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Lokalpolitiker kämpfen um Leisnigs Geburtsklinik

Die CDU-Stadträte haben bei der Leitung der Helios-Klinik um einen Gesprächstermin gebeten. Aber auch andere Dinge sind angeschoben worden.

Von Heike Heisig
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Mehrfach ist Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (links) in den Vorjahren in der Leisniger Helios-Klinik gewesen, zuletzt 2020. Auch sie haben die Leisniger um Unterstützung im Kampf um die Geburtsklinik gebeten.
Mehrfach ist Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (links) in den Vorjahren in der Leisniger Helios-Klinik gewesen, zuletzt 2020. Auch sie haben die Leisniger um Unterstützung im Kampf um die Geburtsklinik gebeten. © Dietmar Thomas

Leisnig. Die Helios-Klinik in Leisnig hat mit der Schließung der Geburtenstation Tatsachen geschaffen, die nicht jeder akzeptieren will oder kann. Werdende Eltern sind enttäuscht. Rüdiger Schulze, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat gab zu, von der Entscheidung der Klinikleitung überrascht zu sein. Doch dabei ist es nicht geblieben.

„Wir haben uns mit Stadträten und Mitgliedern der Ortsgruppe zusammengesetzt“, sagt Schulze, „und überlegt, was wir jetzt tun können.“ Mittlerweile seien einige Brief beziehungsweise E-Mails verschickt. „Wir haben versucht, viele, die uns helfen können, einzubeziehen“, so Leisnigs CDU-Fraktionschef.

Leisnigs Geburtsklinik wichtig für den ländlichen Raum

Als Beispiele nennt er den Landrat des Landkreises Mittelsachsen Matthias Damm (CDU), die für den Wahlkreis zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann, EU-Abgeordneten Peter Jahr und den Kreisvorsitzenden der CDU Sven Liebhauser. Als Döbelner sei ihm mit Sicherheit daran gelegen, dass es weiterhin eine Geburtsklinik im Raum Döbeln gibt und werdende Eltern wohnortnah ihren Nachwuchs zur Welt bringen können, ist Rüdiger Schulze überzeugt.

Für Leisnigs Kommunalpolitiker ist das Mutter-Kind-Haus des Leisniger Helios-Krankenhauses mit Kinderklinik und Geburtsklinik ein Pfund, mit dem sie bei Familiengründern auch in Zukunft gern für einen Zuzug nach Leisnig geworben hätten. „Eine möglichst gut ausgestattete Klinik ist für uns ein Standortvorteil“, sagt Rüdiger Schulze. Und auch ein Vorteil für den ländlichen Raum.

Einige dort lebende Familien haben inzwischen durchaus Angst, da benachteiligt oder abgehängt zu werden. Dass es gut ist, gegenzusteuern, hatte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping erst im vergangenen Herbst gesagt, als sie im Leisniger Krankenhaus bei der Eröffnung der Abteilung für Altersmedizin dabei war. Auch an die Ministerin haben sich die Kommunalpolitiker gewandt und gebeten, sich bei Helios für ein Überdenken der Entscheidung zur Geburtenstation stark zu machen.

Ist es wirklich schon zu spät?

Die Motivation der Klinikleitung dafür „möchten wir uns allerdings selbst erklären lassen“, begründet Rüdiger Schulze. Eine Terminanfrage für ein Gespräch sei gestellt. Er hoffe, dass es möglichst kurzfristig zu einer Runde kommen kann und die dauerhafte Schließung bestenfalls rückgängig oder der Schritt für Betroffene leichter gemacht werden kann.

Gewünscht hätte sich die CDU, dass sie ein wenig eher von den Schließungsplänen erfahren und hätte mitüberlegen können. „Eigentlich haben wir zur Klinikleitung und zu Helios insgesamt einen guten Draht und gehen offen und transparent miteinander um“, schätzt der Chef der CDU-Fraktion im Leisniger Stadtrat ein. Daher gehe er davon aus, dass die Entscheidung doch relativ rasch zu treffen war.

Was noch getan werden kann, will Schulze gern auch mit den Mitgliedern der anderen Ratsfraktionen beraten. Deshalb hat er vor, die Schließung der Geburtsklinik in Leisnig schon im Ältestenrat zu diskutieren. Der tagt als nächstes. Die Stadträte kommen erst wieder im Februar zusammen. Bis dahin habe es idealerweise schon ein Gespräch mit dem privaten Krankenhausbetreiber gegeben.

Vor Schließung auch Alternativen geprüft

Der hatte vor Silvester angekündigt, dass er die ab dem 19. Dezember geschlossene Geburtsklinik in Leisnig nach dem Jahreswechsel nicht wieder öffnen wird. Als Grund dafür nannte Klinik-Geschäftsführerin Franziska Bell einen Fachkräftemangel.

„Wir können in Leisnig insbesondere aufgrund fehlender Fachärzte und trotz intensiver Suche nach Fachpersonal keine dauerhaft qualifizierte stationäre Betreuung werdender Mütter rund um die Uhr aufrechterhalten“, so Marketingchef Stefan Möslein. Daher setze Helios auf das Netzwerk Geburtshilfe mit der Helios-Klinik in Schkeuditz.

Andere Möglichkeiten seien zuvor betrachtet worden, versichert der Kliniksprecher. Eine ist ein hebammengeführter Kreißsaal. Ein solches Modell praktizieren zum Beispiel zehn Hebammen an der Muldentalklinik in Grimma (wir berichteten). „Das haben wir geprüft“, so Möslein. „Aber auch in diesem Fall ist eine fachärztliche Bereitschaft vorgeschrieben, die wir nicht dauerhaft gewährleisten können“, erklärt der Abteilungsleiter Unternehmenskommunikation auf Anfrage.

Helios will in Leisnig einen Hebammenstützpunkt aufbauen. Der soll im ersten Quartal 2021 öffnen. Laut Stefan Möslein laufen dafür im Moment die vorbereitenden Gespräche.

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