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«Zusätzliche Intensivbetten ohne Personal ist keine Lösung»
Aus Echo der Zeit vom 18.11.2020. Bild: Keystone
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Druck auf Intensivstationen Ist ein nicht-zertifiziertes Intensivbett schlechter?

Aufs Fachpersonal kommt es an. Das sagt die Präsidentin der Gesellschaft für Intensivmedizin zur IPS-Betten-Diskussion.

«Die Intensivstationen sind voll», titelten diverse Medien jüngst. Doch das bezog sich nur auf die zertifizierten Betten, denn bis zu 600 nicht-zertifizierte Betten könnten noch bereitgestellt werden. Gewisse Einbussen bei der Behandlungsqualität seien nicht auszuschliessen, wenn auf zu viel fachfremdes Personal zurückgegriffen werden müsse, sagt Antje Heise, Präsidentin der Ärzteschaft der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin.

Antje Heise

Antje Heise

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Antje Heise ist Präsidentin der Ärzteschaft der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI). Sie ist ärztliche Leiterin der interdisziplinären Intensivstation am Spital Thun.

SRF News: Was ist der Unterschied zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Intensivbetten?

Antje Heise: In der Schweiz gibt es ungefähr 870 zertifizierte Intensivbetten. Die Stationen erfüllen die von der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin vorgegebenen Kriterien bezüglich Ausstattung, Personalbesetzung sowie Aus- und Weiterbildung. Patienten auf solchen Intensivstationen erfahren die höchstmöglichen verfügbaren Behandlungsstandards.

Nicht-zertifizierte Betten müssen meist ad hoc geschaffen werden, wenn sehr viele Patienten in kurzer Zeit eine Intensivbehandlung brauchen. Häufig reicht dabei die Infrastruktur aus, nicht aber das Fachpersonal. Aus diesem Grund greift man zur Unterstützung auf fachfremdes Personal zurück und muss unter Umständen mit gewissen Einbussen in der Behandlungsqualität rechnen.

Bei der Unterstützung mit fachfremden Personal ist unter Umständen mit gewissen Einbussen in der Behandlungsqualität zu rechnen.
Autor: Antje Heise

Wie viel schlechter sind ad hoc geschaffene Intensivstationen als reguläre?

Ziel ist, dass sie möglichst nicht schlechter sind. Das Ziel ist, wie jetzt auf meiner Intensivstation, dass die zusätzlich geschaffenen Betten weiterhin unter Führung von ausgebildeten Intensivmedizinern und -pflegenden sind und das fachfremde Personal nur unterstützt. Das soll die höchstmögliche Behandlungsqualität gewährleisten.

Wo findet man in der angespannten Lage Personal für die Intensivstation?

Im Gesundheitswesen besteht schon seit Jahren ein Personalengpass nicht nur in Spitälern, sondern auch in Alters- und Pflegeheimen. Fachpersonal zu finden, ist grundsätzlich schwierig. In einer Situation, wo viele Spitäler Bedarf haben, ist auch der Markt ausgetrocknet. Die allermeisten Spitäler greifen auf eigenes Personal zurück, das frei wird, wenn etwa nicht dringliche Operationen verschoben werden.

Was ist die Ausbildung für die Arbeit auf einer Intensivstation?

Ein Facharzt oder eine Fachärztin für Intensivmedizin durchläuft eine sechsjährige Facharztausbildung. Eine Intensivpflege-Fachperson macht die Grundausbildung in Krankenpflege und dann ein zweijähriges Nachdiplomstudium in Intensivpflege. Der Zivilschutz etwa kann hier zwar helfen, aber nicht in fachspezifischen Belangen. Das können Transportbegleitungen sein, aber es muss immer eine Fachperson dabei sein.

Es sollen noch mehr Intensivbetten geschaffen werden. Ist das die Lösung?

Der Ausbau der Infrastruktur allein ist nicht die Lösung und kann es auch nicht sein. Denn Infrastruktur ohne Personal hilft nicht. Eine schnelle Lösung gibt es also nicht. Zurzeit funktioniert es dank der grossen Solidarität zwischen Spitälern und Intensivstationen sehr gut. Die neu geschaffene Koordinationsstelle zur Vermittlung zwischen den Spitälern ist sehr gut angelaufen. Aus diesem Grund kann im Moment noch jedem Patienten die angemessene Intensivbetreuung zugestanden werden.

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 18.11.2020, 18:00 Uhr;

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