Rote Zahlen:Klinikum-Defizit steigt wegen Covid-19 an

Rote Zahlen: Das Klinikum rutscht weiter in die roten Zahlen.

Das Klinikum rutscht weiter in die roten Zahlen.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Trend erklärt sich vor allem mit der schwachen Auslastung während der Pandemie-Hochphase im März und April. Der Rückgang der Patientenzahlen hat alle Bereiche getroffen, mit Ausnahme der Geburten

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Erdinger Klinikum rutscht infolge der Corona-Pandemie tiefer in die roten Zahlen. Fast zwei Drittel aller deutschen Kliniken erwarten heuer ein Minus, wie die "Krankenhausstudie 2020" der Unternehmensberatung Roland Berger aufzeigt. Hauptursache: vor allem von März bis Mai ging die Bettenauslastung stark zurück. Zwar gibt es nach dem Krankenhausentlastungsgesetz für jedes in der Corona-Krise freigehaltene Bett pauschal vom Bund 560 Euro pro Tag als Ausgleich für das Klinikum, aber das reicht nicht, um die Ausfälle zu kompensieren, sagt Martin Kornhaas, Leiter Verwaltung und Vertreter von Krankenhausdirektor Dirk Last. Das zu erwartende Defizit hat auch Auswirkungen auf die Aus- und Umbaupläne. Einige Investitionen wurden bereits geschoben.

Am Klinikum Erding hatte man für 2020 auch ohne Corona schon mit einem Defizit von 2,4 Millionen Euro gerechnet - wie seit Jahren. Für die Untersuchung wurden von Berger Geschäftsführer der 600 größten deutschen Kliniken befragt. 57 Prozent von ihnen rechnen für 2020 mit einem Defizit. Der Abwärtstrend erklärt sich vor allem mit der schwachen Auslastung während der Pandemie-Hochphase im März und April. Mitte März hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Krankenhäuser angewiesen, die Zahl der Beatmungsplätze hochzufahren und genügend Intensivbetten für Covid-19-Patienten freizuhalten. Eine der Hauptursachen für die geringere Auslastung auch in Erding, sagt Martin Kornhaas.

Dazu komme, dass viele Patienten ihre Aufenthalte von sich aus verschoben hätten wegen Covid-19. Das führte dazu, dass am Klinikum Erding von März bis Mai große Einbrüche bei der Auslastung verzeichnet wurden, wie Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, Pressesprecherin am Landratsamt Erding, auf Anfrage mitteilt.

Allerdings lag die Auslastung schon im Januar unter dem Vorjahresmonat. Im Januar 2019 lag sie bei 72 Prozent, in diesem Jahr bei 68. Im Februar stieg die Differenz auf acht Prozent und mit Beginn der Corona-Pandemie im März auf 21 Prozent. Im April sank die Auslastung auf 53 Prozent, es war also nur jedes zweite Bett belegt. Im April 2019 sind es 73 Prozent gewesen. Im Mai wurde laut Fiebrandt-Kirmeyer ein Minus von 17 Prozent verzeichnet, im Juni noch acht und erst im Juli wieder mit minus drei Prozent eine ähnliche Auslastung wie im vergangenen Jahr.

Wegen der Anweisung von Bundesgesundheitsminister Spahn hatte Ende März die Bundesregierung zum Ausgleich das Krankenhausentlastungsgesetz beschlossen. Allerdings decke die Pauschale von 560 Euro nur die "normalen" gesetzlichen Leistungen ab, wie Fiebrandt-Kirmeyer mitteilt. "Wir sehen darüber hinaus aber einen starken Einbruch in den Bereichen Wahlleistungen (circa die Hälfte), Zusatzentgelte, Nutzungsentgelte von Ärzten, ambulante Leistungen und bei sonstige Einnahmen wie zum Beispiel bei den Parkplatz-Einnahmen." Kornhaas hofft, dass die Ausgleichszahlungen, die Ende September auslaufen, noch länger bezahlt werden.

Das zu erwartende höhere Defizit hat auch Auswirkungen auf die Pläne des Klinikums, auch wenn die Pressesprecherin darauf hinweist, dass "aufgrund der nach wie vor bestehenden großen rechtlichen und epidemiologischen Unsicherheiten durch Corona" leider unmöglich sei, eine konkrete Aussage über das Jahresergebnis 2020 zu treffen. Insgesamt hatte die Klinikleitung eigentlich mit steigenden Ergebnissen im Wirtschaftsplan 2020 gerechnet. Die betrieblichen Erlöse sollten von 71,2 im vergangenen Jahr auf 77,4 Millionen Euro 2020 steigen.

Um die Einnahmen stärker zu steigern, sollten 2020 auch die Kapazitäten der medizinischen Versorgung, insbesondere der OP, durch grundlegende Änderungen erhöht werden. Um dies zu erreichen, wurde sogar ein hauptamtlicher OP-Manager eingestellt. "Das Jahresergebnis wird in vielerlei Hinsicht anders werden als geplant. Teilweise haben wir Mehrerlöse, aber viele Sachen werden nicht kompensiert. Es gab weitaus weniger Operationen. Der Rückgang der Patientenzahlen hat alle Bereiche getroffen, mit Ausnahme der Geburten, da haben wir deutlich mehr als im Vorjahr", sagt Michael Kornhaas.

Der Umzug der Schmerztherapie, der Umbau der Lehrsäle und ehemaligen Büros im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe und Altenpflege sei nach der Pressesprecherin verschoben auf 2021, da die Räume gebraucht würden wegen der Infekt-Aufnahme. Der Umzug der chirurgischen Ambulanzen, sowie der Umbau der Lehrsäle 2+3 und des Archivs sei auf Ende 2020 verschoben, gegebenenfalls 2021. Mit den Planungen soll aber jetzt angefangen werden.

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