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Aufregung in Düsseldorfer Sana-KlinikenRadiologieabteilungen sollen verkauft werden

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Die Radiologie-Abteilung des Sana-Krankenhauses in Gerresheim soll an die med360Grad-Gruppe verkauft werden. Auch die Radiologie des Benrather Krankenhauses soll so an den umstrittenen Unternehmer Dr. Winfried Leßmann outgesourct werden. Dagegen wollen sich die Mitarbeiter wehren.

Düsseldorf – Große Aufregung in den Sana-Krankenhäusern in Gerresheim und Benrath.

Der Konzern plant, die hauseigenen Radiologieabteilungen an eine private Praxiskette zu verkaufen.

Pikant: Gegen dessen Eigentümer wurde gerade von einer großen Krankenkasse Strafanzeige wegen Betrugsvorwürfen erstattet.

Im Februar geriet der Leverkusener Unternehmer Dr. Winfried Leßmann in die Schlagzeilen.

Er hat aus der Radiologie-Praxis seines Vaters, in die er 1989 eintrat, die  mittlerweile fast bundesweit agierende Praxiskette med360Grad geschaffen, die im Jahr 700.000 Patienten behandelt.

Hat der med360grad-Eigentümer seine Frau auf Kosten der Krankenkassen bereichert?

Und er soll seine Frau zu Lasten der Krankenkassen bereichert haben.

Das Geschäft lief so: Seine Frau betrieb eine Firma für Medizingroßhandel, lieferte Kontrastmittel an die Praxiskette ihres Mannes und erhielt dafür Rezepte.

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Diese Rezepte konnte sie bei den Kassen einlösen und bekam den Listenpreis für das Kontrastmittel erstattet – 6000 Euro.

Selbst hatte sie das Mittel allerdings zu einem Bruchteil des Preises beim Hersteller eingekauft.

Die Firma Radiomed, die ihr und mittlerweile zu einem Drittel den gemeinsamen Kindern des Ehepaares gehört, machte so jahrelang aus Versichertengeldern Millionenprofite.

In einem Interview mit dem ARD-TV-Magazin Panorama bestätigte Dr. Leßmann diese Geschäftspraxis. Er halte sie aber für legal, sagte er vor der Kamera.

Eine Krankenkasse aus Hannover erstattete Strafanzeige gegen Dr. Leßmann

Das sieht zumindest eine Krankenkasse anders: Ende Februar erstattete die Kaufmännische Krankenkasse aus Hannover (KKH) Strafanzeige gegen Leßmann.

Wegen Verstoßes gegen das Verbot der „unzulässigen Zusammenarbeit“ zwischen Ärzten und Lieferanten.

Wenn ein solcher Verstoß vorliegt, so erklärte die Chefermittlerin der KKH dem EXPRESS, könnte es sich um einen Betrug an den Krankenkassen und eventuell einen Korruptionsstraftatbestand handeln.

In Hamburg wurde ein Apotheker, der ein ähnliches Modell betrieb, vor einiger Zeit zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte EXPRESS den Eingang der Anzeige. Zur Zeit wird noch geprüft, welche Staatsanwaltschaft zuständig ist.

med360Grad soll die Radiologie-Abteilungen übernehmen

Jetzt soll ausgerechnet med360 Grad die Radiologie-Abteilungen der Sana-Krankenhäuser in Gerresheim und Benrath mit rund 40 Mitarbeitern übernehmen.

„Wir haben jetzt Angst um unsere Arbeitsbedingungen“, sagt eine Mitarbeiterin, die wie ihre Kollegen vor rund zwei Wochen von den Plänen informiert wurde.

Diese Befürchtungen sind wohl nicht unbegründet: „Bei med360 Grad gibt es keinen Tarifvertrag“, erklärt Susanne Quast, Betriebsratsvorsitzende der Sana-Krankenhäuser in Düsseldorf.

Mitarbeiter fürchten um ihre Gehaltsniveau

In den beiden Kliniken wird aber immer noch der Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes angewandt. Der Unterschied zwischen den Gehältern bei Sana und bei med360Grad soll bis zu 700 Euro im Monat betragen.

Bis vor zwölf Jahren gehörten die Häuser noch der Stadt. Die damalige Ratsmehrheit von CDU und FDP beschloss dann den Verkauf an den privaten Betreiber Sana. Der wiederum auch mit 30 Prozent an med360 Grad beteiligt ist.

Klinik-Betriebsrat will Verkauf bekämpfen

„Wir werden hart dafür kämpfen, dass bei dem Betriebsübergang die Rechte der Mitarbeiter gewahrt bleiben. Am liebsten würden wir den Verkauf verhindern“, sagt Betriebsrätin Quast.

Auch aus moralischen Gründen angesichts der vorliegenden Vorwürfe gegen die Familie Leßmann.

360Grad-Gründer besuchte überraschend das Krankenhaus Gerresheim

Dr. Winfried Leßmann am Dienstagabend das Gerresheimer Krankenhaus und versuchte, die Mitarbeiter von sich zu überzeugen.

Nach Augenzeugenberichten ohne viel Erfolg.

Med360Grad-Sprecher Tim Becker: „Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Gesprächen mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat der Sana zu Vereinbarungen kommen werden, die den Interessen der Mitarbeiter in vollem Umfang gerecht werden“.

Sana will von den Vorwürfen gegen Dr. Leßmann nichts wissen

Bei Sana wischt man die Vorwürfe gegen Leßmann vom Tisch: „Uns sind keinerlei behördliche Ermittlungen bekannt und so gilt für uns – wie in jedem anderen Fall auch – die Unschuldsvermutung“, sagt Sprecherin Katharina Stratos.

Es sieht also so aus, als sollte der Verkauf auf jeden Fall über die Bühne gehen. „Die ersten Schritte haben gerade erst begonnen, als geplanten Termin zur Übernahme der radiologischen Versorgung haben wir den Anfang nächsten Jahres vorgesehen. Es wird sich in den weiteren Gesprächen zeigen, ob dieses Ziel erreichbar sein wird“, erklärt Becker.