Pfaffenhofen
Krankenhaus in tiefroten Zahlen

Defizit wächst weiter: Ilmtalklinik erhält seit Oktober keinen staatlichen Coronaausgleich mehr

01.12.2020 | Stand 05.12.2020, 3:34 Uhr
Finanziell geht es für die Ilmtalklinik bergab: Die Auswirkungen der Coronakrise treffen das Krankenhaus immer stärker - auch weil die staatlichen Ausgleichszahlungen gestrichen wurden. −Foto: Brenner

Pfaffenhofen/Kelheim - Wie in diesem außergewöhnlichen Jahr nicht anders zu erwarten, rutscht die Ilmtalklinik GmbH mit den beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg immer tiefer in die roten Zahlen. Grund dafür ist vor allem die Corona-Pandemie, aber auch erhebliche Einbußen im "Tagesgeschäft", die selbst durch staatliche Ausgleichsleistungen bei Weitem nicht aufgefangen werden konnten.

 

Mit Ingo Goldammer erstattete der Geschäftsführer der Ilmtalklinik am Montag im Kelheimer Kreisausschuss ebenso Bericht wie seine Kollegin Dagmar Reich von der Kelheimer Goldbergklinik. Beide schilderten die angespannte Situation ihrer Häuser - und keiner der Kommunalpolitiker zeigte sich von der Entwicklung überrascht, die sich seit Frühjahr abgezeichnet und im Jahresverlauf noch verschärft hat. Kelheims Landrat Martin Neumeyer (CSU) war ehrlich genug, um einzugestehen, wie ihn die Corona-Lage umtreibt: "Mir bereitet das schlaflose Nächte, was da auf uns zukommen könnte."

Die vorgestellten Zahlen verdeutlichen, wie brutal die Pandemie auf die Klinikfinanzen durchschlägt. Allein die Vorhaltung freier Betten für mögliche Covid-19-Patienten ist ein schlechtes Geschäft. Denn die staatlichen Ausgleichszahlungen machen den finanziellen Aufwand nicht wett. Und jetzt auch noch das: Der Bundesgesetzgeber stellte seine Zahlungen an die kleinen Krankenhäuser zum 30. September ein, der Rettungsschirm 2.0 gilt nur noch für Schwerpunkt- und Maximalversorger wie zum Beispiel das Klinikum Ingolstadt. Trotzdem werden natürlich auch in Kelheim, Mainburg oder Pfaffenhofen weiterhin Covid-19-Patienten behandelt.

Die Zahl der von Januar bis Oktober stationär behandelten Patienten an der Ilmtalklinik liegt laut Geschäftsführer Ingo Goldammer um rund zehn Prozent unter der des Vergleichszeitraums im Vorjahr. Wenigstens in der Geburtshilfe setzt sich der positive Trend fort, die wie die Gynäkologie derzeit über den Planzahlen liegt. Den Jahresfehlbetrag 2020 der Ilmtalklinik bezifferte Goldammer mit rund 6,2 Millionen Euro, der Wirtschaftsplan hatte 4,1 Millionen Euro vorgesehen. Dazu addieren sich 304000 Euro an Investitionen in den Brandschutz des Mainburger Hauses sowie weitere 215000 Euro an Sonderausgaben wie die Umsetzung der Gefährdungsanalyse zum Trinkwasser und die Notstromversorgung.

Im nächsten Jahr kommt es voraussichtlich noch schlimmer. Dann rechnet der Geschäftsführer in einer nach seinen Worten "konservativen und sehr vorsichtigen Einschätzung" mit einem Verlust in einer Größenordnung von knapp neun Millionen Euro, inklusive eines "Corona-Risikoabschlags" von zwei Millionen Euro, wobei der Wegfall der Ausgleichszahlungen (heuer waren das 3,4 Millionen Euro), der Corona-Zuschläge (650000 Euro) und des Verpflegungszuschusses (260000 Euro) schon eingepreist sind. Außerdem geht Goldammer von einer Steigerung der Personalkosten in Höhe von 6,5 Prozent aus, während er die Sachkosten um 5,4 Prozent drücken möchte. In seiner Abwägung der Chancen und Risiken im Wirtschaftsplan 2021 hofft der Geschäftsführer auf eine geringere Auswirkung von Corona auf das Klinikgeschäft, eine stärkere Leistungsentwicklung aufgrund der Aufstockung des Pflegepersonals, verbesserte Leistungen der Notaufnahme und eine Wiedereinführung der Hilfsprogramme auch für die kleineren Krankenhäuser. Als mögliche Risiken nannte er eine Verschärfung der Corona-Situation und des Fachkräftemangels, die den Einsatz von teuren Honorarkräften notwendig machen würde.

Wie sich das Defizit des Mainburger Krankenhauses konkret auf den Haushalt des Landkreises Kelheim auswirkt, beantwortete Kämmerer Reinhard Schmidbauer - inklusive möglicherweise ganz konkreter Auswirkungen auf den Landkreis Pfaffenhofen. Kelheim ist nämlich mit 15 Prozent an der Ilmtalklinik beteiligt. Die restlichen 85 Prozent hält Pfaffenhofen. Dass sich dieses Beteiligungsverhältnis in absehbarer Zukunft ändern könnte, deutete Landrat Neumeyer auf Nachfrage an: "Ich gehe für die Zukunft von 30 Prozent aus."

An der Goldberg-Klinik sieht die Entwicklung übrigens ganz ähnlich aus. Dort rechnet Geschäftsführerin Dagmar Reich mit einem Gesamtverlust von 6,56 Millionen Euro, wobei der Wirtschaftsplan ein Minus von 4,91 Millionen Euro vorgesehen hatte. Auch im Kelheimer Haus brachen aufgrund der Corona-Pandemie die Erträge weg, die durch staatliche Ausgleichszahlungen nicht aufgefangen werden konnten. Vor allem die Monate April und Mai während des ersten Lockdowns ließen die Zahlen der behandelten Patienten dramatisch sinken, was im Jahresverlauf natürlich nicht mehr aufzuholen war. Erst im Juli stabilisierten sich die Zahlen wieder, ehe der Oktober den nächsten Einbruch brachte.

PK