Potsdam. Tote und infizierte Patienten: Das Bergmann-Klinikum gilt in Brandenburg als Corona-Herd. Das RKI hat Maßnahmen gefordert. Wie weit sollen die gehen?

Die Stadt Potsdam will nach derzeitigen Planungen das als Corona-Hotspot geltende Klinikum Ernst von Bergmann nicht zum Corona-Krankenhaus machen. Laut Medienberichten, die sich auf einen internen Bericht der Robert Koch-Instituts (RKI) beziehen, hatte das Institut die Empfehlung ins Spiel gebracht, das Klinikum als zentrale Klinik für Covid-19-Patienten einzurichten. Damit würde es zum Corona-Krankenhaus der Region oder sogar des Landes Brandenburg, wird berichtet.

Gezielte Verlegungen von Covid-19-Patienten in das Klinikum seien nicht vorgesehen, sagte ein Stadtsprecher am Ostermontag. Am späten Nachmittag (16.30 Uhr) will Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage informieren. Das Klinikum ist für neue Patienten geschlossen - einzige Ausnahme Notfälle.

Die "Potsdamer Neuesten Nachrichten" hatten am Sonntag in ihrer Online-Ausgabe unter Hinweis auf einen internen Bericht des Robert Koch-Institutes (RKI) berichtet, dass das Ausmaß des Corona-Ausbruchs sowie die Missstände und auch die Folgen der Krise im Klinikum weit größer sind als bislang öffentlich eingeräumt.

Das RKI betonte am Ostermontag auf Anfrage, dass es um Amtshilfe gebeten wurde und auch geleistet habe. Es äußere sich generell nicht zu konkreten Situationen vor Ort, hieß es.

Vergangenen Dienstag hatte die Stadt aus dem fünfseitigen internen RKI-Bericht über Maßnahmen informiert, die empfohlen wurden. Danach müssen Strukturen und Prozesse neu organisiert werden, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dabei geht es nach Angaben der Stadt als Träger der Klinik unter anderem um die Einrichtung eines coronavirus-freien Bereiches und eines für Patienten mit dem Virus. Zudem müssen Befunde schnellstmöglich an das Gesundheitsamt weitergeleitet werden und alle Patienten und Mitarbeitenden in allen Kliniken des Ernst von Bergmann müssen getestet werden. Zudem wurde festgelegt, dass auch alle früheren Patienten, die zwischen dem 13. und 27. März aus der Klinik in Alten- und Pflegeheime verlegt worden sind, auf Sars-CoV-2 getestet werden.

Gegen drei leitende Ärzte und zwei Geschäftsführer hat die Stadt Ordnungswidrigkeitsverfahren angeordnet. Hintergrund ist die Verletzung ärztlicher Meldepflichten. Die Verfahren seien an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, um zu klären, dass keine Straftaten vorliegen.

In Potsdam sind nach Angaben der Stadt (Stand: 12. April, 16.00 Uhr) bislang 39 Menschen gestorben, die mit dem Coronavirus infiziert waren. 25 von ihnen hatten Potsdam als Wohnort.