Ammerland - Kommunale Finanzen sind eine komplizierte und mitunter auch nur schwer zu durchschauende Materie. Dabei geht es letztlich um unser aller Geld. Wofür wird das ausgegeben? Und wofür ist nicht genug da?
Schulden im Blick
Doch während in Büros und Internetforen den ganzen Tag darüber diskutiert wird, ob, wann und wo man Masken tragen soll, spricht quasi niemand über unsere kommunalen Schulden.
Auch die Landkreise in Niedersachsen weisen kaum noch ihre wirklichen Bilanzen aus. Zwar gibt es den klassischen Haushalt, über den zumindest die Politik diskutiert. Aber was da nicht bzw. nicht wirklich transparent drinsteht, sind die tatsächlichen Schulden. Denn jede Kommune hat inzwischen ein umfangreiches Sammelsurium an Gesellschaften und Eigenbetrieben – vom Krankenhaus oder Veranstaltungszentren bis zu Bäder- oder Abfallwirtschaftsbetrieben. Und in so mancher Gesellschaft schlummern Millionen an Schulden.
Im Ammerland ist die Situation etwas anders als in anderen Kreisen oder kreisfreien Städten. Denn hier gibt es so etwas wie eine „Konzernbilanz“. Das Rechnungsprüfungsamt stellte denn auch in der letzten Haushaltsausschusssitzung die Bilanz des „Unternehmens Ammerland“ vor. Und die kann sich sehen lassen.
Rote Linie
Dabei findet sich gleich auf der ersten Seite eine rote Linie mit Schulden in zweistelliger Millionenhöhe. Immerhin sind diese zwischen 2012 und 2018 von 67 Millionen auf 50 Millionen gesunken. Doch ist der Landkreis wirklich so tief in den Miesen? Pro Ammerländer wären das immerhin 400 Euro Schulden.
Die Wahrheit sieht deutlich besser aus. Das kumulierte Jahresergebnis ist nicht nur positiv. Es summierte sich zwischen 2012 und 2018 auf stattliche 84 Millionen Euro. Allein 2018 lag das Plus der Firma Ammerland bei 21 Millionen. Pro Einwohner macht das 175 Euro Überschuss.
Größter Posten in der Konzernbilanz ist die Kreisverwaltung selbst. 2016 machte der Landkreis knapp elf Millionen Plus, 2017 waren es 14 Millionen, 2018 gute 13 Millionen und 2019 immerhin noch zehn Millionen. So rosig geht es allerdings nicht weiter. Für 2021 plant Kämmerer Thomas Kappelmann ausnahmsweise mal mit einem Minus – in Höhe von sechs Millionen.
Interessant sind auch die Zahlen für die Konzerntochter Ammerlandklinik. Während anderswo teilweise ein zweistelligen Millionenminus im Krankenhausbereich anfällt, hat die Ammerlandklinik in den vergangenen zehn Jahren stets Geld verdient. 2010 waren es 1,85 Millionen. 2012 – im schlechtesten Jahr – immerhin noch eine runde Million. 2018 gab es mit acht Millionen einen Rekordabschluss. Und im vergangenen Jahr waren es immerhin noch 4,1 Millionen Plus.
Verantwortung
Und wer ist nun verantwortlich für die guten Zahlen? Die Politik lobte im Ausschuss die Kreisverwaltung. Landrat Jörg Bensberg hingegen gab das Kompliment gleich wieder zurück an den Kreistag. Schließlich habe dieser durch besonnene Beschlüsse und parteiübergreifende Gemeinsamkeit die Basis für die soliden Zahlen gelegt.