Krankenhäuser:Ärzteverband beklagt "Kinderkliniksterben" in Deutschland

Berlin
Ein Schild mit der Aufschrift "Kinderklinik". Foto: picture alliance / dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin/Schwerin (dpa) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt vor Engpässen bei der medizinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen. "Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist akut gefährdet", sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach am Mittwoch laut einer Mitteilung. Die Zahl der Betten in den Kinderabteilungen der deutschen Krankenhäuser gehe seit mehr als 20 Jahren stetig zurück. Der Verband sprach von einem "Kinderkliniksterben" und forderte die Politik dazu auf, die klinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu sichern.

Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" die Abschaffung sogenannter Fallpauschalen in Krankenhäusern gefordert. "Fallpauschalen führen dazu, dass sich Kinderkliniken auf dem Lande nicht mehr rechnen". Die Profitorientierung im Gesundheitssystem könne so nicht bleiben, sagte die SPD-Politikerin.

Über Fallpauschalen rechnen die Krankenhäuser die Behandlung von Patienten ab. Je nach Krankheit und Behandlungsart gibt es eine bestimmte Summe, mit der dann alle Personal- und Sachkosten abgegolten sind.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist der Fall einer 2019 geschlossenen Kinderstation in einem Asklepios-Krankenhaus in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen hatte als Grund Ärztemangel angegeben und weist den Vorwurf zurück, die Station aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben zu haben.

Vom Kinder- und Jugendärzteverband hieß es am Mittwoch: "Eine solche Schließung ist kein Einzelfall." Die von der Politik gewünschte Privatisierung des Gesundheitssystems sowie die Einführung von Fallpauschalen hätten zu dieser Entwicklung geführt. Die Politik müsse eine Vergütung der Kliniken sicherstellen, die dem erhöhten Aufwand der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen entspreche. "Außerdem fordern wir auch für ländliche Regionen eine wohnortnahe qualifizierte ambulante Versorgung. 50 Kilometer und mehr bis zur nächsten Kinderstation - das darf nicht sein."

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