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Ständig leere Kassen

Demminer Kreiskrankenhaus macht finanziell Verluste

Demmin / Lesedauer: 3 min

Ständig fehlt Geld im Kreiskrankenhaus in Demmin. Da werden Fragen nach der Sinnhaftigkeit einer Klinik in Obhut des Landkreises laut.
Veröffentlicht:29.08.2020, 17:30
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Ein Krankenhaus zu erhalten, kostet Unsummen an Geld. Das legen immer neue Sorgen im Kreiskrankenhaus in Demmin regelmäßig offen. Erst vor Kurzem warnte Kämmerer Axel Chudy den Gesundheitsausschuss des Kreistages vor anhaltenden Finanzierungsproblemen. Altschulden werden die Einrichtung nach seiner Einschätzung wohl noch lange Zeit belasten. Damit nicht genug: Kreiskrankenhaus-Geschäftsführer Kai Firneisen kündigte in derselben Runde weitere Erlösverluste im kommenden Herbst an. Denn dann erhalte die Einrichtung keine Zuschüsse mehr für freigehaltene Betten, die die Krankenhäuser für Corona-Patienten bereitstellen.

Die Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen gelten jedoch weiterhin. Das hat direkte Auswirkungen auf die Patientenzahlen und damit die Erlöse. „Die Belegung aus dem Herbst 2019 lässt sich nicht eins zu eins auf dieses Jahr übertragen“, so Firneisen. Denn um Abstände zu wahren, könnten beispielsweise Mehrbettzimmer nicht voll belegt werden. Auffangkonzepte seien noch nicht spruchreif. „Wir blicken mit Sorge auf den Oktober“, so Firneisen.

Selbst ohne Corona schwierige Finanzlage

Dabei hat das Krankenhaus ohnehin schon schwer an den laufenden Kosten zu tragen, wie für teure Honorarärzte – also selbstständige Ärzte. Sie würden für gewöhnlich ein tiefes Loch in die Kassen reißen. Dazu kommen geplante Gehaltsanpassungen, damit Krankenhausmitarbeiter bald endlich nach Tarif bezahlt werden. Dies wurde von verschiedenen Ausschüssen bereits zum Beschluss in den Kreistag verwiesen. Auch das kostet jedes Jahr wohl mehrere Millionen.

Nichtsdestotrotz unterstützen die meisten Kreispolitiker in der Seenplatte geschlossen den Erhalt des Hauses: „Wir stehen zu dem Krankenhaus“, wiederholte der Vorsitzende des Finanzausschusses des Kreistages, Heinrich Nostheide (CDU), die allgemeine Position im Gremium. Zu verteidigen weiß der Krankenhaus-Geschäftsführer Kai Firneisen die Stellung seines Hauses sowieso: „Wir sind noch vergleichsweise breit aufgestellt.“ So biete das Kreiskrankenhaus unter anderem eine Kinderklinik oder eine rheumatologische Tagesklinik. Um Geld zu sparen, würden privat finanzierte Krankenhäuser dagegen viele Dienstleistungen an Dritte auslagern oder Stationen, die sich kaum rechnen, gleich ganz schließen. „Die picken sich die Rosinen heraus und machen nur das, was Geld bringt“, weiß Firneisen.

Erlösrückgänge sollten ausgeglichen werden

Der geäußerten Unterstützung durch den Kreis müssen jedoch Taten folgen, damit die Klinik in Demmin auch langfristig und vollumfänglich Bestand haben kann. „Ich würde mir wünschen, dass die coronabedingten Erlösrückgänge ausgeglichen werden“, sagt Firneisen. Zusätzlich reichen, laut dem Krankenhausgeschäftsführer, die Investitionssubventionen nicht aus. Aber auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung herrsche Handlungsbedarf, um dem Krankenhaus unter die Arme zu greifen. So schweben Firneisen beispielsweise weitere Ausbildungsplätze vor, die nicht vollständig finanziell durch das Krankenhaus getragen werden müssen.

Unterstützung in der Debatte um den Erhalt kommunaler Krankenhäuser kommt unter anderem aus Rostock. „Ich persönlich halte die öffentliche Trägerschaft für sinnvoll“, sagt Professor Christian Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Rostock. Den Krankenhäusern dürften einfach keine Überschüsse entzogen werden. „Nur so kann langfristig eine schwarze Null gesichert werden.“ Die öffentliche Hand sollte aber unbedingt einen aktiven Beitrag zur Versorgung der Bürger wahrnehmen.