Aktuelles Lexikon:Fallpauschale

Das System, das Kliniken gerecht bezahlen soll, bedarf der Reform.

Von Kristiana Ludwig 

Wenn früher ein Patient in einem Krankenhaus lag, dann bekam die Klinik für jeden Tag seines Aufenthalts Geld von der Krankenkasse - egal, ob die Ärzte ihn am Herz operierten oder auf derselben Station nur zum Fiebermessen an sein Bett kamen. 2004 änderte sich dieses System, und zwar radikal. Heute sollen Kliniken das Geld nach ihrer Leistung bekommen: Eine Blinddarm-OP ist weniger aufwendig als eine Lebertransplantation und deshalb auch weniger Geld wert. Die sogenannte Fallpauschale, die eine Klinik für den Blinddarm bekommt, ist deshalb geringer. Ein Institut, das von Krankenversicherungen und der Deutschen Krankenhausgesellschaft gemeinsam gegründet wurde, berechnet regelmäßig, ob diese Pauschalen alle Personal- und Medizinkosten ordentlich abdecken. Trotzdem gibt es seit der Einführung viel Kritik an dem System. Bis vor Kurzem waren Fallpauschalen ein Anreiz, ausgerechnet am Pflegepersonal zu sparen. Wenn eine Pflegerin die Arbeit von zwei anderen übernimmt, bleibt mehr Geld für die Klinik übrig. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nahm jetzt die Pflegekosten aus dieser Rechnung heraus. Trotzdem haben die Pauschalen weiterhin Einfluss auf die Behandlung. Intensivmedizin und künstliche Beatmung sind lukrativ, Auskurieren und geduldige Arztgespräche nicht.

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