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Betrug bei Pflege-Diensten in Kassel? Ermittlungen laufen auch bei großen Anbietern

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Schwarze Schafe in der Branche: Einige ambulante Pflegedienste haben zu Unrecht Leistungen abgerechnet.
Schwarze Schafe in der Branche: Einige ambulante Pflegedienste haben zu Unrecht Leistungen abgerechnet. © dpa-Bildfunk/Symbolbild

Einige Pflege-Dienste in Kassel und Nordhessen rechnen Leistungen ab, die sie nicht erbracht haben. Deshalb wird auch gegen große Anbieter ermittelt.

Kassel – Vor schwarzen Schafen ist keine Branche gefeit. Unter den etwa 70 Kasseler Pflege-Diensten gibt es davon aber offenbar mehr als eine Handvoll. 

Gleich in mehreren Fällen laufen und liefen Ermittlungen bei der Kasseler Staatsanwaltschaft wegen Betrugs, weil die Firmen bei den Pflege-Kassen und Sozialämtern Leistungen abgerechnet haben sollen, die sie nicht erbracht haben. Einige Verfahren sind bereits abgeschlossen. In einem besonders krassen Fall wurde der Betreiber zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Kassel: Betrug in der Pflege - Personal füllt Nachweise falsch aus

Nach Informationen der Staatsanwaltschaft Kassel gab es in den vergangenen fünf Jahren sechs bis sieben Fälle, in denen wegen Betruges ermittelt wurde. Drei Verfahren laufen derzeit noch. 

Dabei ähnelt sich das Vorgehen der Beschuldigten: Die jeweilige Leitung weist das Pflege-Personal an, Leistungsnachweise für Tätigkeiten auszufüllen, die sie beim Patienten nicht oder nur teilweise erbracht haben. In einigen Fällen waren sogar Patienten involviert, die den Betrug offenbar deckten und möglicherweise eine Gegenleistung dafür erhielten.

Kassel: Betrug in der Pflege - Haftstrafe für Mitarbeiter

In einem besonders gravierenden Fall kam es bereits zu einem Urteil. Der Geschäftsführer eines ambulanten Pflege-Dienstes aus Kassel wurde wegen Betrugs in 53 Fällen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die angestellte Pflege-Dienstleitung erhielt wegen Beihilfe eine einjährige Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Durch deren Falschabrechnungen war innerhalb eines halben Jahres ein Schaden von 45 000 Euro entstanden. Die Verurteilten ließen vor allem Körperwäschen abrechnen, die aber nicht stattfanden. Durch den Hinweis einer Angehörigen war der Fall aufgeflogen. Besonders pikant: Der inzwischen geschlossene Pflege-Dienst war vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) geprüft worden und hatte die Gesamtnote „gut“ erhalten.

Kassel: Pflege-Betrug betrifft auch große Anbieter

Weil es in einigen anderen Fällen um einen verhältnismäßig geringen Schaden ging, wurden diese im Strafbefehlsverfahren oder gegen Geldzahlungen an gemeinnützige Zwecke abgeschlossen. 

Es laufen daneben aber aktuell noch größere Verfahren gegen Pflege-Dienste, bei denen umfangreiche Durchsuchungen und Beschlagnahmungen stattfanden. Betroffen ist auch ein großer Anbieter mit über 100 Mitarbeitern. Die Auswertung des sichergestellten Materials werde aufgrund des großen Umfangs noch „erhebliche Zeit“ in Anspruch nehmen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Kassel: Familie aus dem Landkreis wegen Pflege-Betrugs verurteilt

Verurteilt wurde wegen eines Pflege-Betrugs in Kassel auch eine Familie aus dem Landkreis. Eine 53-Jährige soll in fünf Jahren mehrere hundert Tausend Euro hinterzogen haben, weil sie das Geld für die Pflege ihres Sohnes nicht versteuerte.

Pflege-Betrug kann Leistungskürzungen zur Folge haben

Nicht nur in Kassel und Nordhessen kann ein Pflege-Betrug teuer werden: Wer bei der Abrechnung von Pflegeleistungen falsche Angaben macht, dem droht die Kürzung weiterer finanzieller Hilfen - und das auch rückwirkend.

In Helsa hingegen explodieren die Kosten für einen Heimplatz. Dort sollen Senioren nun 553 Euro mehr zahlen. 

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