Thomas Wehrli

Das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) bündelt während der Coronakrise seine Kräfte: Das Akutspital in Laufenburg wird heute Mittwoch vorübergehend geschlossen, Spital- und Notfallbetrieb werden bis zum Ende der Epidemie in Rheinfelden konzentriert. Die aktuell noch drei Patienten werden heute nach Rheinfelden verlegt.

Im Gegenzug werden die 27 Bewohner des Pflegeheims in Rheinfelden, das sich ebenfalls im Spitalgebäude befindet, ab Freitag nach Laufenburg verlegt. In Laufenburg wohnen dann rund 100 Senioren. Mit dieser Doppelmaßnahme will das GZF zum einen die medizinische Versorgung im Fricktal auch dann sicherstellen können, wenn die erwartete Coronawelle die Spitäler erreicht. Zum anderen sollen die Bewohner des Pflegeheims, die aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe zählen, durch die Verlegung besser geschützt werden. Ihre 13 Betreuer wechseln mit nach Laufenburg, womit auch die Bezugspersonen bleiben, was gerade bei Demenzpatienten wichtig ist.

Mehr Pflegekräfte in Rheinfelden

Man sei sich bewusst, dass ein solcher Wechsel für ältere Menschen nicht einfach sei, sagt Kommunikationsmanagerin Sibylle Augsburger Hess. „Wir tun alles, damit der Ortswechsel für sie möglichst ohne Unannehmlichkeiten und Stress erfolgt.“

Die Konzentration auf einen Spital-standort gibt dem GZF personell für die heiße Phase der Epidemie Luft. Zusätzlich stehen in Rheinfelden ab heute 960 Stellenprozente bei den Ärzten und 2500 in der Pflege zur Verfügung. Diese Verstärkung ist laut Augsburger aus drei Gründen wichtig: Erstens, weil in den nächsten Tagen und Wochen epidemiebedingt mit einer Patientenzunahme zu rechnen ist. Zweitens, weil zwei komplett getrennte Patientenpfade betrieben werden müssen, um das Risiko, das Coronavirus im ganzen Haus zu verteilen, zu minimieren.

Drittens, weil man bei GZF ebenfalls mit krankheitsbedingten Ausfällen rechnen muss. Die Mitarbeitenden aus Laufenburg werden auf den medizinischen Stationen, auf dem Notfall und auf der Überwachungsstation eingesetzt. Die Notfallstation in Laufenburg in der aktuellen Krisensituation fortzuführen, ist laut Augsburger nicht möglich. „Zwei Notfälle mit Abklärungsstationen, mit dem erwarteten erhöhten Patientenaufkommen, bei komplett separaten Patientenpfaden könnten wir mit den vorhandenen Ressourcen nicht stemmen.“

Dafür wird der Notfall in Rheinfelden sowohl personell als auch räumlich ausgebaut. „Die Notfallversorgung für das gesamte Fricktal ist sichergestellt“, betont Augsburger. Das GZF zählt dabei „auf das Verständnis der Bevölkerung, vorübergehend einen etwas weiteren Weg in Kauf zu nehmen“.

Die durch die temporäre Verlegung des Pflegeheims frei werdenden Stockwerke will das GZF für die Coronapatienten einsetzen. Dies gibt dem Spital den nötigen räumlichen Handlungsraum, um die erwartete Zunahme der Coronafälle aufzunehmen und infizierte Personen dabei weiterhin von anderen Patienten zu separieren.

Augsburger betont: Alle Wege von Corona- und anderen Patienten seien konsequent getrennt, „um sowohl die Patienten als auch unsere Mitarbeitenden zu schützen“. Bei manch einem Fricktaler weckt die temporäre Spital- und Notfallschließung Erinnerungen an das Jahr 2018, als die Spitalleitung eine Schließung von Laufenburg als Akutspital ernsthaft diskutiert hat. Die nun getroffenen Maßnahmen seien kein neuerlicher Schritt in diese Richtung, betont Augsburger. „Die getroffenen Maßnahmen gelten ausdrücklich nur befristet für die Dauer der Covid-19-Pandemie.“

Sobald sich die medizinische Lage in der Schweiz wieder normalisiert habe, werde man den ordentlichen Spitalbetrieb inklusive Notfallstation und Überwachungsstation in Laufenburg wieder aufnehmen. „Wir bekennen uns klar zu Laufenburg“, sagt Augsburger.