Bremen - Der kommunale Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) mit seinen vier städtischen Krankenhäusern Mitte, Ost, Nord und Links der Weser hängt seit Jahren am finanziellen Tropf des Landes. Trotz diverser Eigenkapitalerhöhungen haben die Häuser in den vergangenen Jahren Defizite von rund 170 Millionen Euro angehäuft.

2019 machte die Geno 28  Millionen Euro Verlust. Im laufenden Jahr solle das Defizit halbiert werden, forderte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Am Montag legte die Holding-Geschäftsführung dem Aufsichtsrat den Wirtschaftsplan für 2020 vor. Demnach rechnet der Verbund in diesem Jahr mit Verlusten von rund 20 Millionen Euro.

Zu den größten Problemen des Klinikverbunds zählen der Abrechnungsstreit mit Krankenkassen sowie gesperrte Betten und OP-Säle und nicht vorhandenes Personal wegen Fachkräftemangels. Wobei die beiden letztgenannten Punkte zusammenhängen. Der Wegfall von medizinischen Leistungen wie Operationen, die durch Personalmangel nicht hätten erbracht werden können, gilt aktuell als größter Verlustbringer – mit einem Minus von etwa 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr.

Das Defizit des Klinikverbundes ist jedenfalls zuletzt in rasantem Tempo gewachsen. „Die Geno ist das größte finanzielle Desaster der vergangenen 20 Jahre in der bremischen Politik“, sagte CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp zuletzt in der Bürgerschaft. Magnus Buhlert, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, sprach in der Gesundheitsdeputation von einem „Fass ohne Boden“.

Mitte November hat die Gesundheitssenatorin die Geno-Chefin Jutta Dernedde geschasst. Die 59-Jährige verlor nach mehr als sieben Jahren im Amt ihren Job. Neue Frau an der Geno-Spitze ist eine Finanzexpertin – Heike Penon, die Anfang 2019 von den Stahlwerken zur Geno wechselte.

Derweil wurde am Montag ein weiterer Wechsel bekannt: Die bisherige geschäftsführende Direktorin, Daniela Wendorff, scheidet aus der Leitung des Klinikums Mitte aus. Nachfolgerin soll Dorothea Stahl werden, die bisher für Budgetmanagement und Medizincontrolling in der Geno zuständig war.

Gibt es keine Lösungen für die finanzielle Schieflage, steht womöglich die Zukunft der Geno auf dem Spiel. Für Bernhard steht fest: „Wir brauchen einen Klinikverbund, der in Zukunft überlebensfähig ist.“ Alle vier Standorte sollen erhalten bleiben. Aber bestimmte Leistungen stehen auf dem Prüfstand.

Und dann bleibt das Personalproblem. Bei der Geno gibt es aktuell etwa 40 offene Stellen im Pflegebereich. Hinzu kommen mehr als 20 unbesetzte Posten bei den Ärzten. Fachkräfte in der Pflege fehlen in vielen Kliniken. Laut dem aktuellen Krankenhaus-Barometer sind bundesweit rund 17 000 Stellen offen. Der Wettbewerb ums Personal ist groß. Das freigemeinnützige Krankenhaus Diako in Gröpelingen beispielsweise bietet neuen Kräften ein Antrittsgeld von 10 000 Euro.

Der Krankenhausverbund mit seinen vier Kliniken ist mit mehr als 7500 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Bremen. Jährlich werden mehr als 100 000 stationäre und rund 150 000 ambulante Patienten in den Geno-Krankenhäusern behandelt. Der Jahresumsatz der Gesellschaft liegt bei mehr als 600  Millionen Euro.