Triemli und Waid sind nicht mehr die teuersten Spitäler im Kanton Zürich

Die Sparmassnahmen der Stadtspitäler Triemli und Waid haben sich gelohnt. Das zeigt ein Fallkostenvergleich, den der Kanton publiziert hat. Bei anderen Spitälern hat sich die Lage hingegen deutlich verschlechtert.

Jan Hudec
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Das neue Bettenhaus hat die Rechnung des Triemlispitals stark belastet und damit auch die Fallkosten in die Höhe getrieben.

Das neue Bettenhaus hat die Rechnung des Triemlispitals stark belastet und damit auch die Fallkosten in die Höhe getrieben.

Christoph Ruckstuhl / NZZ

Wie viel kostet eine durchschnittliche Behandlung in einem Zürcher Spital? Für die Patienten stellt sich diese Frage kaum, die Tarife sind fix, und den Grossteil der Rechnung trägt ohnehin die Krankenkasse. Für die Spitäler sieht es anders aus. Die Höhe der Fallkosten ist für ihr wirtschaftliches Überleben entscheidend. Wenn nämlich die Fallpauschale nicht ausreicht, rutschen sie ins Minus. Und die Fallkosten sind noch aus einem anderen Grund zentral: Für die Vergabe der Leistungsaufträge des Kantons spielt auch die Wirtschaftlichkeit der Spitäler eine zentrale Rolle.

Gerade die Zahlen aus dem letzten Jahr könnten grosse Bedeutung erhalten. Auf 2023 vergibt der Kanton seine Leistungsaufträge neu. Weil die Daten von 2020 aufgrund der Corona-Krise stark verzerrt sein dürften, wird sich die Gesundheitsdirektion wohl auch auf das Jahr 2019 abstützen müssen. Entschieden sei zwar noch nichts, sagt Stefan Neubert, Leiter der Abteilung Datenanalyse in der Gesundheitsdirektion. «Aber die Relevanz der Daten des letzten Jahres ist sicher gestiegen.»

Und diese Daten zeigen spannende Verwerfungen. So konnten einige Spitäler ihre Kosten deutlich senken, bei anderen passierte genau das Gegenteil. Neubert will sich zwar nicht zu den einzelnen Spitälern äussern, ausschlaggebend für die Veränderungen seien aber häufig Sparmassnahmen oder Investitionsentscheide. Zudem wirke sich auch die zunehmende Verschiebung der Behandlungen in den ambulanten Bereich aus. Die stationären Zahlen sinken dadurch; wer nicht gleichzeitig Sparmassnahmen ergreift, bleibt pro Fall auf höheren Kosten sitzen.

Welche Zürcher Spitäler die günstigsten und welche die teuersten sind

Schweregradbereinigte Fallkosten der Zürcher Spitäler 2019 in Franken

In der Rangliste stark zurückgefallen ist das Spital Uster. War es 2018 noch im oberen Mittelfeld, steht es nun am Schluss der Rangliste. Auf Anfrage erklärt das Spital dies in erster Linie mit gestiegenen Personalkosten, so hätten mehrere IT-Projekte umgesetzt werden müssen. Zudem seien grosse Investitionen in ein neues Klinikinformationssystem getätigt worden. Gleichzeitig seien die Fallzahlen gesunken, heisst es in der schriftlichen Antwort.

Ganz anders sieht es für die Zürcher Stadtspitäler aus. Triemli und Waid hatten lange Zeit mit Defiziten und hohen Fallkosten zu kämpfen und stehen heute deutlich besser da. Vom Ende der Rangliste haben sie sich nun in Richtung Mittelfeld bewegt. «Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass uns das so gelungen ist», sagt der Direktor der beiden Spitäler, André Zemp. Insbesondere dem Waidspital, das zuletzt am stärksten unter Druck war, ist ein grosser Schritt vorwärts gelungen. Betrugen die durchschnittlichen Fallkosten im Vorjahr noch 11 500 Franken, konnten diese nun auf 10 100 Franken gesenkt werden.

Laut Spitaldirektor Zemp waren drei Faktoren zentral für die Kostenreduktion. Erstens hat das Waidspital im vergangenen Jahr 70 Stellen von insgesamt 830 abgebaut – «ohne Entlassungen», wie er betont. Dies habe sich stark ausgewirkt. Zweitens hat das Waid bei seinem Angebot klarere Prioritäten gesetzt und konnte damit auch zusätzliche Patienten gewinnen. Die Fallzahlen sind gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent gestiegen, womit das Spital besser ausgelastet war. Und schliesslich konnten durch die engere Zusammenarbeit mit dem Triemlispital Doppelspurigkeiten abgebaut werden, namentlich beim Einkauf, in der IT oder bei den Finanzen. «Wir konnten diese Leistung in dieser kurzen Zeit nur erbringen, weil das Personal voll mitgezogen hat», sagt Zemp.

Auch beim Triemli konnte die Effizienz gesteigert werden, allerdings profitierte das Spital auch davon, dass die Stadt beim überdimensionierten Bettenhaus 176 Millionen Franken abgeschrieben hat. Dieser Kniff ist nun aber in die Kritik geraten. Die FDP hat unlängst eine Aufsichtsbeschwerde dagegen eingereicht, und diese könnte durchaus Chancen haben. Denn auf eine Nachfrage der Rechnungsprüfungskommission des Zürcher Gemeinderates hatte das kantonale Gemeindeamt gesagt, dass der Stadtrat ohne Rechtsgrundlage gehandelt habe.

Sollte die Stadt den Abschreiber zurücknehmen müssen, würden sich dadurch die Fallkosten um rund 200 Franken erhöhen, sagt Zemp. Das alleine scheint zwar noch nicht so dramatisch zu sein. Doch im Triemli stehen zurzeit weitere Investitionsvorhaben an – zum Beispiel die Sanierung des alten Bettenturms –, die ebenfalls auf die Fallkosten durchschlagen werden. Der Druck aufs Spital würde damit also wieder steigen.

Über alle Spitäler gesehen sind die Fallkosten um 1,8 Prozent zurückgegangen. Halte dieser Trend an, könnte dies längerfristig auch in tieferen Tarifen resultieren, sagt Stefan Neubert von der Gesundheitsdirektion. Die Tarife werden zwar zwischen Krankenkassen und Spitälern ausgehandelt, der Kanton muss diese jedoch bewilligen.