Wildeshausen/Ganderkesee - Stehen die Notarzt-Stützpunkte im Landkreis Oldenburg zur Disposition? In einem Positionspapier der sechs Rettungsdienstträger, die sich unter dem Dach der Großleitstelle Oldenburger Land (GOL) zusammengeschlossen haben, wird Reformbedarf angemahnt. Die GOL arbeitet seit drei Jahren mit der Universität Maastricht zusammen. Diese schreibt in einer Stellungnahme: „In der Konsequenz ergibt sich, dass für eine suffiziente und effektive notärztliche Versorgung zukünftig weniger Standorte und Systeme notwendig sind, ohne dass das zu einer Unterversorgung führen wird.“

Mit den ersten Ergebnissen des Projekts der Universität Maastricht befasst sich an diesem Dienstag, 3. März, der Bau-, Straßen- und Brandschutzausschuss des Landkreises, der ab 17 Uhr in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Ganderkesee tagt.

„Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel“, sagte Jörn Kaminski, Leiter des Rettungsdienstes in der Kreisverwaltung, auf NWZ-Anfrage. Ziel sei eine Bedarfsplanung, die über die Kreisgrenzen gehe und zu einer differenzierten Steuerung („Nächste-Fahrzeug-Strategie“) führen solle. Aktuell gebe es keine Pläne, aus drei Notarzt-Stützpunkten nur einen zu machen, so Kaminski.

Derzeit gibt es Notarzt-Stützpunkte in Bookholzberg, Sandkrug und Wildeshausen. Die Mediziner sind schon heute viel im Umland unterwegs. So übernimmt der Notarzt aus Bookholzberg Einsätze in der Wesermarsch und in Delmenhorst; der Sandkruger Notarzt fährt in die Stadt Oldenburg und in den Kreis Ammerland. Nicht selten sind mehrere Notärzte im Einsatz, wenn es beispielsweise eine große Unfallsituation auf den Autobahnen A 1, A 28 oder A 29 gibt. Würden mit Einführung einer 20-Kilometer-Zone, wie im Gutachten angeregt, Stützpunkte wegfallen, wären die Notärzte gebunden und könnten aufgrund der hohen Auslastung keine Einsätze in der Nachbarschaft übernehmen.

Kaminski zufolge wird darüber nachgedacht, einen sogenannten „Notfall-KTW“ einzuführen. Er würde mit Personal besetzt, das nicht so hoch qualifiziert wäre wie die Rettungssanitäter. „Der Notfall-KTW fährt zu Einsätzen, wo es nicht um Leben und Tod geht“, so Kaminski. Wählt der Patient die 112, sollen speziell geschulte Kräfte auf der Leitstelle erfragen, ob der Einsatz des Notarztes überhaupt erforderlich ist. Dann werde über den Einsatz der Rettungsmittel entschieden. Ziel sei es, die Versorgung in der Region eher zu verbessern, erklärte der Leiter des Rettungsdienstes.

Stefan Idel
Stefan Idel Landespolitischer Korrespondent