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Peter Aswendt

Grünes Licht für die Suche nach Klinikum-Mitgesellschafter

Ende des vergangenen Jahres bekam das finanziell angeschlagene Klinikum Niederlausitz mit der WMC Healthcare einen Prozessoptimierer ins Haus. Gleichzeitig wurde begonnen die Möglichkeit von Mitgesellschaftern auszuloten.
Klinikum Geschäftsführer Tobias Vaasen (l.) gibt gemeinsam mit Landrat Siegurd Heinze (r.) den Beschluss des Kreistages sowie die Strategie zum Fortbestand des Klinikums Niederlausitz bekannt. Foto: Peter Aswendt

Klinikum Geschäftsführer Tobias Vaasen (l.) gibt gemeinsam mit Landrat Siegurd Heinze (r.) den Beschluss des Kreistages sowie die Strategie zum Fortbestand des Klinikums Niederlausitz bekannt. Foto: Peter Aswendt

Mit dem Jahresstart übernahmen Tobias Vaasen und Prof. Christian Wallwiener von der WMC Healthcare GmbH (WMC) aus München die Geschäftsleitung des Klinikums Niederlausitz. Gleichzeitig wurde seitens des Gesellschafters, des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, zum Ende des vergangenen Jahres die Möglichkeit zur Öffnung für einen Mitgesellschafter avisiert. Jetzt machte dann der Kreistag „Nägel mit Köpfen“ und votierte mit nur einer Gegenstimme für den Start eines Interessenbekundungsverfahren. „Wir haben mehr als zwei Stunden im Kreistag diskutiert und ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Ergebnis für den Fortbestand des Klinikums erzielt haben“, so Landrat Siegurd Heinze. Mehrheitsanteile sollen beim Kreis bleiben Ebenfalls positiv sieht Landrat Heinze die Bedingungen, unter denen das Interessenbekundungsverfahren auf den Weg gebracht wird. So muss die Notfallversorgung weiter aufrechterhalten werden, die Standorte Senftenberg und Lauchhammer werden bestehen bleiben sowie die Mehrheitsanteile sollten beim Landkreis bleiben. Wobei sich beim letzteren Siegurd Heinze offen zeigt: „Wir sind bei den Anteilen verhandlungsbereit, wenn wir es als positiv für das Klinikum ansehen.“ Ebenfalls beeinflusste die Entscheidungsfindung des Kreistages der Umstand, dass das Gremium jederzeit in den Prozess der Findung eines Mitgesellschafters eingreifen kann.

„Das Interessenbekundungsverfahren ist keine öffentliche Ausschreibung. Das lässt uns mehr Handlungsfreiheit“, weiß Landrat Heinze.
Als Ziel ist mit dem Ende dieses Jahres eng gesteckt: „Wir hatten schon seit Bekanntwerden der Öffnung für einen Mitgesellschafter zahlreiche Anfragen“, verrät er. Zu der Anzahl und Art der Interessenten gab es nur eine salomonische Antwort: „Unter zehn Anfragen, aber auch europäisch agierende Interessenten waren dabei.“ Kritisch, aber aussichtsreich Sicherlich trugen zur positiven Entscheidung des Kreistages auch die ersten Erkenntnisse der neuen Geschäftsleitung bei. „Beide Standorte sind für Südbrandenburg versorgungsnotwendig, aber zurzeit fliegen die Hubschrauber mehr Patienten weg, als sie bringen“, so das Fazit von Tobias Vaasen, Geschäftsführer des Klinikums und leitender WMC-Berater. Trotzdem fanden die beiden WMC-Berater und aktuellen Geschäftsführer eine solide Grundlage für eine baldige Genesung des angeschlagenen Klinikums. Die für das Geschäftsjahr 2019 veranschlagten fünf Millionen Euro Verlust sollen, nach der Einschätzung von Vaasen und Wallwiener schon im Jahr 2020 halbiert werden.
„Wir planen für das Jahr 2021 sogar schon eine schwarze Null. Dazu brauchen wir aber neue Investitionen, die wir nur mithilfe eines starken Partners an der Seite des Klinikums durchführen können“, so der Geschäftsführer.
Aber schon jetzt wird dem Klinikum im WMC-Gutachten ein ausgewogenes medizinisches Leistungsportfolio bescheinigt, welches der Region eine medizinische Betreuung auf höchstem Niveau bescheinigt. Erste Maßnahmen fruchten Neben einem effektiven wöchentlichen Reporting wird zu den ersten Maßnahmen die Erweiterung der Intensivmedizin zählen. „Wir planen schnell von der Basisnotfallversorgung zu der umfassenden Notfallversorgung zu gelangen“, so der Plan der Geschäftsleitung. Dazu soll an sieben Wochentagen eine 24 Stunden Herzkatheter-Bereitschaft etabliert werden und das Gefäßzentrum durch einen weiteren Gefäßmediziner unterstützt werden. Anfang April sollen die bisher in zwei Kliniken geführten Fachbereiche Kardiologie in Senftenberg und die Gastroenterologie in Lauchhammer in eine organisatorische Einheit überführt werden: „Davon profitieren besonders die Patienten in Lauchhammer, denn durch Rotation von Ärzten wird das kardiologische und intensivmedizinische Angebot verbessert“, ist sich Geschäftsführer Vaasen sicher. Personal und Immobilien Zu der Optimierung des Unternehmens gehört auch eine optimale Personalstruktur: „Wir bauen zurzeit den Einsatz von Fremdpersonal und Honorarkräften ab und versuchen verstärkt eigenes, festes medizinisches und Pflegerisches Personal zu gewinnen“, zeigt Tobias Vaasen den Trend auf. Neben dem Anwerben von Fachkräften soll auch die Ausbildung von Assistenzärzten optimiert werden. Auch hier kann das Klinikum mit einem Fakt punkten, weiß Vaasen.
„Das Klinikum Niederlausitz ist eine der wenigen Weiterbildungsstätten, die angehenden Fachärzten den Einsatz im Rettungshubschrauber ermöglicht“, sagt Vaasen.
Dass es auch Personalüberhänge in einigen Bereichen gibt, weiß die Geschäftsleitung nur zu gut: „Diesen Umstand müssen wir auf den Prüfstand stellen, aber immer im Dialog mit dem Betriebsrat.“ Diese Überhänge, so Tobias Vaasen, tun sich durch das "nichtmedizinische Nebenhergeschäft" auf. Es müssen Immobilien verwaltet werden und nichtmedizinische Bereiche unterhalten werden: „Diese Abläufe und Unternehmungen werden wir auch schnell auf den Prüfstand stellen“, stellt der Geschäftsführer klar. Neben dem positiven Signal aus dem Kreistag kommt man nicht umhin, den Maßnahmen der neuen Geschäftsführung des Klinikums einen realistischen und zukunftsweisen Respekt zu zollen. „Wir verstehen uns als lernende Organisation, die auf Transparenz und Beteiligung setzt“, bleibt Tobias Vaasen bodenständig. „Der kleine, schlafende Riese Klinikum wird erweckt werden“, zeigt sich der Geschäftsführen des Klinikums für die Zukunft optimistisch.


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