Gesundheit in Neuss Netzwerk „Pro Pflege“ fordert mehr Kurzzeitpflegeplätze

Neuss · Für viele Krankenhauspatienten, die nach Abschluss der Behandlung noch Nachsorgebedarf haben, gestaltet sich die Suche nach einem Platz in einer Rehaklinik oder Pflegeeinrichtung als schwierig.

 Werner Schell ist Vorsitzender des Selbsthilfenetzwerks „Pro Pflege“    NGZ-Foto: woi

Werner Schell ist Vorsitzender des Selbsthilfenetzwerks „Pro Pflege“  NGZ-Foto: woi

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Werner Schell, Vorsitzender des „Pro Pflege“-Selbsthilfenetzwerks, macht seit Jahren auf das Problem aufmerksam: Insbesondere in der Kurzzeitpflege, die meist auf einen Krankenhausaufenthalt folgt, gibt es zu wenig Kapazitäten in Pflegeeinrichtungen. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Schell. „Wenn es gut läuft, können die Patienten im Krankenhaus bleiben. Wenn es nicht gut läuft, müssen sie raus.“ Ohne dass ihnen die Nachpflege zukomme, die sie eigentlich benötigen – auch solche Fälle seien ihm bekannt. In einem anderen Fall habe ein Patient schließlich einen Kurzzeitpflegeplatz im Bergischen Land gefunden. „Niemand kann etwas machen“, sagt Schell. „Und der Patient ist der Notleidende.“ Schell sieht darum Krankenhäuser in der Pflicht, Betten für die Kurzzeitpflege zur Verfügung zu stellen. Den Rhein-Kreis fordert Schell auf, die Kurzzeitpflege finanziell zu unterstützen. „Plätze in der Kurzzeitpflege sind für Pflegeheime nicht lukrativ.“

Doch als Hauptproblem sieht Schell den Pflegenotstand. Mehr als 100.000 zusätzliche Pflegekräfte in Altenheimen wären nötig, um eine angemessene Betreuung sicherzustellen. Zu diesem Ergebnis ist ein Gutachten der Universität Bremen im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums gekommen. Die Zahl der Pflegekräfte müsse eigentlich um 36 Prozent erhöht werden, von 320.000 auf 440.000 Pflegekräfte.

„Das Problem ist bereits seit Ende der 90er Jahre bekannt. Wann entschuldigt sich endlich ein Politiker für die Versäumnisse?“ Immer weniger Pflegepersonal für immer mehr Schwerkranke.“

Darunter würden nicht nur Patienten leiden, die nicht angemessen versorgt würden, sondern auch das Pflegepersonal. Personelle Unterbesetzung führe zu Stress und Zeitdruck. Derzeit liegt die Quote bei 2,5 Patienten pro Pflegekraft. Laut Gutachten zu wenig, vorgeschlagen wird eine Quote von 1,8, um die Pflegequalität zu gewährleisten.

Hinzukomme, dass insbesondere Altenpflege zu gering vergütet sei. Anreize sich für diesen Beruf zu entscheiden, würden schlichtweg fehlen. „Es muss mehr Geld in die Pflege gesteckt werden“, fordert Werner Schell.

(anst)
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