Vohenstrauß
09.12.2020 - 12:40 Uhr
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Krankenhaus Vohenstrauß verkauft: Kurzzeitpflege geplant

Das Krankenhaus Vohenstrauß ist Geschichte. Die ist aber noch nicht zu Ende. Nächstes Jahr soll das Kapitel Folgenutzung geschrieben werden. Mit einigen bekannten Personen aus der Region.

Harald Kraus (Zweiter von rechts) hat mit zwei Mitstreitern das Krankenhaus Vohenstrauß gekauft. Darüber freuen sich Landrat Andreas Meier (rechts) sowie Klinken-AG-Finanzchef Manfred Tretter und Bürgermeister Andreas Wutzlhofer (von links).

Was eine vierköpfige Runde am Mittwochmorgen im Rathaus verkündete, ist für Bürgermeister Andreas Wutzlhofer ein "echtes Christkindl für die Vohenstraußer". Irgendwann im nächsten Jahr soll dort, wo bis zum Sommer noch Patienten, Schwestern und Ärzte das Bild im ehemaligen Kreiskrankenhaus bestimmt haben, der Stillstand beseitigt werden.

Rückblick: Obwohl das Haus im Frühjahr noch als Ausweichquartier für die Betreuung von Covid-Patienten aus Weiden genutzt wurde, war sein Schicksal im April besiegelt. Die Kliniken AG Nordoberpfalz verkündete die Schließung der Akutversorgung zum 31. Juli, weil das kleine Haus unrentabel ist. Das Personal sollte an anderen Standorten der Kliniken AG unterkommen.

"Für mich taten sich damals viele Fragezeichen auf", gibt Wutzlhofer zu, dass er gerätselt hat, ob nicht ein dauerhafter Leerstand droht. Den hat die Kliniken AG mit dem Verkauf der Immobilie an die KMV Medicenter GmbH abgewendet.

Neue Eigentümer aus der Region

Dahinter verbergen sich drei bekannte Namen aus dem Altlandkreis. K steht für Harald Kraus. Der Immobilienverwalter besitzt mehrere Objekte, darunter das Pflegeheim "Wohnen am Kreuzberg" in Pleystein. Das M gehört Dr. Sinisa Markovic. Der Internist betreibt eine Praxis im Krankenhaus. Hinter dem V verbirgt sich Manfred Voit, Geschäftsführer im Pleysteiner Kreuzberg-Heim. Wie sich das Trio die künftige Struktur des ehemaligen Spitals vorstellt, erklärt Kraus: Im ersten Stock soll weiterhin die Pflegestation "Sanitacura" der Familie Duschner bleiben. Sie hat einen längerfristigen Mietvertrag. Im zweiten Stock, wo früher die Akutversorgung untergebracht war, soll eine Kurzzeitpflegeeinrichtung mit 24 Plätzen entstehen. Das dritte Obergeschoss bleibt vorerst ungenutzt, allerdings wird die ehemalige Physiotherapie im Keller renoviert und vermietet.

Platz für weiteren Facharzt

Im Erdgeschoss wäre neben Dr. Markovic noch Platz für einen weiteren Facharzt. "Gespräche mit drei bis vier Medizinern laufen", sagt Kraus. Er und Wutzlhofer liebäugeln vor allem mit einem Dermatologen. Der Küchentrakt soll ebenfalls wiederbelebt werden. "Dabei sind Synergien mit dem Haus in Pleystein denkbar", sagt Kraus. Ob dann aus der Vohenstraußer Küche neben der künftigen Kurzzeitpflege auch das Kreuzberg-Heim versorgt wird, sei aber offen. Ansonsten seien die Häuser in Pleystein und Vohenstrauß vollkommen voneinander getrennt.

Der Pfalzgrafenstadt beschert dieses "Christkindl" ein paar neue Arbeitsplätze. Vorerst sind es 14 Fach- und Hilfskräfte in der geplanten Kurzzeitpflege. Wann sie ihren Betrieb aufnimmt, ist unklar. Kraus wagt keine Prognosen hinsichtlich Baukosten und Umbauzeit.

Zum Kaufpreis holen Kliniken AG und KMV die Stillschweigen-Floskel aus der Tasche. Beide Seiten loben das gute Miteinander bei den Verhandlungen, die im Mai begannen und am 15. Dezember mit dem Notartermin enden sollen. Manfred Tretter, Finanzchef der Kliniken Nordoberpfalz, sagt, dass die AG ohnehin vorgehabt habe, eine Kurzzeitpflege zu installieren. Da seien die Pläne von Kraus und Co. gerade recht gekommen. Überdies sei eine Förderung über den sogenannten Strukturfonds II des Bundes möglich. Mit dieser Lösung kann Landrat Andreas Meier gut leben. "Das ist was Nachhaltiges. Wir haben immer gesagt, wir setzen uns in Vohenstrauß für eine adäquate medizinische Versorgung ein", sagte er auch als Aufsichtsrat der Kliniken AG. Für den Verkauf des Hauses sei die medizinische Nutzung Bedingung gewesen, ergänzt Tretter. Adventliche Zufriedenheit also allerorten. Für Wutzlhofer auch aus einem anderen Grund: "Es ist eine völlig neue Erkenntnis für mich, dass solange nichts nach außen gedrungen ist und keine Unruhe reinkam."

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Vohenstrauß31.07.2020
Hintergrund:

Die Geschichte des Krankenhauses Vohenstrauß

  • Eröffnung im Jahr 1865 als Krankenhaus für "Dienstboten, Gewerbsgehilfen und Fabrikarbeiter beiderlei Geschlechts".
  • Aktuelles Gebäude aus dem Jahr 1895. Anfangs 25 Planbetten, durchschnittliche Belegzahl in den ersten Jahren 220 bis 250 Patienten
  • Offizielles Lazarett im Ersten Weltkrieg
  • 1955: Der Landkreis Vohenstrauß erweitert auf 112 Betten inklusive Geburtsstation.
  • 1962/63 Erweiterung um Bäder- und Sanitärräume sowie Hauskapelle
  • 1978: Reduzierung auf 80 Betten gemäß Forderung des bayerischen Krankenhaus-Bedarfsplans
  • 2006 Überführung des Kreiskrankenhauses in die Kliniken Nordoberpfalz AG
  • Juli 2020: Schließung der Akutversorgung
 
 

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