Die Trennung von Geschäftsführer Jörg Noetzel ist amtlich. Nachfolgen dürfe kein reiner Wirtschaftsmann.

Klinikverbund - Was unsere Zeitung bereits vor drei Wochen vermeldet hatte, ist nun amtlich: Jörg Noetzel, der medizinische Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest, wird das Unternehmen zum Monatsende verlassen.

 

Der Aufsichtsrat hat einem Aufhebungsvertrag, den Noetzel und die beiden Gesellschafter des Klinikverbundes – die Landkreise Böblingen und Calw – in den vergangenen Wochen ausgehandelt hatten, zugestimmt. Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart.

„Ich danke Herrn Noetzel für die geleistete gute Arbeit im Klinikverbund Südwest und wünsche ihm für seinen beruflichen Werdegang weiterhin viel Erfolg sowie persönlich alles Gute“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbundes, der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Auch der stellvertretende Aufsichtsratschef, Landrat Helmut Riegger aus Calw, und der gesamte Aufsichtsrat schließen sich den guten Wünschen an.

Als Grund für die Trennung, die für viele überraschend gekommen ist, werden offiziell „verschiedene Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung“ genannt. 

Renommierte Chefärzte geholt

Nach außen gibt es zum Abschied nur freundliche Worte. „Herr Noetzel hat viele gute Impulse für die Krankenhäuser im Verbund gesetzt, die maßgeblich zu einer positiven Entwicklung beigetragen haben“, lobt Landrat Bernhard. „Beispielhaft möchte ich die Weiterentwicklung des Medizinkonzeptes, die Chefarztbesetzungen mit hoch qualifizierten Medizinern und zuletzt die souveräne Bewältigung der Corona-Krise hervorheben.“

Dazu habe Noetzel die Entwicklungen der Campus-Konzepte um die Kliniken in Leonberg, Herrenberg und Nagold sowie das neu zu bauende Flugfeldklinikum in Böblingen „erfolgreich vorangetrieben“. Tatsächlich wurde unter Noetzels Regie der renommierte Bauchchirurg Wolfgang Steurer als Chef der viszeralchirurgischen Klinik in Leonberg gewonnen. Auch für die Gynäkologie, die lange Zeit eine Art Anhängsel der Böblinger Frauenklinik war, holte Jörg Noetzel mit Monica Diac eine eigene Chefärztin. Das Leonberger Krankenhaus, vor wenigen Jahren noch von einer massiven medizinischen Degradierung bedroht, hat wieder ein eigenständiges Profil und schreibt gute Zahlen.

So wundert es nicht, dass die Leonberger Kreisärzteschaft Noetzels Weggang ausdrücklich bedauert. „Er ergriff die Initiative zu einem wünschenswerten Ausbau des ärzteschaftlichen Miteinanders mit dem Klinikum“, würdigt Timo Hurst den scheidenden Geschäftsführer. „Es entstand ein regelmäßiger, echter Dialog, der zunehmend vertrauensvoller wurde.“ Bei anderen Klinikmanagern, so sagt der Sprecher der Ärzte im Altkreis Leonberg im Gespräch mit unserer Zeitung, habe er das in dieser Form nicht erlebt.

Großes Lob aus Leonberg

Besonders in der Diskussion um einen Gesundheitscampus in Krankenhausnähe mit Anbietern ambulanter Leistungen habe Noetzel mit allen Betroffenen „direkt gesprochen“. Hurst, der in Leonberg eine Fachpraxis für Psychiatrie betreibt, hält den Umstand, dass Noetzel von Haus aus Mediziner ist, entscheidend für den konstruktiven Dialog. Klassische Geschäftsführer sähen vor allem ökonomische Aspekte, Mediziner würden sich daneben auch stark am Patientenwohl orientieren. Daher erwarten die Leonberger Ärzte, dass in der neuen Geschäftsführung wieder ein Mediziner sitzt. „Eine gleichwertige Doppelspitze ist das Mindeste“, sagt Hurst. Besser wäre ein Mediziner als Chef.