St.Gallen

Hüftgelenke oder Kaiserschnitte: Das Kantonsspital St.Gallen ist teuer

· Online seit 16.11.2020, 05:39 Uhr
Mehr als das Doppelte kostet ein neues Hüftgelenk im Kantonsspital St.Gallen als in Chur oder Appenzell. Das Gleiche gilt für einen Kaiserschnitt für alle, die privat oder halbprivat versichert sind.
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Die Preisunterschiede bei Operationen in Spitälern sind zum Teil riesig. So verlangt das Kantonsspital St.Gallen für eine Hüftoperation eines halbprivat versicherten Patienten 12'646 Franken, in den Spitälern Chur und Appenzell kostet der gleiche Eingriff nur rund die Hälfte. Dies haben Recherchen der Fachzeitschrift «Medinside» ergeben.

Beim Kaiserschnitt gibt es ähnlich grosse Preisunterschiede (über 6000 Franken für Halbprivate in St.Gallen, rund die Hälfte in Chur). Die Rede ist hier aber nur vom Tarif der Zusatzversicherung laut Versicherungsgesetz VVG. Dieser wird vom Spital einzeln mit den Krankenversicherern ausgehandelt. Dazu kommen noch die Grundkosten der Operation, die die obligatorische Krankenpflegeversicherung übernehmen muss.

Kantonsspital St.Gallen nimmt keine Stellung

Doch wie lässt sich ein solch riesiger Preisunterschied für halbprivat und privat Versicherte erklären? Auf Anfrage von «Medinside» teilt das Kantonsspital St.Gallen lediglich mit: «VVG-Verträge werden mit jedem Versicherer einzeln und individuell verhandelt. Zu einzelnen Preisen nehmen wir nicht Stellung, da wir dazu die Vertragsgrundlagen anderer kennen müssten.»

Medinside hat nun aber die Preise verschiedener Kantonsspitäler recherchiert und aufgelistet:

Die Frage stellt sich, weshalb die Krankenkassen solch massive Unterschiede bei den Spitaltarifen akzeptieren. «Das ist reine Verhandlungssache und weil sich die Krankenkassen nicht absprechen dürfen, gibt es solche Preisunterschiede», sagt Felix Schneuwly vom Vergleichsdienst Comparis auf Anfrage von FM1Today.

Krankenkassen sind gezwungen, Verträge abzuschliessen

Doch das ist nicht die ganze Wahrheit: Die Versicherungen stehen unter Druck. «Da privat und halbprivat Versicherte freie Spitalwahl haben, sind die Versicherer gezwungen, mit allen Spitälern einen Vertrag abschliessen, deshalb können die Spitäler die Tarife weitgehend selbst bestimmen», sagt Schneuwly.

Inzwischen hat sich aber die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma der Sache angenommen und verlangt mehr Transparenz von den Krankenkassen und den Spitälern.

«Doch die Krankenversicherungen hätten es schon vor der Intervention der Finma in der Hand gehabt, nicht nur die Spitalwahl für Zusatzversicherte einzuschränken», sagt Schneuwly. «Sie hätten ihren Kunden auch eine Liste mit den für den anstehenden Eingriff qualitativ besten Spitälern abgeben können. Denn die Versicherer sehen bei den Abrechnungsdaten, wo es mehr Komplikationen gibt und wo weniger. Ausserdem stehen objektive Daten wie Infektions- oder Rehospitalisationsraten zur Verfügung. Damit wäre den Versicherten mehr geholfen, als wenn die teuersten Spitäler auf der Liste fehlen.»

veröffentlicht: 16. November 2020 05:39
aktualisiert: 16. November 2020 05:39
Quelle: FM1Today

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