Menschenleben statt Geld
Er erwarte jetzt klare politische Signale, so Voth. Denn mit mehreren Gutachten – ein weiteres wird am Donnerstag bei einem Gespräch im Ministerium übergeben – sei die Notwendigkeit gezeigt worden. Natürlich wisse er, dass ein solcher Hubschrauber Geld koste, so Voth. "Aber es geht um Menschenleben und um Zeit, da sollte das Geld an zweiter Stelle stehen", fand Matthias Voth deutliche Worte. Auch Prof. Dr. Sebastian Spethmann, Chefarzt der Kardiologie, betonte, wie wichtig eine Luftrettung für die Notfallversorgung am Standort sei. Es käme immer wieder einmal vor, dass sie bereit stehen würden, der Patient jedoch auf dem Transport verstorben sei. Es müssen Rettungsfristen eingehalten werden, sagte auch Dr. Erik Weidmann, Chefarzt der Notaufnahme. Diese seien jedoch in einem Flächenland wie Ostprignitz-Ruppin auf dem Straßenwege oft nicht zu realisieren. Komme dann ein Hubschrauber eines anderen Standortes, gehen oft zudem dem Neuruppiner Krankenhaus die Patienten verloren. "Es ist schwer, Schwerpunkte zu etablieren, wenn Patienten so entzogen werden", so Erik Weidmann. Landrat Ralf Reinhardt (SPD) ergänzte, dass ein Hubschrauber dort stationiert sein müsse, wo auch die Versorgung der Patienten erfolge. Die Ministerin verwies noch einmal auf die Kosten und darauf, dass sie die Gesundheitsversorgung im gesamten Land im Blick haben müsse. Sie befürchte, dass sich zu viele Rettungshubschrauber "kannibalisieren würden".
Auch zur weiteren Unterstützung des Landes für die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) äußerte sich Nonnemacher nur sehr vorsichtig und verwies auf ihre Ministerkollegin Manja Schüle (SPD), die bei diesem Thema federführend sei. Deutlich machte sie jedoch, dass der Schwerpunkt der Medizinerausbildung zukünftig in der Lausitz liegen wird. Sie versprach jedoch, die bestehenden Strukturen zu berücksichtigen.
Klare politische Signale vermisste Matthias Voth auch hinsichtlich der kindermedizinischen Versorgung im Land Brandenburg. So drohen laut Matthias Voth die Krankenkassen dem Standort in Neuruppin mit der Aberkennung des sogenannten Perinatalzentrums Level 2. Doch nur durch dieses sei laut Voth die wohnortnahe Betreuung von Risikoschwangerschaften – und dazu gehören alle werdenden Mütter über 35 Jahren – gewährleistet. Immerhin zählen zu dieser Gruppe laut Kliniksprecherin Verena Clasen rund 20 Prozent aller Gebärenden in den Ruppiner Kliniken. Durch das Perinatalzentrum, in dem es sechs Inkubatoren gibt, können Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm und Frauen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche entbinden müssen, intensivmedizinisch betreut werden. Sollte die Aberkennung stattfinden, gibt es erst wieder in Brandenburg, Berlin und Schwerin eine derartige Versorgung von Frühgeborenen. Es dürfe für Menschen kein Nachteil sein, in der Fläche zu leben, so der Klinikchef, weshalb es notwendig sei, die nötigen Strukturen vorzuhalten. Doch das sei nur mit Unterstützung des Landes möglich.
Vieles leuchte ein, gab auch Ursula Nonnemacher zu. Es sei gut gewesen, vor Ort die aktuellen Themen anzusprechen und den Blickwinkel von dort mitzunehmen. Doch müsse sie den Gesamtzusammenhang sehen. "Die Gewinnoptimierung im Krankenhausbereich hat deutschlandweit zu Fehlentwicklungen geführt." Daher regt sie an, dass die Debatte über eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung auf Bundesebene geführt werden muss.
Corona-Teststrecke
Am Rande des Termins bestätigte die Gesundheitsministerin, dass bereits in dieser Woche auf dem Flughafen in Schönefeld eine Corona-Teststation in Betrieb gehen soll. Derzeit liefen die abstimmenden Gespräche mit dem Landkreis Dahme-Spreewald, der Flughafengesellschaft, dem Land Berlin und der Charité. Geplant sei, die Teststrecke erst einmal täglich von 8 bis 21 Uhr zu besetzen. Nutzen können sie – vorerst freiwillig – alle Reisenden, die aus Risikogebieten zurückkehren. Ursula Nonnemacher erklärte, dass auch für Reisende mit anderen Verkehrsmitteln Handlungsbedarf bestehe. Derzeit expandiere die Pandemie weltweit, mahnte die Politikerin. Deshalb dürfe Brandenburg nicht riskieren, dass es seinen aktuell sehr günstigen Status mit nur wenigen Infektionen verliere. "Durch die Intensivierung des Tourismus gibt es viel mehr Kontakte als während der ersten Welle", so Ursula Nonnemacher.

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Infokästen haben ab sofort keinen blauen Punkt vorne, sondern nur einen gefetteten Anlauf.

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