Ingelheimer Krankenhaus wird Corona-Spezialklinik

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Die Ingelheimer Klinik bereitet sich auf eine Corona-Patientenwelle vor. Archivfoto: Thomas Schmidt
© Archivfoto: Thomas Schmidt

Die Ingelheimer Klinik wird ab sofort zum Corona-Zentrum. Hier sollen Patienten optimal behandelt und schnelle Tests durchgeführt werden. Für Bürger und Ärzte hat das viele...

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INGELHEIM. Das Ingelheimer Krankenhaus wird ab sofort zur Spezialklinik für Corona-Verdachtsfälle und -Patienten aufgebaut. Wie die Klinik mitteilt, wird mit Zustimmung des Gesundheitsministeriums in Mainz aus dem bisherigen Allgemein-Krankenhaus bis auf weiteres eine spezialisierte Klinik für die Behandlung von COVID-19-Patienten.

Voraussichtlich ab kommender Woche nimmt das Krankenhaus Verdachtsfälle aus der Region auf und betreut diese in Kooperation mit anderen Häusern. Dazu werde ein Konzept verschiedener Zonen anhand der Erfahrungen aus Italien und China implementiert. Innerhalb der Zonen würden alle Patienten ihrem Krankheitsstadium entsprechend behandelt. Aktuell stehen 134 Betten zur Verfügung. Alle sollen für Corona-Patienten genutzt werden. Die Kapazität soll noch gesteigert werden, berichtet Klinik-Pressesprecher Hannes Fischer im Gespräch mit dieser Zeitung. Ohne den Umbau zur Spezialklinik hätte das Krankenhaus nur sechs Corona-Patienten aufnehmen können. Auch die Beatmungs- und Intensivpflegeplätze sollen deutlich ausgebaut werden.

„Damit bündeln wir Ressourcen“

Krisen-Geschäftsführer und Rechtsanwalt Timm Hartwich erklärt die Entscheidung wie folgt: „Damit bündeln wir Ressourcen, schaffen klare Strukturen, entlasten die anderen Kliniken und können sehr schnell und konzentriert Erkenntnisse gewinnen, wie sich das bis zu uns gestreute Virus entwickelt hat. Hierzu ist auch die direkte Nähe zu den Experten bei der Universitätsmedizin Mainz, Bioscientia und Boehringer Ingelheim ein großer Standortvorteil.“

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Mit Mitteln der Stadt Ingelheim und des Landes solle für eine optimale Ausstattung für Patienten und Personal gesorgt werden. Oberbürgermeister Ralf Claus appelliert: „Wir stehen hier vor einer gewaltigen Aufgabe, wir brauchen jede qualifizierte Kraft. Wir bitten jeden Arzt, jede examinierte Pflegekraft und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Arztpraxen, die verfügbar sind, sich zu melden. Dies gilt auch für Ärzte und Pflegekräfte im Ruhestand.“ Für das Krankenhaus sei das die richtige Strategie, für die Bevölkerung inIngelheim und der Region gut und diese Versorgungsmöglichkeit vor Ort zu haben, ergänzt Claus auf Anfrage dieser Zeitung.

Für die Ausstattung und den Umbau der Klinik seien kurzfristig Mittel bereitgestellt worden. Die entsprechenden Arbeiten laufen. Dabei komme es den Verantwortlichen darauf an, auch über die Zeit der Corona-Krise hinaus zu planen. Klinik-Pressesprecher Hannes Fischer erklärt: „Natürlich müssen wir jetzt die Kapazitäten an Intensivbetten und Beatmungsmöglichkeiten schaffen, um mit einer Zuspitzung der Lage umzugehen. Gleichzeitig brauchen wir auch ein Szenario, wie die geschaffene Infrastruktur im Anschluss weiter sinnvoll genutzt und in die Gesundheitsversorgung der Bürger in der Region eingebunden werden kann.“

Anlaufstelle für schnelle und sichere Tests

In der Klinik Ingelheim werde eine Anlaufstelle geschaffen, die rund um die Uhr geöffnet sei und Tests und Behandlung für potenzielle Corona-Patienten bereitstelle. Damit würden Krankenhäuser und Arztpraxen entlastet und eine Ausbreitung in diesen Einrichtungen verhindert.

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Klinikdirektor Prof. Dr. Markus Masin sagt: „Wir schaffen hier für die Bürger eine klare Zuständigkeit und optimale Bedingungen für Test und Therapie. Solange wir keine Impfung haben, sind das die besten Voraussetzungen für eine schnelle Eindämmung und eine Verhinderung oder zumindest Verlangsamung der Ausbreitung.“

Zurzeit betreut das Krankenhaus seinen ersten Corona-Patienten. Wie berichtet, liegt der Mann seit Freitag vergangener Woche isoliert auf der Intensivstation. Eigentlich wurde er aufgrund einer anderen Indikation eingeliefert. Das ärztliche Personal stellte jedoch schnell fest, dass der Mann mit dem Coronavirus infiziert sein könnte. Am Montag dieser Woche bestätigte sich der Verdacht. In welchem Zustand sich der Patient aktuell befindet, darüber macht die Klinik mit Blick auf die Privatsphäre des Patienten keine Angaben. Mögliche Rückschlüsse auf die Person sollen vermieden werden.

Täglich bis zu 250 Tests auf SARS-CoV-2

Das Krankenhaus weist auf seiner Internet-Seite darauf hin, dass Menschen mit Verdacht auf das Coronavirus nicht einfach in ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis fahren sollen. Zuerst solle der Hausarzt oder der ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung unter der kostenlosen Rufnummer 116 117 (ohne Vorwahl) kontaktiert werden. Sie können einen Test auf SARS-CoV-2 anordnen und eine entsprechende Überweisung ausstellen. Anschließend macht der Patient einen Termin für die Probe aus.

In Ingelheim hat der Labordienstleister Bioscientia zwei Container auf seinem Besucherparkplatz eingerichtet. Hier testen die Ärzte des Unternehmens täglich bis zu 250 Menschen und entnehmen ihnen Rachenabstriche. Dabei gilt: kein Termin, kein Test. Anschließend analysiert Bioscientia die Proben.