Westfalen-Lippe
Ärztekammer fürchtet Kahlschlag bei Brustzentren
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) fürchtet um die Zukunft der Brustzentren in Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht:Münster. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) fürchtet um die Zukunft der Brustzentren in Nordrhein-Westfalen. Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) beschlossene Neuregelung der Finanzierung von klinischen Spitzenzentren könnte zu einem erheblichen Qualitätsverlust in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen führen, warnt die ÄKWL.
Der GBA hatte Ende des vergangenen Jahres neue Qualitätsanforderungen und Finanzierungsregelungen für Zentren für seltene Erkrankungen, onkologische, rheumatologische, Trauma- und Herzzentren beschlossen. Dazu gehört auch, dass onkologische Spitzenzentren nur noch dann finanziell besonders gefördert werden, wenn sie mehrere Krebsentitäten in ihrem Versorgungsspektrum haben.
„Die Anforderungen des GBA gefährden die bisher hohe Versorgungsqualität von Brustkrebspatientinnen in unserem Land erheblich“, sagt ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle. Eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung der Patientinnen in NRW sei damit nicht mehr gewährleistet.
Drei Tumorentitäten müsse zum Spektrum gehören
Seit 2005 weist der Krankenhausplan im bevölkerungsreichsten Bundesland Brustzentren aus. Sie müssen besondere Qualitätsanforderungen erfüllen und zusätzliche Leistungen vorhalten. Dazu gehören Befragungen der Patientinnen nach der Behandlung, das Angebot einer Brustsprechstunde und die psychoonkologische Betreuung. Kliniken, die diese Anforderungen erfüllen, haben einen finanziellen Zuschlag erhalten.
Da die Gewährung von Zuschlägen künftig davon abhängt, dass mindestens drei Tumorentitäten Bestandteil des Spektrums von Spitzenzentren sind, entfällt der Anreiz für besondere Leistungen im Bereich der Brustkrebs-Versorgung, fürchtet die Kammer. „Von jetzt etwa 50 Zentren mit 90 Standorten werden nach den GBA-Kriterien vermutlich weniger als zehn bleiben“, prognostiziert Gehle.
Das System der Brustzentren habe in den vergangenen 15 Jahren zu einer nachweisbaren Qualitätssteigerung in der Versorgung von Frauen mit Brustkrebs in NRW geführt. Den Qualitätszuwachs und den Mehrwert für die Patientinnen sieht der Kammer-Präsident nun gefährdet.