Vorwürfe gegen Klinikgeschäftsführung:Wieder Streit im Amperklinikum

Pflegekräfte, Ärzte und andere Mitarbeiter empören sich über den Bericht des Geschäftsführers Florian Aschbrenner im Kreistag. Sie werfen ihm vor, die Situation bewusst beschönigt zu haben, und fordern seinen Rücktritt.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Kritik an der Geschäftsführung des Helios-Amper-Klinikums Dachau ist nicht neu - doch nun werfen Mitarbeiter dem Klinikgeschäftsführer Florian Aschbrenner vor, in der Kreistagssitzung Ende Oktober bewusst Halbwahrheiten über die Pflegesituation in dem Krankenhaus verbreitet zu haben. Und nicht nur das: In einer E-Mail fordert die Gruppe aus Pflegekräften, Ärzten und Mitarbeitern der Verwaltung den Rücktritt Aschbrenners und des kommissarischen Pflegedirektors Dominik Teich. Die E-Mail ging auch an Kommunalpolitiker, unter anderem, an Landrat Stefan Löwl (CSU), den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums. Der Landkreis ist zu fünf Prozent an dem Dachauer Krankenhaus beteiligt.

In der Sitzung am 30. Oktober hatte Aschbrenner den Kreisräten berichtet, wie das Klinikum mit der Pandemie umgeht und dabei unter anderem gesagt, dass es in Vorbereitung auf einer zweite Welle sogenannte Refresherkurse für Pflegekräfte und anderes Personal gebe. Er sprach auch von einer normalen Fluktuation innerhalb der Belegschaft und tat die seit Jahren nicht mehr verstummende Kritik an dem Pflegenotstand als Randerscheinung ab. Auch auf Nachfragen einiger Kreisräte reagierte er ausweichend.

"Da ist nichts konkret beantwortet worden"

Die anonymen E-Mail-Verfasser, die der SZ teilweise namentlich bekannt sind, schildern die Situation indes ganz anders: 20 Kündigungen seien bereits eingegangen, viele weitere würden noch folgen - und dabei handle es sich längst nicht mehr nur um Pflegekräfte, sondern auch Mitarbeiter in unterschiedlichsten Positionen. Krankschreibungen "durch massive Überlastungen sind Alltag geworden", heißt es weiter; gleichwohl seien Leiharbeiter zur Beschönigung der Zahlen zum Jahresende "auf unrühmliche Weise" ausgestellt worden. Das hat auch Folgen für die Patienten: Laut Kritikern könne man von Glück sprechen, wenn zwei Pflegekräfte eine Schicht pro Station abdecken könnten. Die Realität sehe indes so aus, dass es meist nur eine Pflegekraft sei, teilweise unterstützt durch einen Helfer oder Auszubildenden. Von Refresherkursen habe man erstmals durch Zeitungsberichte über die Kreistagssitzung erfahren. Die Kritiker fordern: "Wenn wirklich Ruhe ins Haus einkehren und von weiteren Kündigungen und Maßnahmen unsererseits abgesehen werden soll, dann geht dies nur über einen sofortigen Rücktritt der Herrn Aschbrenner/Teich."

Kreisrat Michael Reindl (FW) wundert sich über die Vorwürfe nicht. "Da ist nichts konkret beantwortet worden", sagt er mit Blick auf seine Fragen, der er auf der Kreistagssitzung dem Geschäftsführer Aschbrenner gestellt hatte. Allerdings fehlten ihm, so Reindl, die Fakten, um die Situation des Personals bewerten zu können. Die müssten nun endlich "auf den Tisch". Kreisrätin Marese Hoffmann (Grüne) zweifelt nicht an den beschriebenen Zuständen, würde sich aber mehr Geschlossenheit innerhalb der Belegschaft wünschen, damit die Vorwürfe nicht mehr abgetan werden könnten. Für Hoffmann steht aber auch fest: Es handelt sich nicht um ein dachauspezifisches Problem, sondern um eine "allgemein problematische Ökonomisierung" des Gesundheitssektors. Gleichwohl appelliert sie an Aschbrenner: Er müsse doch verstehen, dass er auf ein gutes Verhältnis mit seinen Mitarbeitern angewiesen sei - "sonst kann er den Laden dichtmachen".

Florian Aschbrenner weist alle Vorwürfe zurück

Die Fraktion der Kreisrätin Marianne Klaffki (SPD) habe, sagt sie, bereits vor der Kreistagssitzung den Betriebsrat zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, sobald das wieder möglich sei. Anonyme E-Mails findet sie "schwierig". Gleichwohl glaubt sie den Aussagen und will im Rahmen der formalen Regularien Einfluss nehmen. Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) tut sich schwer mit anonym vorgebrachten Vorwürfen. Wie er sagt, liegt aber die Schaffung besserer Arbeitsverhältnisse nicht in seiner Kompetenz, die Politik sei nicht dafür zuständig, "tarifliche Fragen zu lösen". Die medizinische Versorgung des Landkreises sehe er jedenfalls "überhaupt nicht in Gefahr".

Florian Aschbrenner weist alle Vorwürfe zurück: "Ich habe die Situation im Helios-Amper-Klinikum Dachau auf der Kreistagssitzung weder beschönigt noch falsch dargestellt. Eine anonyme Mitteilung eines Einzelnen ändert nichts an den von mir getätigten Äußerungen."

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