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Paderborn

Beatmung von Intensiv-Patienten: Krankenhaus setzt auf neue Narkose

Das St. Johannisstift in Paderborn sieht sich in der Intensivmedizin auch bei steigenden Corona-Infektionszahlen gut aufgestellt. Zum Einsatz kommt unter anderem die sogenannte "Dampfnarkose".

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Matthias Kuckeland ist Chefarzt, Anästhesist und Intensivmediziner am St. Johannisstift. | © St. Johannisstift

Matthias Kuckeland ist Chefarzt, Anästhesist und Intensivmediziner am St. Johannisstift. | © St. Johannisstift

22.10.2020 | 22.10.2020, 07:25

Paderborn. Als vor gut elf Jahren der „King of Pop" Michael Jackson angeblich an einer Überdosis Propofol starb – spätestens da kannte so ziemlich jeder das intravenös verwendete Narkotikum. Es ist günstig, hat wenig Nebenwirkungen und wird zum Beispiel auch zur Sedierung, also Ruhigstellung, von beatmeten Patienten mit Corona verwendet. Allerdings war Propolfol schon vor der Pandemie immer wieder zwischenzeitlich knapp geworden. „Das ist kein Phänomen von Corona aber durch das Virus verstärkt worden", so die Deutschen Krankenhausgesellschaft.

Unabhängig von der Verfügbarkeit von Propofol werden Patienten auf der Intensivstation des Paderborner St. Johannisstifts medizinsch angemessen sediert mit einem neuen Medizinprodukt aus Schweden. „AnaConDa" heißt eine Art Filter, der in das ohnehin notwendige Beatmungsgerät integriert wird und seit August auch im St. Johannisstift eingesetzt wird, wie das Krankenhaus jetzt mitteilt.

"Dampfnarkose bedeutet weniger Stress"

Diese „Dampfnarkose" wird sehr gut vertragen und lässt sich fein dosieren. „Der Übergang von der Beatmung des Patienten zurück zur Spontanatmung lässt sich mit AnaConDa fließend gestalten. Das bedeutet weniger Stress für unsere Patienten. Auch der Kreislauf bleibt unter dieser Dampfnarkose stabil", so Chefarzt Matthias Kuckeland, Anästhesist und Intensivmediziner am St. Johannisstift.

Das kann bedeuten, dass Patienten schneller aus der Intensivstation entlassen werden können und schneller Betten für neue Patienten freiwerden. Darüber hinaus ist ein unglaublich feiner Filter integriert, der Partikel zurückhält, die ein Viertel der Größe eines Corona-Virus haben. Die Produktionsfirma aus Schweden freut sich über sensationelle Zahlen: „Seit Covid 19 haben wir unsere Umsätze im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, darunter viele Neukunden" so Stina Sandberg von Sedana Medical aus Stockholm.

Beatmung durch die Nase

Ein weiteres Werkzeug in der Intensivmedizin, das durch Corona ganz besonders nützlich sein kann, ist eine Beatmung durch Nasenkanülen, die auch in Bauchlage recht problemlos eingesetzt werden kann, ist „Optiflow nasaler Highflow" von Fisher&Paykel. In der Bauchlage wird die Lunge schwerkranker Patienten besser belüftet, ein Tubus (also Schlauch) zum Beatmen würde da zwar auch funktionieren, wäre aber für den Körper deutlich aggressiver. Durch diese nasale Beatmung wird die Atemluft vorgewärmt und ist auch so feucht, wie die Lunge es braucht.

Mit dieser Form der Beatmung lässt sich bei günstigem Verlauf die für den Körper deutlich anstrengendere Beatmung per Tubus vermeiden oder verzögern. Und auch im Umstieg vom Beatmungsgerät auf die spontane Atmung haben Mediziner gute Erfahrungen mit der Optiflow-Methode durch die Nase gemacht. An diesen beiden Beispielen wird deutlich, dass die Intensivmediziner über verschiedenste Werkzeuge verfügen, Patienten optimal zu versorgen und ihre Therapie auch und gerade in Coronazeiten optimal anzupassen. Das St. Johannisstift sieht sich auch bei steigenden Infektionszahlen gut aufgestellt.