Kantonsrat wirft Spital Fehlverhalten und Panikmache vor

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Nach Video-VeröffentlichungKantonsrat wirft Spital Fehlverhalten und Panikmache vor

Der dramatische Video-Aufruf des Spitals Schwyz wird zum Politikum. Ein SVP-Kantonsrat hat deswegen einen Vorstoss eingereicht. Nur, Träger des Spitals ist nämlich ein Verein mit einem Leistungsauftrag des Kantons.

Dieses Video hat bei SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm für einen roten Kopf gesorgt.

Spital Schwyz

Darum gehts

  • Weil sich das Spital Schwyz mit einem Video an die Öffentlichkeit wandte, um die Corona-Krise in den Griff zu kriegen, muss sich nun der Regierungsrat damit befassen.

  • Der Initiant, SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm gibt aber zu, dass er ein Gegner der aktuellen Massnahmen ist, die Schwyz gegen die Pandemie ergriffen hat.

  • Es ist fraglich, ob der Vorstoss etwas bringt. Grund ist, dass der Träger des Spitals ein privater gemeinnütziger Verein ist.

  • Die Sprecherin des Spitals sagt, dass das Spital mit privater Trägerschaft eigenständig über seine Kommunikation entscheiden kann.

SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm und drei Mitunterzeichnern ist das Video des Spital Schwyz, das Mitte Oktober veröffentlicht wurde, in den falschen Hals geraten. Aus diesem Grund hat Diethelm eine Interpellation eingereicht. Darin will er unter anderem wissen, wer die Initiative zu dieser Videoproduktion ergriffen hat und wer dafür die Kosten trägt. Beantwortet haben will Diethelm auch die Fragen nach der Strategie und Absicht hinter der Botschaft oder ob es diesbezüglich Konsequenzen vonseiten des Regierungsrates für ein derartiges «Fehlverhalten» der Spitalführung gibt.

Träger des Spital Schwyz ist die Krankenhausgesellschaft Schwyz. Dies ist ein privater gemeinnütziger Verein mit rund 1500 Mitgliedern. Das Spital hat einen Leistungsauftrag des Kantons Schwyz und ist auf dessen Spitalliste. Auf die Frage, ob er die Krankenhausgesellschaft mit seinen Fragen konfrontiert habe, sagt Diethelm: «Nein, ich hatte keinen Kontakt, weil mich dies nicht interessiert.» Laut Diethelm müsste die Kommunikation trotz der vorhandenen Struktur über die Regierung des Kantons Schwyz laufen.

«Das Video des Spitals Schwyz muss als regelrechte Propaganda im Sinne einer völlig übereilten und überspitzten Form der ‹Panikmache› angesehen werden», so Diethelm weiter. Die Aussagen im Video seien falsch, weil damit Panik geschürt worden sei. Dies sei nicht nötig gewesen, weil die Situation nicht derart angespannt gewesen sei. Diethelm sagt aber, dass er ein Gegner der aktuellen Corona-Massnahmen ist: «Es stört mich extrem, dass der Kanton Schwyz mit seinen Massnahmen noch weiter ging als der Bund.»

Behörden waren im Vorfeld mehrfach über die Entwicklung im Bild

Weil Vertreter der Krankenhausgesellschaft nicht erreichbar waren, nimmt Spital-Sprecherin Nirmala Arthen auf Anfrage Stellung: «Das Video ist entstanden, weil die Spitalleitung in seinem Einzugsgebiet eine dramatische Zunahme der Covid-19-Patienten feststellte und befürchten musste, dass das Spital an seine Kapazitätsgrenzen stossen würde, wenn nicht rasch eine Verhaltensänderung der Bevölkerung die Infektionsketten unterbrechen würden.»

Laut Arthen wurden auch die Behörden davor mehrfach schriftlich und telefonisch über die Entwicklung informiert. Im Übrigen stellte Arthen klar, dass es nicht an der Krankenhausgesellschaft Schwyz sei, über die Interpellation von Kantonsräten zu urteilen. Für deren Beantwortung sei die Schwyzer Regierung zuständig.

«Als Spital mit privater Trägerschaft kann es eigenständig über seine Kommunikation entscheiden. Das Video enthielt keinerlei politische Botschaft. Es enthielt ausschliesslich einen Aufruf, eine Bitte an die Bevölkerung, sich an die Empfehlungen der Behörden zu halten.» Laut Arthen ist das Video im Spital mit einem Smartphone und ohne externe Unterstützung aufgenommen worden. Es habe keine finanziellen Ressourcen beansprucht und zwischen der Idee und der Entscheidung, den Aufruf zu produzieren und das Video zu veröffentlichen, seien weniger als 24 Stunden vergangen.

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