Die Schließung des Standorts in Gerlingen ist grundsätzlich beschlossen gewesen. Doch auch Corona drängt die Geschäftsführung des Robert-Bosch-Krankenhauses, den Umzug auf den Burgholzhof vorzuziehen. Mit weitreichenden Folgen.

Gerlingen - Geht eine kleine Tradition auf der Gerlinger Schillerhöhe zu Ende? Das Aus im Kreis Ludwigsburg für die renommierte Lungenfachklinik ist zwar schon lange beschlossene Sache. Die medizinische Versorgung der Patienten soll ins Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) verlagert werden, zu dem das Gerlinger Haus seit einigen Jahren gehört.

 

Doch das von der Geschäftsführung vor der Pandemie abgegebene klare Bekenntnis zu Gerlingen ist einer Zurückhaltung gewichen. „Herz und Kopf sagen unterschiedliches“, sagt Mark Dominik Alscher, der Medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses. „Wir möchten am Standort Gerlingen festhalten, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen es uns sehr schwer.“ Zumal absehbar teuer in den Brandschutz investiert werden müsse, es für die Aufrechterhaltung eines Standorts aber „nicht großzügig Fördermittel“ gebe.

Man habe den Wunsch, den Standort weiterhin zu betreiben, sagt Alscher. Dort waren Stand Ende 2019 mehr als 460 Mitarbeiter beschäftigt. Auch ihretwegen solle ein Weg gefunden werden, „den die Mitarbeiter mitgehen können“.

Der Wunsch ist auch Verpflichtung. Als Stiftungskrankenhaus habe man zur Gesundheitsversorgung und -erhaltung der Bevölkerung beizutragen „in allen Segmenten, die uns zustehen“, sagt Alscher. „Wir betreiben keine Rosinenpickerei.“ Die Robert Bosch Stiftung ist Gesellschafterin des RBK.

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Ideen für eine Neukonzeption gibt es, etwa in den Bereichen Gesundheitsmanagement oder Prävention. Gespräche mit der Firma Bosch und auch den benachbarten Schmieder-Kliniken laufen. Doch beschlossen ist noch nichts. Zumal das RBK das Areal auf der Schillerhöhe lediglich von der Deutschen Rentenversicherung gepachtet hat. „Wir haben einen laufenden Vertrag mit der Robert Bosch GmbH“, sagt deren Sprecher lediglich. Zu Vertragsdetails äußere man sich nicht.

Die Überlegungen zur Zukunft des Standorts in Gerlingen drängen umso mehr, da das Gebäude früher aufgegeben wird, als geplant. Schon bis Ende 2021 soll Gerlingen vollständig geräumt sein. In einem ersten Schritt zieht bereits in diesem Herbst die pneumologische Onkologie nach Stuttgart, in einem letzten Schritt Ende nächsten Jahres die Thoraxchirurgie. Der ursprüngliche Plan lautete, „frühestens 2024“ in einem Zug auf den Burgholzhof umzuziehen. Dem Vernehmen nach läuft der Pachtvertrag zwischen Bosch und der Rentenversicherung mittelfristig aus.

Der Platz auf dem Burgholzhof wird im Rahmen einer Investition in den Hauptstandort in Höhe von 600 Millionen Euro geschaffen. Die zunehmende Komplexität der Lungenheilkunde erfordere zunehmend interdisziplinäre Teams, begründet Alscher den Umzug auch medizinisch. Schon heute kommen etwa Herzspezialisten aus dem RBK für Operationen nach Gerlingen.