Neuburg
Neuer Mann für kränkelnde Klinik

Holger Koch übernimmt Kreiskrankenhaus und Geriatrie als Geschäftsführer - Sorge über Defizit

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:47 Uhr
Glückwunsch: Holger Koch (2.v.l.) wird neuer Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses. Dazu gratulierten Landrat Peter von der Grün (2.v.r.), Krankenhausreferent Klaus Brems (r.) und Thomas Rudolf von der Oberender AG. −Foto: Janda

Neuburg/Schrobenhausen - Wechsel an der Spitze des Kreiskrankenhauses: Holger Koch wird Mitte März die Leitung der Klinik in Schrobenhausen und der Neuburger Geriatrie übernehmen.

 

Das hat der Kreistag gestern einstimmig beschlossen. Sein Vorgänger Jürgen Schopf geht aus privaten Gründen.

Mit Koch bekommt das kränkelnde Kreiskrankenhaus bereits den dritten Geschäftsführer in weniger als zwei Jahren. Doch statt Trübsal verströmte der neue Mann bei seiner Vorstellung gestern Abend eher Aufbruchstimmung. "Ich bin davon überzeugt, dass in Schrobenhausen eine gute Entwicklung möglich ist", so der 41 Jahre alte promovierte Volkswirt, der ebenso wie sein Vorgänger aus dem Netzwerk der Oberender AG kommt. Das Unternehmen ist seit April mit der Geschäftsführung des Klinikkonzerns betraut, zuvor hatte es bereits übergangsweise die Zügel in Händen gehalten. Landrat Peter von der Grün (FW) zeigte sich nach der nicht öffentlichen Entscheidung des Kreistags zuversichtlich, mit Koch auf dem richtigen Weg zu sein.

Der neue Mann, der aus Kulmbach stammt und mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in Fürth wohnt, ist aktuell noch als Geschäftsführer einer Klinik in Nürnberg tätig. Er bringt allerdings trotz seines vergleichsweise jungen Alters eine langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen mit - unter anderem bei der Rhön-Klinikum AG - und hat auch schon schwächelnde Häuser begleitet. Genau eine solche Aufgabe wartet auch in Schrobenhausen auf ihn. Immerhin kränkelt der Konzern dort mit einem Defizit von gut drei Millionen Euro doch arg. Die bereits unter seinem Vorgänger eingeleiteten Schritte sieht Wolf jedoch als wichtig und richtig. "Es ist machbar", zeigte er sich zuversichtlich, ohne jedoch zu viel zu versprechen.

 

Den weitaus aufwendigeren - und wohl auch schwierigeren Part - hatte zuvor in öffentlicher Sitzung des Kreistags Thomas Rudolf, Vorstandsmitglied bei Oberender, absolviert. Dabei blies ihm mitunter heftiger Gegenwind aus den Reihen der Kommunalpolitiker entgegen - so wie zuletzt auch Jürgen Schopf. Kein Wunder: Das Minus im Vorjahr fällt aller Voraussicht nach um knapp eine halbe Million Euro schlechter als in 2018 aus. Damit ist das Kreiskrankenhaus zwar nicht in solchen Nöten wie manch vergleichbare Klinik im Umland. "Denn im Verhältnis steht das Haus gut da", so Rudolf. Zufrieden könne mit dem Defizit dennoch niemand sein. "Das Ergebnis hätte besser sein müssen", betonte er.

Damit das in Zukunft der Fall ist, passiert freilich mehr als nur ein Wechsel an der Spitze - wobei niemand Schopf das gestiegene Defizit in die Schuhe schieben wollte. Der Fachmann, seit Sommer 2018 im Amt, will eine neue berufliche Herausforderung in der Nähe seines Wohnorts in Baden-Württemberg suchen. "Diesen Wunsch hat er bereits im Herbst geäußert", erklärte Thomas Rudolf, der den Kreisräten auch eine Reihe an Maßnahmen zur Verbesserung erläuterte und zudem versuchte, die Ursachen für das zu hohe Defizit zu beleuchten.

Den eingeschlagenen Kurs mit einem Fokus auf die Akutgeriatrie und einem engen Austausch mit dem Geriatriezentrum in Neuburg sieht er als richtigen Weg. "Wir haben hier eine Auslastung von 100 Prozent, zum Teil sogar darüber", erklärte er. Daher ist die Fortsetzung dieses Prozesses in seinen Augen der richtige Weg. Deutlich besser müsse die Klinik hingegen in der Unfallchirurgie werden. Deren Leistungen sind Rudolf zufolge bei den niedergelassenen Ärzten und auch den Patienten viel zu wenig präsent. "Da hatten wir zuletzt zum Teil dramatische Einbrüche", so der Fachmann, der sich diesen Rückgang ebenso wenig erklären konnte wir Prokurist Matthias Werner. Letzterer konnte aber zumindest für heuer bislang eine Steigerung verkünden.

Keine allzu großen Hoffnungen sollen sich die Kreisräte Rudolf zufolge hingegen von der Aussicht auf eine Kinderwunschklinik am Schrobenhausener Krankenhaus machen. Zum einen sei die Konkurrenz auf diesem Sektor groß, zum anderen handle es sich um ein rein ambulantes Angebot, erklärte er. "Die Erwartung, dass daraus wieder eine Geburtshilfe entstehen kann, muss ich Ihnen sofort nehmen, das wird nicht passieren. "

SZ

Stefan Janda