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Klinikum Hersfeld-Rotenburg: Alles steht infrage

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Luftbild Klinikum Bad Hersfeld
Steckt in der größten Krise seiner Geschichte: Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg. Unser Foto zeigt das Bad Hersfelder Klinikum aus der Vogelperspektive. © Klinikum Hersfeld Rotenburg

Der kommunale Klinikverbund steckt in der schwersten Krise seiner Geschichte. Das Defizit 2019 wird voraussichtlich erneut in die Millionen gehen.

Ihren Abschlussbericht für die Umstrukturierung des Klinikums Hersfeld-Rotenburg legt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon zwar erst Ende August vor. Doch es verdichten sich die Hinweise, dass dem wirtschaftlich stark angeschlagenen Klinikverbund große Einschnitte bevorstehen. „Es wird leider nicht ohne schmerzhafte Schritte gehen“, sagt der neue Geschäftsführer Rolf Weigel.

Hersfeld-Rotenburg - Ein „Weiter so“ werde es nicht geben, so der medizinische Geschäftsführer Dr. Tobias Hermann. „Mit dem breiten Blumenstrauß, den wir aktuell anbieten, können wir uns nicht über Wasser halten.“ Der kommunale Klinikverbund verfügt insgesamt über mehr als 25 Kliniken und Fachabteilungen. „Wir müssen uns fragen, welche stationären Angebote noch möglich sind. Es kommt alles auf den Prüfstand“, sagt Weigel.

Er ließ durchblicken, dass es Bereiche gebe, die „unverhandelbar“ seien. Dazu gehöre die Geburtenstation. Wie schmerzhaft die Einschnitte tatsächlich sein werden, um das von Weigel ausgegebene Ziel zu erreichen, „in drei bis fünf Jahren auf jeden Fall die schwarze Null zu schaffen“, ließ er vorerst offen.

Ist die Curacon-Analyse fertig, kommt sie auf den Tisch des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung. Auch die Belegschaft werde frühzeitig eingebunden, verspricht Hermann. Das letzte Wort hat dann der Kreistag.

Fest steht: Der Klinikverbund steckt in der schwersten Krise seiner Geschichte. Das Defizit 2019 wird erwartet groß ausfallen. Weigel spricht von „einem signifikaten Fehlbetrag von mehr als zehn Millionen Euro“. Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor.

Auch für dieses Jahr sieht es nicht besser aus, wenngleich die Corona-Pandemie „zusätzliche Belastungen“ mit sich bringe. Die finanzielle Auswirkung seien derzeit noch nicht absehbar.

Erst im März hatte der Kreistag dem Klinikum eine Finanzspritze von 16,4 Millionen Euro gewährt, um es mit dringend notwendigem Kapital auszustatten.

Gründe für die Krise sind laut Hermann der Rückgang stationärer Patienten, der Fachkräftemangel, Pflegepersonaluntergrenzen, die Unterfinanzierung durch die Krankenkassen sowie fehlende Investitionen vom Land.

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