Jetzt kann sie beweisen, wie krisenerprobt sie wirklich ist: Aufräumarbeiten nach einem Klinikbrand und den Umzug in ein noch unfertiges Altenheim hat Vera Antonia Büchner schon hinter sich. Mit der Übernahme des Vorstandes an den Haßberg-Kliniken hat sich die Diplom-Kauffrau inmitten der Corona-Pandemie einen besonders anspruchsvollen Zeitpunkt ausgesucht. Doch die 36-Jährige sieht es als Herausforderung.

"Natürlich hätte ich mir einen schöneren Zeitpunkt gewünscht, um in den Kreis Haßberge zu wechseln. Im Vorstellungsgespräch hatte ich immer darauf verwiesen, dass ich krisenerprobt bin - jetzt kann ich es wirklich behaupten", erzählte die neue Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken bei der offiziellen Verabschiedung ihres Vorgängers Stephan Kolck. "Der Wechsel während der Corona-Krise zurück in den Krankenhausbereich hat auch für mich bedeutet, von Null auf Hundert zu gehen." Ihre Einarbeitungsphase am Haßfurter Krankenhaus war geprägt von der Corona-Krisenbewältigung. Daher habe sie mit Kolck vereinbart, die ersten drei Monate gemeinsam zu gestalten.

Änderungen und Konstanten an den Haßberg-Kliniken

Dieser gibt seinen Posten nach 28 Jahren ab. Bei seinem Start am 1. April 1992 standen mit der Zusammenfassung zu einer zentralen Krankenhausverwaltung sowie der Umsetzung der neuen Gesundheitsreform gleich große Aufgaben an. Für Kolck haben sich in seinen fast drei Jahrzehnten an den Haßberg-Kliniken eine gravierende Änderung, aber auch eine verlässliche Konstante herauskristallisiert: "Kreiskrankenhäuser als Einrichtungen der Daseinsvorsorge waren damals so selbstverständlich wie Schulen oder Polizeistationen und vor Ort einfach präsent", berichtet Kolck. "Aber in den 1990er Jahren traten immer mehr Tendenzen hervor, dass Krankenhäuser als Wirtschaftsbetriebe bestehen sollen."

Seit der Umstrukturierung zur zentralen Krankenhausverwaltung mussten sich die Haßberg-Kliniken immer wieder dem Konflikt stellen, ihre Aufgabe der Daseinsvorsorge zu bewältigen und gleichzeitig wirtschaftlich mit Ressourcen umzugehen. "Es gibt Gesundheitsleistungen, die wohnortnah notwendig, aber nicht wirtschaftlich erbringbar sind", erklärt Kolck dazu.

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Die Daseinsvorsorge habe in den Haßbergen schließlich die Oberhand gewonnen - auch wenn dies Transferzahlungen des Landkreises nötig machte. "Voraussetzung dafür muss aber sein, dass die angebotenen Gesundheitsleistungen von hoher Qualität sind", betont Kolck. Das Krankenhauspersonal habe in den vergangenen 28 Jahren durch seine Teamfähigkeit genau das leisten können.

Bewährtes und Neues im Klinik-Alltag

Die Arbeit ihres Vorgängers fortzuführen, aber gleichzeitig eigene, neue Akzente zu setzen, das sei nun Büchners Ziel für die Haßberg-Kliniken. Das Krankenhaus konnte mittlerweile gemäßigt in den Regelbetrieb zurückkehren, der Isolierbereich der Klinik wurde zurückgebaut.

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Der Gefahr einer zweiten Corona-Welle sei sich das medizinische Personal aber stets bewusst: "Wir wollen nicht noch einmal in die Situation kommen, dass uns die Schutzausrüstung ausgeht und haben daher Notfallbestände", sagt Büchner zur aktuellen Situation. "Und wir sind noch sehr streng, was die Besuchsregeln angeht." Die Infektionszahlen nehmen stetig ab. Und seit einem Monat habe das Krankenhaus sogar keine neuen Corona-Fälle verzeichnet.

