„Die Katze ist aus dem Sack“, sagt der FWV-Fraktionschef Wilfried Dölker im Kreistag, sichtlich verärgert. Die Kliniken Herrenberg und Leonberg werden deutlich abgespeckt und Abteilungen verlieren, komplizierte Behandlungen gibt es dann im neuen Groß- oder Zentralklinikum auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen.

Leonberg - In der politischen Debatte gibt es manchmal Schlagworte, die, wenn sie erst einmal im Raum sind, nicht mehr eingefangen werden können. So ist es auch in der Gesundheitspolitik des Kreises. Wochenlang geistert die Idee eines „Portalkrankenhauses“ durch den Raum, nun soll sie der Landrat bei einer CDU-Veranstaltung in Sindelfingen ausgesprochen haben.

 

„Die Katze ist aus dem Sack“, sagt der FWV-Fraktionschef Wilfried Dölker im Kreistag, sichtlich verärgert. Die Kliniken Herrenberg und Leonberg werden deutlich abgespeckt und Abteilungen verlieren, komplizierte Behandlungen gibt es dann im neuen Groß- oder Zentralklinikum auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen.

Konkret haben der Landrat und die Klinikverbundschefin Elke Frank erklärt, dass nur noch die Grundversorgung in den kleinen Häusern stattfinde, und ein „Filetstück“, also eine Spezialabteilung mit hoher Expertise. Beobachter gehen davon aus, dass die Gynäkologie in Herrenberg oder das Herzlabor in Leonberg solche Prunkstücke sein könnten – viele andere Fachbereiche könnten aber auf dem Flugfeld zentralisiert werden.

Dass Roland Bernhard diesen Masterplan in einer CDU-Veranstaltung ausgeplaudert hat, sorgt für großen Unmut. „Im Kreistag wird nie etwas gesagt, und jetzt erfahre ich das aus der Zeitung“, schimpft der FWV-Fraktionschef Wilfried Dölker. Eigentlich werde ein Konzept für den gesamten Klinikverbund gerade erst erarbeitet. Der SPD-Vizefraktionschef Joachim Klenk hat gleich einen geharnischten Brief geschrieben. „Der Landrat verrät Einzelheiten eines Konzeptes, das noch gar nicht existiert“, schreibt er.

Bernhard schüre damit Unruhe in der Bevölkerung, Bestürzung der Ärzte und provoziere das Personal. „Das ist der falsche Weg“, meint Klenk, der die alte lateinische Weisheit „Si tacuisses philosophus mansisses“ hinzufügt: Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben. Auch der SPD-Fraktionschef Tobias Brenner nennt es „unklug“, jetzt Spekulationen anzuheizen über das Thema.

Der Landrats-Sprecher Dusan Minic versucht am Vormittag, das Feuer wieder auszutreten. „Herr Bernhard hat nur versucht, seine Erwartungen an das Konzept zu formulieren“, meint er, „dass nicht in allen Kliniken alles angeboten werden kann, war ohnehin klar.“ Doch dass Abteilungen in von der Peripherie in das 334 Millionen Euro teure neue Klinikum in der Zentrale verlegt werden, bestätigt Minic. Dass das Wort „Portalklinikum“ gefallen sei, dementiert Minic nicht. Es ist nun ohnehin in der Debatte, und stößt an den beiden Standorten bereits wieder auf Widerstand.

„Ich verwende den Ausdruck nicht“, erklärt Helmut Noë, der CDU-Fraktionschef und langjähriger Leonberger Beigeordnete „das wäre auch nicht richtig.“ Auch die Häuser in Leonberg und Herrenberg bräuchten eine breite Ausstattung, und Fachgebiete als Alleinstellungsmerkmal. „Sonst sind es nur Resterampen, die nicht funktionieren werden“, sagt Noë. Auch im Kreistag gab es Kritik. Wilfried Dölker fragte, was eine „Portalklinik“ überhaupt sei, und stellte klar: Auch in Leonberg und Herrenberg müsse weiterhin eine Grundversorgung gewährleistet sein.

Der Landrat dementierte am Nachmittag im Kreistag schließlich, von einer „Portalklinik“ gesprochen zu haben. „Selbst wenn der Ausdruck ‚Portalfunktion’ erwähnt worden ist, so war nicht ,Portalkrankenhaus’ gemeint“, betonte der Landrat. Der CDU-Kreisrat Axel Prokop, der in Sindelfingen dabei war, erklärte, der Ausdruck sei „in der Presse falsch wider gegeben worden.“ Bernhard sicherte zu, dass es in allen Kliniken auch künftig eine Grundversorgung für die Patienten geben werde.

Auch von der fachlichen Seite bekommt der Landrat Gegenwind für eine starke Zentralisierung. Der Ärztliche Direktor in Leonberg, Joachim Quendt, hat kürzlich erklärt, so könne die Klinik nicht funktionieren. Im Herbst liegt das Konzept vor, mit oder ohne Portalkliniken.