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Neuer Chef übernimmt in Prien die Reha-Klinik St. Irmingard in unruhigen Zeiten

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Es gibt sicher bessere Zeiten, einen neuen Führungsjob in einer Reha-Klinik anzutreten. Stefan Düvelmeyer scheint sich aber trotz Maskenpflicht und verunsicherter Patienten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Prien – Im Telefoninterview mit der Chiemgau-Zeitung wirkt der 42-Jährige Stefan Düvelmeyer, neuer Geschäftsführer der Reha-Klinik St. Irmingard, aufgeräumt und kommentiert auch schwierige Begleitumstände der Corona-Pandemie für sich und sein Team sachlich und ruhig.

Düvelmeyer tritt als neuer Geschäftsführer in einer der drei großen und erfolgreichen Reha-Kliniken Priens in die Fußstapfen von Dietolf Hämel. Der Vorstand der Gesundheitswelt Chiemgau (GWC) mit Sitz in Bad Endorf will sich künftig verstärkt der strategischen Konzernausrichtung widmen. Hämel zufolge ist die Klinik St. Irmingard, die zur GWC gehört, bisher den Umständen entsprechend ganz gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. Weil aber keine staatlichen Rettungsschirme mehr greifen, rechnet der GWC-Vorstand damit, „dass mindestens das erste Quartal 2021 noch sehr problematisch wird“, sagte er im Gespräch mit der Redaktion voraus.

Besonders onkologische Patienten sind verunsichert

Im Gegensatz zu sonst sei die Klinik in Prien-Stock in den vergangenen Monaten nie ganz voll gewesen. In normalen Zeiten melden die Priener Reha-Kliniken eigentlich immer Vollauslastung.

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Weil kleinere Therapiegruppen gebildet werden müssen, können aber momentan nicht alle Kapazitäten genutzt werden. Aufgenommen werden Hämel zufolge nur Patienten, die einen negativen Test vorweisen. Den bekommen sie in der Regel in der Akut-Klinik, in der sie in Behandlung waren oder operiert wurden, bevor sie zur Reha ans Bayerische Meer kommen.

Hämel hat in den vergangenen Monaten bei vielen Patienten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch Verunsicherung beobachtet, besonders bei onkologischen Patienten. Auch den Umstand, dass laut Statistiken zuletzt wesentlich weniger Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt in die Kliniken kamen als in Jahren davor, wertet er als deutliches Indiz für die Zurückhaltung der Menschen.

Eine Dauerkarte beim 1. FC Köln

Solche Bedenken auszuräumen, gehört nun auch zu den Aufgaben von Düvelmeyer, seinem Team und dem medizinischen Fachpersonal. Er hat nicht nur die Verantwortung in Prien übernommen, sondern zusätzlich die Geschäftsführung in der Klinik ChiemseeWinkel in Seebruck, wo er zwei Tage pro Woche vor Ort ist. Diese Fachklinik für Psychosomatik mit 50 Betten und rund 100 Mitarbeitern hatte die GWC 2017 eröffnet.

Düvelmeyer hat ursprünglich in Köln eine Banklehre gemacht und in der Domstadt, wo er auch eine Dauerkarte des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln hat, Betriebswirtschaft studiert. Seien berufliche Laufbahn führte ihn schon einmal in den Chiemgau.

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Von 2009 bis 20132 durchlief er mehrere Stationen in der Medical-Park-Gruppe und war in dieser Zeit auch eineinhalb Jahre persönlicher Assistent des Vorstandsvorsitzenden der Medical Park AG und der Freiberger Holding GmbH mit Sitz in Amerang. Über Stationen in Wiesbaden, Berlin und Bad Ems kam Düvelmeyer 2018 als Geschäftsführer zur Vitos Gießen-Marburg-Gruppe, bevor er jetzt mit seiner Frau und dem heuer geborenen Nachwuchs in den Chiemgau zurückkehrte.

Der Einstieg in die Verantwortung für zwei Kliniken in Corona-Zeiten hat dem 42-Jährigen noch nicht viel Zeit gelassen, die Joggingstreken um seinen neuen Wohnort Chiming zu erkunden. Denn er hat ein großes Ziel: Der sportliche Klinik-Chef will beim Halbmarathon über gut 21 Kilometer die Zwei-Stunden-Schallmauer für sich persönlich durchbrechen.

Bis auf die Hygieneregeln sieht Düvelmeyer nach seinen ersten Eindrücken die beiden Kliniken, deren Geschäfte er nun führt, „ziemlich nah am Normalbetrieb“. Seebruck sei mit 93 Prozent Auslastung sogar besser belegt als 2019.

Pläne für Erweiterung als größte Herausforderung

Seine vielleicht größte Zukunftsaufgabe wird es sein, zusammen mit Hämel, der schon seit Jahren daran arbeitet, die Erweiterung der Klinik St. Irmingard voranzubringen.

Unter anderem war in Entwürfen schon ein Verbindungsbau zum Hotel Luitpold 2 und eine Einbeziehung dieses Hauses in den Klinikbetrieb im Gespräch. Aufgrund der Nachfrage würde sich das sicher lohnen, sagt Hämel, aber da die GWC nicht Eigentümer der Klinikimmobilie ist, sei dieses Vorhaben nur sehr schwer zu realisieren.

Die Klinik St. Irmingard gibt es seit 1977. Sie verfügt heute über 235 Betten in den Fachbereichen Onkologie, Kardiologie, Psychosomatik und Psychotraumatologie. 260 Mitarbeiter kümmern sich um die Patienten. 3100 werden in normalen Jahren behandelt. Die Klinik-GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Gesundheitswelt Chiemgau (GWC) mit Sitz in Bad Endorf. Die GWC hat die Klinik-Immobilien von der Eigentümerfamilie Feßler gepachtet.

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