Esenshamm/Hannover/Brake - Große Unruhe bei den etwa 190 Klinikmitarbeitern in Nordenham und auch in Teilen der Bevölkerung der Stadt sowie in den Gemeinden Butjadingen und Stadland hat eine Mitteilung des CDU-Landtagsabgeordneten Björn Thümler ausgelöst. Demnach soll das St.-Bernhard-Hospital in Brake 42 Millionen Euro vom Land für einen Neubau und umfangreiche Umbauarbeiten bekommen.
Das hat, wie Björn Thümler mitteilte, der Krankenhausplanungsausschuss des Landes empfohlen.
Krasse Bevorzugung
Viele Menschen in der nördlichen Wesermarsch sehen darin eine krasse einseitige Bevorzugung des Braker Krankenhauses. Auch der Nordenhamer Stadtrat greift das auf: Für Montag, 2. November, ist eine öffentliche Sondersitzung in der Stadthalle Friedeburg einberufen worden. Beginn: 20 Uhr. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Entwicklung der Krankenhauslandschaft.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte am Dienstag der Betriebsratsvorsitzende der Helios-Klinik im Nordenhamer Stadtteil Esenshamm, Ralf Feierabend, dass große Unruhe herrscht. Der Betriebsrat hat daher einen Brief an die zuständige Sozialministerin Carola Reimann (SPD) geschrieben.
Ruinöser Wettbewerb
Im Gespräch mit dieser Redaktion fügte Ralf Feierabend ergänzend hinzu: „Zu befürchten ist, dass es zu einem Wettbewerb der beiden Krankenhäuser im Landkreis kommt, der niemandem nützt – und dazu führt, dass am Ende beide Häuser um ihre Existenz bangen müssen.“
Eine Kopie des Betriebsrats-Briefes liegt dieser Redaktion vor. Schon im Jahr 2013, so schreibt der Betriebsrat, habe sich das Ministerium unter Federführung des damaligen Staatssekretärs Jörg Röhmann um eine Zusammenarbeit und eventuelle Fusion der beiden Krankenhäuser im Landkreis Wesermarsch bemüht.
Mehrfach Angebote
Nach erfolgloser Intervention habe Jörg Röhmann gegenüber Kreistag und auch der Klinik-Mitarbeitervertretung „klar formuliert, dass es, solange die beiden Krankenhäuser nicht miteinander in irgendeiner Art zusammenarbeiten, keine Fördermittel für die Wesermarsch gibt“.
Laut Betriebsrat der Helios-Klink gibt es bis heute keine Zusammenarbeit, obwohl Helios immer wieder Angebote an Brake gemacht habe.
Der Betriebsrat meint, dass „eine einseitige Förderung nur einer Klinik nicht nachvollziehbar ist und eine Begründung fordert.“ Daher stellt er der Ministerin diese Fragen: „Warum weicht das Ministerium von seiner bisherigen Vorgehensweise ab? Warum unterstützt das Ministerium nur eine Klinik in der Wesermarsch und untergräbt den bis dato politisch gewollten Status quo der Häuser im Landkreis?“ Der Betriebsrat weist darauf hin, dass die Mitarbeiter seit Eröffnung der neuen Helios-Klinik in Esenshamm im Mai 2017 jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Euro zusätzlich erarbeiten müssen, um die Abschreibungen für den Neubau aufzubringen. Kolleginnen und Kollegen in Brake müssten das bei Fördergeld von 42 Millionen Euro nicht leisten. Der Betriebsrat fordert daher, eine solche Summe ( 42 Millionen) für eine langfristige, sinnvolle Krankenhausversorgung einzusetzen – unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung und der Mitarbeiter beider Kliniken.
Im Frühjahr 2014 hat der Helios-Konzern den Krankenhausstandort Nordenham vom Vorgängerbetreiber, dem Rhön-Konzern, übernommen. Mit tiefroten Zahlen: Der Betrieb schrieb jedes Jahr fünf Millionen Euro Verlust.
Im Mai 2017 hat Helios die neue Klinik im Stadtteil Esenshamm eröffnet. Weil zuvor Gespräche mit der Braker Klinik mit dem Ziel einer Kooperation oder Fusion am Braker Widerstand gescheitert waren, bekam Helios – im Gegensatz zu sonst üblichen Baukostenzuschüssen des Landes – keinen Cent Zuschuss vom Land. Das Land hielt auch später an seiner Forderung nach einer Zusammenarbeit beider Kliniken als Bedingung für Fördergelder fest.
In die neue Nordenhamer Klinik hat Helios 46 Millionen Euro investiert. Lediglich vom 10-Millionen-Zuschuss, den der Landkreis zuvor an Rhön gezahlt hatte, konnte Helios profitieren.