Fachkräftemangel in der Pflege Hilfe aus dem Ausland in der Pflege

Kevelaer · Staatssekretärin Sabine Weiss aus dem Gesundheitsministerium schaut nach vorne. Pflegeberufe sollen wieder attraktiv werden. Drei Säulen politischer Steuerung sollen die Altenpflege in sichere Fahrwasser bringen.

 Ein Krankenpfleger ein Bett durch einen Krankenhausflur. Das ist aber nicht die Regel. Denn die meisten Pflegekräfte sind weiblich.

Ein Krankenpfleger ein Bett durch einen Krankenhausflur. Das ist aber nicht die Regel. Denn die meisten Pflegekräfte sind weiblich.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

„Es ist mittlerweile wirklich bei jedem angekommen, dass wir in der Pflege ein Riesenproblem haben“, sagte Sabine Weiss, Parlamentarische Staatssekretärin von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Drei große Ansatzpunkte sollen zur Lösung des Problems beitragen: Erstens soll die Branche eine Kehrtwende von Teilzeitjobs in Vollzeit machen. Zweitens soll die Ausbildung und der Beruf unter anderem durch eine höhere Vergütung attraktiver gemacht und aktiv beworben werden. Drittens soll das Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland die Nachfrage nach Pflegepersonal bedienen.

Nach den Koalitionsverhandlungen 2017 wurden bereits 13.000 neue Stellen im Bereich der Altenpflege als erster ad hoc Lösungsansatz geschaffen, berichtet die 62-jährige Bundestagsabgeordnete. Doch es hapert bis heute an der Anzahl ausgebildeter Pflegekräfte, die diese Stellen auch besetzen können. „Jetzt hat uns Corona im Zeitablauf natürlich einige Lücken gerissen“, bemerkte Weiss und entschuldigt damit, dass auf so manche Versprechungen seitens der Politik noch verhältnismäßig wenige Taten gefolgt sind. Am Vortag habe sie jedoch noch mit den Philippinen telefoniert, um von dort Pflegekräfte anzuwerben. Sie hofft, dass der südostasiatische Raum weitgehend von einer zweiten Corona-Welle verschont bleibt, damit nun endlich auch im dritten Punkt derartige Lösungsansätze wieder an Fahrt aufnehmen.

Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) des Kreises Kleve lud gemeinsam mit der Caritas Geldern-Kevelaer am Montagvormittag einige kommunale CDU-Politiker in den Kevelaerer Klostergarten ein, um sich intensiv mit Verantwortlichen aus dem Pflegebereich der Caritas auszutauschen. In den vergangenen beiden Jahren wurden mit 29 (2018) und 46 (2019) ambulanten und stationären Pflegekräften noch weit mehr Menschen von der Caritas ausgebildet als in diesem Jahr, berichtete die Chefin des Uedemer Laurentius-Haus Susanne Heinrichs. 35 Ausbildungen waren für 2020 ursprünglich geplant gewesen. Lediglich zwölf Azubis stehen derzeit für eine Pflegeausbildung in den Startlöchern.

Der Pflegeberuf scheint für viele junge Menschen unattraktiv zu sein. Woran dies liegen könnte, darüber spekulierten die Diskutanten im Klostergarten. Zum einen würde der Beruf noch viel zu wenige Männer ansprechen. Beim Caritasverband sind beispielsweise nur 13 Prozent der Pflegekräfte männlich. „Es ist jetzt nicht der Beruf, den man als Ernährer einer Familie ergreifen würde“, stellte Weiss fest. Der Vorsitzende des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer Karl Döring weiß, dass ein derartiges Bild ein Irrtum ist. „Die ausgebildete Pflegekraft, die nach drei Jahren Vollzeit beschäftigt ist, verdient mehr als der Sparkassenmitarbeiter nach drei Jahren, der hinter dem Schalter steht. Das weiß aber niemand.“ Derartige Fakten gilt es zu bewerben, meint Staatssekretärin Weiss. Man müsse laut ihr nach der Verbesserung der Strukturen in der Pflegebranche ein positives Bild vom Pflegeberuf  zeichnen, damit sich in naher Zukunft wieder junge Leute vermehrt für einen Pflegeberuf begeistern können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort