Wer den Notruf wählt, kann nicht wissen, wer zum Einsatz kommt. Das darf für die Patienten auch keinen Unterschied machen. Foto: /Lichtgut/Max Kovalenko

Notfalleinsätze ohne Transport werden nicht bezahlt. Das ist für Patienten und Retter schlecht. Es muss dringend eine gesetzliche Regelung her.

Stuttgart - Heutzutage wird oft zu schnell der Notruf gewählt. Die Retter können reihenweise Geschichten erzählen von verschnupften Nasen oder blauen Flecken, die bei der 112 landen und sich als unnötige Einsätze entpuppen. Doch das ist natürlich nicht immer so. Es gibt ein weites Feld an Notfalleinsätzen, die keine Fehlalarme sind, bei denen der Patient zwar ambulant versorgt wird, aber nicht ins Krankenhaus muss. Und genau die sind ein Problem.

Die Retter bekommen für solche Einsätze kein Geld. Weil sie nicht mit einer Transportleistung verbunden sind. Diesen realitätsfernen Unfug muss man sich vor Augen führen: Da rückt eine Besatzung mit Fahrzeug aus, hilft einem Menschen, kann dem Patienten und dem Gesundheitswesen eine Fahrt in die Klinik ersparen – und bekommt dafür null Euro. Dass große Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz solche Einsätze als Leerfahrten verbuchen, ist ihnen unbenommen. Das Geld fehlt aber auch ihnen. Und private Krankentransportunternehmen, die ihrem Eindruck nach ohnehin viel zu oft zu Notfalleinsätzen geschickt werden, die sie gar nicht abdecken dürften, können sich solche Nullrunden auf Dauer in einem kommerziellen Markt nicht leisten. Dann zahlt der Patient.

Es muss eine gesetzliche Lösung her. Menschen in gesundheitlichen Ausnahmesituationen können nicht mit den Rettern darüber diskutieren, von welcher Organisation sie kommen und ob wohl eine Rechnung für den Einsatz zu erwarten ist. Und es steht zu befürchten, dass viel mehr Patienten als notwendig aus Kostengründen in Krankenhäuser gefahren werden. Das darf nicht sein.

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