Kreis Lörrach Grünes Licht für Klinikneubau

Michael Werndorff
Das Zentralklinikum im Lörracher Entenbad soll im Jahr 2025 seine Pforten öffnen. Foto: Visualisierung: ash Architekten

Kreistag I: Gremium fasst Baubeschluss für das geplante Zentralklinikum / Planungen liegen in der Zeit

Kreis Lörrach - Mit den Planungen für den Bau des Zentralklinikums (ZKL) im Lörracher Entenbad, das im Jahr 2025 seine Pforten öffnen soll, liegen die Akteure gut in der Zeit. Unter der Prämisse der in Aussicht gestellten Fördermittel des Landes von mindestens 170 Millionen Euro hat der Kreistag mit vier Enthaltungen den Baubeschluss gefasst, den Finanzierungsplan beschlossen und Kompetenzen zur Durchführung von Vergaben zum Bau des ZKL geregelt.

Beschlossen wurde auch, dass der Landkreis die Kreiskliniken bei der Finanzierung des Neubaus mit der Übernahme einer Ausfallbürgschaft bis zu einer Höhe von 180 Millionen Euro unterstützt. Im Jahr 2018 hat der Landkreis als alleiniger Gesellschafter den Kreiskliniken bereits eine Kapitalaufstockung von 8,6 Millionen Euro zur Sicherung der Liquidität während und nach der Bauphase gewährt.

Die aktuelle Finanzierungsplanung berücksichtigt, dass bis zum Ende der Bauphase die verfügbare Liquidität auf 21 Millionen aufgebaut wird. Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, ist das notwendig, um die Kapitaldienstfähigkeit in den ersten Jahren nach Inbetriebnahme des ZKL zu gewährleisten.

Investition erwirtschaften

Bauherr ist die Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH, welche die millionenschwere Investition erwirtschaften muss. Insgesamt geht es derzeit um ein Baukostengesamtbudget von rund 323,5 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der Baupreiskostensteigerung mit einem Index von 3,5 Prozent bis zum Jahr 2024 entsteht ein Gesamtfinanzierungsvolumen von etwa 356,5 Millionen Euro, wie dem gestern vorgestellten Zahlenwerk zu entnehmen ist. Bis zum Herbst soll über die Finanzierungs- und Tilgungsvariante entschieden werden, insgesamt liegen den Kreiskliniken sechs Angebote von drei Banken vor, heißt es weiter.

Kein Kostenwildwuchs

In einem Pressegespräch gestern Vormittag thematisierten Landrätin Marion Dammann, Klinikengeschäftsführer Armin Müller und Projektleiter Thorsten Stolpe auch mögliche Mehrkosten für den Bau des ZKL mit seinen 677 Betten. So würde die Baupreissteigerung mittels des Baupreisindex (BPI) vierteljährlich fortgeschrieben werden. „Das sind Kosten, die im Laufe der Jahre automatisch anfallen“, sagte Dammann. Andere Kosten müssten erst einmal genehmigt oder aber kompensiert werden. Zu einem Kostenwildwuchs werde es laut Stolpe nicht kommen. Er verwies auf die begleitende Kontrolle, die im Bedarfsfall den Entscheidungsträgern Kompensations- beziehungsweise Finanzierungsvorschläge unterbreiten würde.

Klinik muss sich tragen

Indes: „Was der Markt machen wird, haben wir nicht im Griff“, verwies er auf die Ausschreibungen. Sollte es zum Beispiel beim Rohbau zu einer Art Monopolstellung der Anbieter kommen, wäre man ein Stück weit davon abhängig. Müller sagte, dass die Kliniken GmbH ein ureigenes Interesse daran habe, keine Mehrkosten zu verursachen: Die Klinik müsse sich selbst tragen. „Das ist auch die Leitplanke für die nächsten Jahre.“

Land fördert ZKL

Das geplante Zentralklinikum wird von Seiten des Ministeriums für Soziales und Integration als beispielhaftes Strukturprojekt im Lande Baden-Württemberg gesehen und wird als Blaupause für andere Landkreise und Klinikverbünde herangezogen. Um das Vorhaben zu unterstützen, haben der Landeskrankenhausausschuss und der Ministerrat die Genehmigungsplanung für das Projekt in das Jahreskrankenhausbauprogramm 2019 aufgenommen, erinnerte Stolpe. Diese wurde mit 9,62 Millionen Euro bewilligt. „Dies ist schon ein eindeutiges Signal der Landesregierung für das geplante Projekt.“ Weiter gehen die Kreiskliniken von einer Fördersumme aus dem Strukturfonds von bis zu 180 Euro aus. Eine Absichtserklärung des Landes liege vor, sagte Stolpe. Hierüber sollen im September oder Oktober weitere Gespräche geführt werden.

Im neuen ZKL werden die Leistungsangebote der jetzigen Kreiskrankenhäuser in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim sowie das St. Elisabethen-Krankenhaus unter einem Dach zusammengeführt. Bis dahin bleiben die Standorte geöffnet, wie Müller im Rahmen des Pressegesprächs sagte. Zudem müsse in sie investiert werden, damit sie bis zur Eröffnung des ZKL funktionierten.

„Eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten und attraktive Arbeitsplätze für die Mitarbeiter sind die Hauptziele, die wir mit dem ZKL verfolgen“, machte Dammann deutlich.

Rückblick

Mit dem Beschluss des Medizinkonzepts „Lörracher Weg 2.0“ im Jahr 2016 hat der Kreistag die maßgebliche Grundsatzentscheidung zur Neuausrichtung der Krankenhausstrukturen im Landkreis Lörrach getroffen und die Weichen in Richtung Zentralklinikum gestellt. Das soll die medizinische Versorgungsqualität und attraktive Arbeitsplätze im Landkreis Lörrach sichern.

Grundvoraussetzung hierfür ist eine gewisse Größe, die mit der Zusammenführung in ein neuzubauendes Zentralklinikum mit 677 Betten im somatisch-psychosomatischen Bereich plus acht psychosomatische tagesklinische Plätze erreicht wird, wie es seitens der Kreisverwaltung heißt.

Spatenstich für das Großprojekt ist der 9. November. Dann soll die Baustelle vorbereitet werden. Derzeit laufe die Markterkundung, große Gewerke würden erst nächstes Jahr ihre Arbeit aufnehmen, informierte Stolpe im Rahmen des Pressegesprächs.

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