Wilhelmshaven - Jetzt werden die Karten neu gemischt. Mit der Kündigung des Geschäftsführers Reinhold Keil (60) zum 31. Dezember 2021 geht der Machtkampf im Klinikum Wilhelmshaven in eine neue Phase. Während es innerhalb der Mitarbeiterschaft eine gewisse Erleichterung gibt, ist auch nervöse Spannung zu spüren, weil niemand weiß, wie es in dem städtischen Krankenhaus in den kommenden 15 Monaten weitergehen wird. Sicher ist allerdings, dass das Klinikum derzeit noch nicht zur Ruhe kommt.Gravierende rechtliche Fragen beschäftigen seit Monaten die Aufsichtsgremien des ehemaligen Reinhard-Nieter-Krankenhauses. Um Klarheit zu schaffen, hatte der Aufsichtsrat mehrere Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.
Mehr als 400 000 Euro
Wie die „Nordwest-Zeitung“ im März berichtete, ging es dabei unter anderem um die Frage, ob der Geschäftsführer mehr Geld erhält, als ihm zusteht. Dabei sollte unter anderem geklärt werden, ob ein aus Grundgehalt, Bonuszahlungen und einer speziellen Altersversorgung bestehendes Jahreseinkommen von mehr als 400 000 Euro für die Größenordnung des Wilhelmshavener Krankenhauses angemessen ist.
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Keil selbst hatte dazu ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Rechtsanwaltsschreiben vorgelegt, das allerdings im Aufsichtsrat nicht akzeptiert wurde.Bevor der Aufsichtsrat sich nun mit dieser und anderen offenen juristischen Fragen beschäftigen konnte, erklärte Keil gegenüber der Gesellschafterversammlung seine Kündigung zum Ende nächsten Jahres. Dies wird von Keil-Kritikern als ein Ausweichmanöver gesehen, um die kritischen Fragen ins Leere gehen zu lassen.
Öffentlich mag sich niemand aus dem Aufsichtsrat zu den Vorgängen äußern – auch weil bereits der Versuch unternommen wurde, Veröffentlichungen zu dem Themenkomplex durch ein Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft zu verhindern. Eine entsprechende Strafanzeige führte allerdings nicht zum Erfolg.
Spitzelaffäre gehört zu den offenen Rechtsfragen
Zu den offenen Rechtsfragen im Klinikum gehört auch eine Spitzelaffäre der besonderen Art. So soll ein juristisches Gutachten Klarheit in eine Angelegenheit bringen, bei der es unter anderem um den Missbrauch von vertraulichen Patientenakten geht. Einem Mitglied des Chefarztgremiums wird vorgeworfen, über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren Patientenakten kopiert und gesammelt zu haben, um angebliches Belastungsmaterial gegen ein anderes Mitglied der Chefarztrunde zusammenzustellen. Auf Veranlassung des Aufsichtsrats wird der Sammelvorgang inzwischen juristisch geprüft.
Hoffnung auf Kooperation
Eine von der Klinikleitung vorgeschlagene Berufung der „Sammelperson“ in das Amt des ärztlichen Direktors des Klinikums wurde von dem Aufsichtsgremium abgelehnt – auch weil die betroffene Person selbst offiziell wegen eigener falscher Abrechnungen ermahnt werden musste.Wie es nun an der Spitze des Klinikums weitergehen wird, ist offen. Hinter vorgehaltener Hand wird die Hoffnung geäußert, dass es vielleicht gelingen könnte, einen vor Jahren gescheiterten Versuch einer umfassenden Krankenhaus-Kooperation doch noch zu verwirklichen. Auf diese Weise könnten unterschiedliche Spezialfähigkeiten unter einem Organisationsdach angeboten werden. Eine solche Zusammenarbeit oder gar Fusion könnte am Ende dann doch noch die erhoffte Ruhe bringen.