28 Jahre lang war Stephan Kolck als Vorstandsvorsitzender der Haßberg-Kliniken tätig, seine Nachfolgerin Vera Antonia Büchner übernahm im April.

354 Arbeitnehmer beschäftigt das Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken derzeit, im Vorjahr waren es noch 364 Mitarbeiter.

519 477 Euro beträgt der Jahresfehlbetrag der Haßberg-Kliniken. Rund sieben Millionen Euro steckte der Landkreis von 2016 bis 2018 in das Unternehmen.

Das war sonst noch Thema im Kreistag: Neue Kreisjugendpflegerin und lobende Abschiedsworte

Kreisjugendpflegerin Eva Pfeil kehrt als neue Kreisjugendpflegerin in den Landkreis Haßberge zurück und löst damit Frank Kupfer-Mauder ab. Die Sozialpädagogin befindet sich seit dem 1. Juli in der Einarbeitung für die Stelle. Von 2012 bis 2018 war sie hier bereits in der kommunalen Jugendarbeit tätig, damals jedoch im Bereich Jugendschutz und Medien. Zwischenzeitlich arbeitete sie bei der Stadt Bamberg. Spätestens ab dem 1. Oktober wird sie sich ihrer Aufgabe als Arbeitsgruppenleiterin der kommunalen Jugendarbeit widmen. 90 Prozent ihrer Arbeitszeit will sie dann auf den Kreisjugendring verwenden, für den sie auch die Geschäftsführung übernimmt.

Debatte Ein Antrag der Grünen-Fraktion mit der Forderung nach einer weiblichen Stellvertretung für den Landrat löste Diskussionen aus, wurde aber schließlich mit 13 zu 39 Stimmen abgelehnt.

Verabschiedungen In der Sitzung des Kreistags Haßberge wurden auch diejenigen Kreisräte verabschiedet, die entweder von sich aus auf eine weitere Kandidatur verzichtet haben oder denen die erforderliche Stimmenzahl für eine weitere Wahlperiode gefehlt hat. Dazu gehören Klemens Albert, Anton Aumüller, Astrid Baum, Herbert Baum, Andreas Dellert, Harald Deringer, Judith Geiling, Georg Hiernickel, Paul Hümmer, Monika Weinbeer, Klaus Wichler, Christoph Winkler, Mark Zehe, Walter Ziegler, Peter Klein, Ulrich Pfuhlmann, Matthias Schneider und Willi Sendelbeck.

Vier ausscheidende Kreisräte würdigte Landrat Wilhelm Schneider dabei besonders: Als "Urgestein des Kreistags" war Günther Geiling seit 1978 Mitglied des Gremiums. Schneider betitelte den CSU-Politiker, der auch Vorsitzender der Kreistagsfraktion sowie Breitbrunner Bürgermeister und zeitweise stellvertretender Landrat war, als "Verkörperung des Kommunalparlaments".

Auch Siegmund Kerker, der dem Kreistag seit 1984 ununterbrochen beisaß und zeitweise das Amt des stellvertretenden Landrats übernahm, dankte Schneider. Der CSU-Politiker sei immer ein deutlicher Fürsprecher des Steigerwalds und seiner Gemeinde Oberaurach gewesen.

Mit Kurt Sieber verlässt der dienstälteste und am längsten amtierende Kreisrat das Gremium, dem er seit 1972 angehörte. Der ehemalige Bürgermeister von Königsberg und bayerischer Landtagsabgeordnete habe zudem viel zum Aufbau der Deutsch-Französischen-Verbindungen beigetragen.

Schneiders Vorgänger Rudolf Handwerker wurde nach 42 Jahren im Kreistag verabschiedet. Der ehemalige Haßfurter Bürgermeister war bis 2014 Landrat und sei stets ein Vorbild an Disziplin und Menschlichkeit gewesen.

383 Jahre lang haben die 22 ausscheidenden Räte zusammengenommen im Kreistag gewirkt. 22 neue Mandatsträger sind für sie nachgerückt.