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Positives Ergebnis Besser als erwartet

Das Kreiskrankenhaus Osterholz erwirtschaftet 2019 einen Überschuss. Die Fallzahlen steigen, die Verweildauer der Patienten nimmt ab.
08.07.2020, 22:58 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Ulf Buschmann

Landkreis Osterholz. Das Kreiskrankenhaus Osterholz hat das vergangene Geschäftsjahr wieder mit einem Plus abgeschlossen. Der Bilanzgewinn beträgt genau 599 119,31 Euro. Damit liegt das Krankenhaus rund 75 000 Euro über den Erwartungen von 2018. Diese Zahlen stellten der Chef der Einrichtung, Klaus Vagt, Bernd Lütjen, Landrat des Landkreises Osterholz, und Kai Entelmann, Sprecher des Krankenhausausschusses am Montag der Öffentlichkeit vor.

Grundlage für den Bilanzgewinn ist die Anzahl der Menschen, die sich im Kreiskrankenhaus behandeln lassen oder auch Kinder zur Welt bringen. Das alles wird über die sogenannten Fallkostenpauschalen, den DRG, abgerechnet. Die drei Buchstaben stehen für Diagnosis Related Groups. So sind die DRG-Fallzahlen von 7016 im Jahr 2015 auf nunmehr 7713 im vergangenen Jahr gestiegen. Und seit 2013 habe das Krankenhaus sogar einen Zuwachs von 25 Prozent zu verzeichnen, erklärte Vagt.

Demgegenüber sank die Verweildauer jedes Patienten im abgelaufenen Geschäftsjahr von statistisch 6,05 auf 5,59 Tage. Hierzu sagte Lütjen zum Vergleich, dass er mit seiner ersten Meniskusverletzung anno 1978 noch drei Wochen liegen musste. „Und zwar stramm liegen“, ergänzte der Landrat. Seitdem hätten sich die Behandlungsmethoden von Grund auf verändert, verglichen Lütjen und Vagt die 1970er-Jahre mit dem Stand 2020.

Vagt erläuterte ebenso, dass das Kreiskrankenhaus rund 80 Prozent seines Umsatzes in den klassischen Abteilungen für Innere Medizin sowie der Allgemein- und Unfallchirurgie erwirtschafte. Auch hier gingen die Fallzahlen im vergangenen Jahr nach oben – wenn in der Chirurgie auch nur leicht. Wie in den beiden klassischen Feldern, stehen die Ampeln auch in anderen Abteilungen komplett auf Grün. Beispiel Gynäkologie und Geburtshilfe: Im vergangenen Jahr entschieden sich 561 Frauen beziehungsweise Paare, ihre Kinder im Kreiskrankenhaus auf die Welt zu bringen.

Ein neues Fachgebiet ist die Orthopädie. Seit 2014 ist es den Verantwortlichen gelungen, insgesamt vier anerkannte Fachleute für die Bereiche Hüft- und Kniebehandlung, Schulter und Wirbelsäule nach Osterholz-Scharmbeck zu holen. Dieser Umstand beschere dem Kreiskrankenhaus eine Reihe von Patienten aus ganz Deutschland. Sogar aus Esslingen in Baden-Württemberg sei ein Mensch zur Behandlung ins Teufelsmoor gekommen. Laut Vagt hat es allein 2019 genau 220 Hüft- und 150 Knieoperationen gegeben.

Überdurchschnittlich gut schneidet das hiesige Krankenhaus auch in Sachen Patientenzufriedenheit ab. Hierzu stellte Vagt die Ergebnisse unterschiedlicher Befragungen vor. Danach horchen die Verantwortlichen des Krankenhauses alle zwei Jahre bei den stationär aufgenommenen Patienten nach. Diese Aufgabe übernimmt ein unabhängiges, auf das Gesundheitswesen spezialisierte Institut. Auch die beiden Krankenkassen AOK und Barmer befragen für ihre sogenannte PEQ- oder Weißen Liste ihre Versicherten. Diese Ergebnisse sind rund um die Uhr online verfügbar. Allerdings seien die Befragungen in diesem Jahr wegen Corona ausgefallen.

Ergebnis allgemein: Das Kreiskrankenhaus Osterholz schneidet in fast allen Punkten überdurchschnittlich gut ab. Deutlich werde dies an der PEQ-Liste: Bei der ärztlichen Versorgung, der pflegerischen Betreuung, der Organisation und dem Service sowie der Weiterempfehlung liegt Osterholz vorne.

Doch ausruhen wollen sich weder das Krankenhaus, noch Politik und Verwaltung auf der guten Entwicklung. Vor allem nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft genug Mitarbeitende zu finden, sei eine große Herausforderung, merkte Vagt an. Immerhin müssten die Krankenhäuser Tarifsteigerungen nach einer Gesetzesänderung nicht mehr über die Fallpauschalen finanzieren. Dies geschieht inzwischen über das Krankenkassenbudget.

Hinzu kommt, dass sich die Krankenhäuser aufgrund des Fachkräftemangels um Nachwuchs kümmern müssen. Alleine aus diesem Grund betreibt Osterholz zusammen mit anderen Einrichtungen eine gemeinsame Pflegeschule. Insgesamt gibt es nach Angaben von Vagt 140 Ausbildungsplätze in mehreren Berufen vor Ort. Zum 1. August würden wieder 52 Neue in die Berufswelt einsteigen.

Viel tun wird sich darüber hinaus in der Zukunft – unter anderem der Neubau der Intensivstation und des Bettenhauses (das OSTERHOLZER KREISBLATT berichtete). Für dieses Projekt gibt es 7,5 Millionen Euro vom Land Niedersachsen. Weitere rund drei Millionen Euro muss das Krankenhaus selbst stemmen. Dies geschieht laut Vagt über die Rücklagen.

Zweifel daran, dass sich der Landkreis sein Krankenhaus irgendwann einmal nicht mehr leisten kann, ließen weder Lütjen noch Entelmann aufkommen, im Gegenteil. Der Ausschuss stehe hinter der Einrichtung, schließlich sei sie gut aufgestellt. Lütjen lobte unter anderem die „familiäre Atmosphäre“. Das habe er bei der Geburt seiner beiden Kinder selbst feststellen können. Lütjen legte nach: „Das Krankenhaus hat für den Landkreis Osterholz einen ganz großen Stellenwert; auch ohne gute Zahlen.“

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