Neue Bedeutung in der Coronakrise?Rettungsversuch für Klinik in Köln-Holweide

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Das Krankenhaus Holweide soll erheblich verkleinert werden.

Das Krankenhaus Holweide soll erheblich verkleinert werden.

  • Das Krankenhaus in Köln-Holweide soll zum größten Teil aufgegeben werden – eigentlich.
  • Politiker aus dem Bezirk Mülheim verweisen nun auf seine große Bedeutung bei Infektionskrankheiten. Sie fordern angesichts der Coronakrise, das Krankenhaus zu erhalten.
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Mülheim/Holweide – Mülheim/Holweide. Das Schicksal des Krankenhauses Holweide als Klinik mit vollwertigem medizinischen Angebot schien schon besiegelt. Doch als abzusehen war, dass die Covid-19-Pandemie auch Köln mit voller Wucht trifft, richtete die Stadt in Holweide das rechtsrheinische Testzentrum ein und erklärte die Klinik außerdem zum rechtsrheinischen Schwerpunktkrankenhaus für Covid-19.Der Rat hatte im vergangenen November beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, rechtliche Rahmenbedingungen für eine endgültige Entscheidung darüber zu erarbeiten, ob und wie ein Klinikverbund von Universitätsklinik und Kliniken der Stadt geschaffen werden soll. Als Vorschlag bot die Stadtverwaltung auf Grundlage eines Gutachtens an, eine Stiftung anzustreben, unter deren Dach beide Einrichtungen zusammengeführt werden. Das vorgestellte Konzept sieht vor, am Standort an der Neufelder Straße in Holweide künftig ein Kompetenzzentrum für Geriatrie und einige Fachabteilungen rund um die Geburt zu belassen. Die anderen bisherigen Angebote des Krankenhauses Holweide würden nach Merheim verlegt. Doch nun regt sich angesichts der Coronakrise massiver Widerstand bei vielen Kommunalpolitikern des Stadtbezirks.

„Durch die Corona-Epidemie ist aufgefallen, dass Holweide das einzige auf Infektionskrankheiten spezialisierte Krankenhaus im Rechtsrheinischen ist“, argumentiert der Dellbrücker SPD-Ratsherr Horst Noack. Ihm graue vor der Vorstellung, die von der Stadt geplante Umstrukturierung der Kliniklandschaft wäre schon erfolgt: „Dann hätten wir im gesamten rechtsrheinischen Köln keinerlei Kapazität für eine solche Situation.“ Noack ist der Ansicht, dass das Krankenhaus an der Neufelder Straße keineswegs so marode sei, wie von der Stadt beschworen: „Die Notaufnahme, der Intensivbereich, die HNO-Abteilung, das Brustzentrum und die Neugeborenen-Station sind alle gerade erst saniert worden und auf dem neuesten Stand.“

Außerdem verfüge die Einrichtung über eine moderne Infektionsstation und die Stationen fünf und acht seien vollständig, die Stationen sechs und sieben je zur Hälfte saniert worden. Für den Ratsherrn steht fest: „Wir sollten den Beschluss von November nochmal überdenken. Es wird bestimmt nicht die letzte Pandemie sein.“ Ähnlich sieht es SPD-Bezirksvertreter Hans Stengle: „Daseinsvorsorge ist wichtig und ein Stadtbezirk mit fast 150000 Einwohnern ohne Krankenhaus wäre eine Katastrophe.“

Die Verantwortlichen sollten sich auch überlegen, mehr Ausrüstung und Geräte für entsprechende Behandlungen zu bevorraten. Bezirksvertreter Stephan Krüger (CDU) ist ebenfalls nachdenklich: „Es ist zwar verlockend, Mittel zu sparen, aber im Fall der Fälle müssen alle Voraussetzungen bestehen, die Daseinsvorsorge zu sichern.“

Das CDU-Ratsmitglied aus Holweide, Bürgermeister Hans-Werner Bartsch, ist etwas zurückhaltender. Er hält das Krankenhaus für zu marode, um es lediglich zu sanieren, doch er könne sich vorstellen, dass ein Neubau ein volles Angebot beherbergen könnte: „Man muss die Kliniken neu aufstellen und eine normale medizinische Versorgung gewährleisten.“

Das Krankenhaus mit allen seinen Dienstleistungen zu erhalten, ist auch das Ziel des Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der Bezirksvertretung Mülheim, Winfried Seldschopf. Der Kreisverband Köln seiner Partei sei zwar noch in der Meinungsbildung, was die Klinik Holweide betreffe, doch: „Ich werde in den Gremien wie ein Löwe kämpfen, sie vom Erhalt der Einrichtung in seiner jetzigen Form zu überzeugen.“ Schließlich seien andere Notaufnahmen bereits völlig überlastet und medizinische Versorgung dürfe nicht nur aus wirtschaftlichen Beweggründen gestaltet werden.

Seldschopf: „Wenn die Stadt nicht in der Lage ist, das zu finanzieren, müssen eben Land und Bund einspringen.“ Ähnlich sieht es Torsten Tücks (FDP). Für ihn ist Daseinsvorsorge wichtiger als eine wirtschaftliche Erwägung: „Deshalb haben wir auch in der Bezirksvertretung immer für den Erhalt des Krankenhauses Holweide mit seinem jetzigen Angebot gestimmt.“

Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs fühlt sich in seiner bisherigen Haltung bestätigt. Er habe immer schon gesagt, die Klinik müsse in vollem Umfang erhalten bleiben: „Jetzt sehen wir, wie wertvoll dieser Standort in unserem Stadtbezirk ist.“ Es sei ein Glück, dass die große Bettenanzahl noch erhalten sei. „Wir brauchen Holweide so, wie es ist“, unterstreicht er.

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