folgt auf Bernd Huckels als Geschäftsführerin. Ihre Position der Kaufmännischen Leitung übernimmt Mirja Hengstenberg.

 Die neue Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Wirtz (l.) und ihrem Vorgänger Bernd Huckels.

Die neue Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Wirtz (l.) und ihrem Vorgänger Bernd Huckels.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ihre Feuerprobe hat Jessica Llerandi Pulido bereits bestanden. Als sich die Corona-Krise und damit einschneidende Veränderungen für den Betrieb des Evangelischen Krankenhauses Mettmann ankündigten, war Geschäftsführer Bernd Huckels im Urlaub. Flugs gründete Jessica Llerandi Pulido als seine Stellvertreterin einen Krisenstab, der täglich zusammen kam, um zügig und kompetent auf alle Anforderungen der Krise reagieren zu können. Mit dem Rückgang der Infektionszahlen tagt dieser Krisenstab derzeit nur noch wöchentlich. Doch die erste größere Lage hat Jessica Llerandi Pulido ganz offenbar mit Bravour gemeistert.

Dennoch musste auch sie sich im Bewerbungsverfahren um das Amt des Geschäftsführers Auswahlgesprächen unterziehen – und hatte am Ende Erfolg: Die 36-Jährige folgt auf Bernd Huckels, der sich Ende Juni in den Ruhestand verabschiedete. Am Mittwoch stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Wirtz die neue Geschäftsführerin in einem Pressegespräch vor – und sparte nicht mit Lob: „Sie hat Empathie für das Haus entwickelt“, sagte er. Schließlich habe sie sich im Bewerbungsverfahren immerhin gegen 46 Mitbewerber durchsetzen können. Die Zahl der Kandidaten habe selbst Wirtz überrascht, gestand er, und darunter waren auch „gestandene Geschäftsführer größerer Häuser“.

Dabei sei der Umstand, dass Llerandi Pulido bereits neun Jahre lang eine Leitungsfunktion beim Evangelischen Krankenhaus Mettmann inne hatte, nicht unbedingt ein Bonus gewesen. „Wir haben das Verfahren sachlich aufgezogen und erst einmal geprüft, welche Eigenschaften und Fähigkeiten wir auf diesem Posten überhaupt brauchen“, erläuterte Wirtz. Überzeugt habe dann, dass Llerandi Pulido auch unangenehme Aufgaben nicht delegiert, sondern selbst mit ihrer Person für die Einrichtung einstehe – bei einem kleineren Krankenhaus wie dem EVK ein überzeugender Vorteil. „Am Ende war die Entscheidung einfach“, sagte Wirtz.

Llerandi Pulido kam 2011 zum EVK, baute die Stabsstelle für Unternehmensentwicklung auf und übernahm die Leitung des Patientenmanagements. Seit Oktober 2018 ist sie die Kaufmännische Leiterin des EVK. Allen Beteiligten ist bewusst, dass die Geschäftsführerin ihre neue Aufgabe in einer schwierigen Zeit antritt. Staatliche Eingriffe grenzen den unternehmerischen Spielraum eines Krankenhauses ein, das dennoch dazu gezwungen ist, wirtschaftlich zu arbeiten.

Hinzu kommt, dass Fachkräfte im Pflegebereich derzeit Mangelware sind, gibt Llerandi Pulido zu bedenken. Daher müsse ein Krankenhaus in Sachen Teamgeist „von innen heraus glänzen. Unsere eigenen Mitarbeiter müssen gerne zur Arbeit kommen“ – das liefere überzeugende Argumente, die viel umworbenen Pflegekräfte nach Mettmann zu holen. In diesem Geist will sie nun ihre neuen Aufgaben antreten, mit einer offenen Kommunikations- und Fehlerkultur, wie sie betont.

Llerandi Pulido bleibt qua Funktion Mitglied des Krisenstabes. Nach wie vor muss das Krankenhaus keinen Corona-Patienten versorgen. 17 Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeit habe das Krankenhaus in der Spitze geschaffen, sie werden nun auf zwölf zurück gefahren – allerdings mit der Option, sie genau so schnell wieder aufbauen zu können. „Wir haben eine gute Infrastruktur und können sie binnen eines Tages bereit stellen“, betont die neue Geschäftsführerin.

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