Die Geschäftsführer Gerhard Hinger (links) und Manfred Heinzler informieren im Kreistag über die Situation im Zollernalb-Klinikum. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Kreistag steht zu kommunalem Krankenhaus und zu Verlustausgleich

Was ist geschehen? Warum ist es geschehen? Und was kann in Zukunft getan werden, damit es nicht mehr in diesem Umfang geschieht? Über die Ursachen, die zum hohen Defizit des Zollernalb-Klinikums 2019 geführt haben, ist im Kreistag ausführlich informiert worden.

Zollernalbkreis. Vorneweg bemerkte Landrat Günther-Martin Pauli, kraft Amtes auch Vorsitzender des Aufsichtsrats, dass das Klinikum keine "Ich-AG" sei. Sprich: Viele Faktoren wirken mit, ganz abgesehen von Corona, das sich ebenfalls in der Finanzlage der gGmbH niederschlägt.

Die beiden Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger und Manfred Heinzler zeigten anhand von Grafiken und Tabellen auf, dass nicht nur die Patientenzahlen, sondern auch die Kosten im vergangenen Jahr in die Höhe gegangen sind. Erstere haben mit rund 22 000 stationären Behandlungen einen Höchststand erreicht – "mehr geht fast nicht", so Hinger. Letztere haben unter anderem mit Aufwendungen knapp oberhalb der Betriebsleistungen, Strafzahlungen, neuem Tarifvertrag, EEG-Umlage und ähnlichem ebenfalls einen Höchststand erreicht. Das werde sich im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen, sagten Hinger und Heinzler.

Verschiedene Szenarien wurden in Sachen Leistungsentwicklung erarbeitet – von sehr gut bis sehr schlecht. Ziel sei es, bis Dezember die Planzahlen zu erreichen, sagte Manfred Heinzler: "Wir müssen in diesem Jahr aber trotzdem mit einem Verlust von 7,5 Millionen Euro rechnen."

Durch die Neubesetzung der Chefarztstellen im Bereich Anästhesie und Intensivmedizin sowie Zentrale Notaufnahme, durch die Abteilungen für Pädiatrie, Palliativmedizin, Lungenmedizin und Thoraxchirurgie, durch das kreiseigene Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) würden zusätzliche beziehungsweise bessere Angebote geschaffen. Im Bereich der Telemedizin sei das Zollernalb-Klinikum das erste und bislang auch einzige kommunale Krankenhaus, das im Zweifelsfall Meinungen und Diagnosen von führenden Medizinern an Unikliniken einholen könne.

Bonus für Mitarbeiter

Vieles wäre anders gelaufen, sagte Kreisrat Reinhold Schäfer (FWV), wenn es in Deutschland, speziell auch im Zollernalbkreis, während der Corona-Pandemie nicht den großen Einsatz der Klinik-Mitarbeiter gegeben hätte: "Bilder wie in Spanien und in Italien sind uns erspart geblieben." Innerhalb seiner Fraktion werde allerdings befürchtet, "dass der finanzielle Verlust noch stark anwächst".

"Gott sei Dank haben wir das Zollernalb-Klinikum", betonte Helmut Reitemann (CDU). Man habe erfahren, "wie wichtig diese Arbeit ist, die oft hinter verschlossenen Türen abläuft". Reitemanns Fazit: "Der Verlust schmerzt, aber der Zollernalbkreis steht zu seinem Klinikum."

Seit 2013 seien insgesamt 107 Millionen Euro investiert worden. Jetzt gelte es, das Zentralklinikum mutig voranzutreiben und durch eine Bonusleistung zu honorieren, dass Klinik-Mitarbeitern bedingt durch Corona zum Teil am Limit gearbeitet hätten, so Reitemann weiter. Klinik-Chef Gerhard Hinger verriet in diesem Zusammenhang, dass man nicht auf die von Bund und Land versprochenen Zahlungen warten wolle, sondern bereits im August einen Bonus zahlen werde.

Das Defizit des Zollernalb-Klinikums mit seinen beiden Standorten habe sich "erschreckend erhöht", bemerkte der SPD-Fraktionssprecher Martin Frohme. Aber es sei hervorragende Arbeit geleistet worden: "Wir sind stolz auf euch", sagte er in Richtung der Klinik-Chefs und der Mitarbeiter. Auch Ullrich Mohr (FDP) dankte im Namen seiner Fraktion für die Leistungen. Gleichzeitig forderte er ein "klares Konzept, was man mit den gegenwärtigen Mitteln machen kann, um das Ergebnis wenigstens ein bisschen zu verbessern".

Derzeit gelte es, den Menschen zu signalisieren, dass das Klinikum wieder in vollem Umfang zur Verfügung stehe, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Dietmar Foth: "Wir haben derzeit nur noch einen einzigen Corona-Patienten."

Klinik-Chef Hinger verwies darauf, dass das Klinikum für manchen niedergelassenen Arzt nicht die "erste Adresse" sei. Daher plane man eine Besprechung mit den niedergelassenen Medizinern.

Corona sei eine schlimme Erfahrung gewesen: "Wir hatten leider auch Situationen, wo Menschen sehr einsam im Zollernalb-Klinikum oder zuhause gestorben sind." Aber die coronabedingte Einschränkung der Mobilität habe auch positive Auswirkungen gehabt: "Die Leute kommen in dem Fall gerne ins Zollernalb-Klinikum."

Der Verlustausgleich wurde vom Kreistag einstimmig beschlossen, ebenso die Änderung des Gesellschaftervertrags in Zusammenhang mit den externen Anbietern von Strom-, Gas-, Reinigungs- und hauswirtschaftlichen Dienstleistungen.