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Protest Trauermarsch für das Krankenhaus

Bei der 29. Aktiven Mittagspause gab es einen Trauermarsch für das seit 1. September geschlossene Krankenhaus.

Von Andrea Schröder 04.09.2020, 07:53

Havelberg l „Wir tragen unser halbes Leben zu Grabe“, stand bei der 29. Aktiven Mittagspause am Donnerstag auf einem Plakat und am Trauerflor einer der Kränze, mit denen die vorzeitige Schließung des Havelberger Krankenhauses durch die KMG zum 1. September symbolisiert wurde. „Mir sind dann doch die Tränen gerollt“, berichtete die Vorsitzende des Betriebsrates, Sandra Braun, von ihren Gefühlen, als sie am Krankenhaus den Trauerschmuck gesehen hat. Und es fiel ihr nicht leicht, die „Trauerrede“ zu halten.

„Wir nehmen Abschied vom Krankenhaus Havelberg. Nach fast 100 Jahren schließen die Türen für immer. Für die Menschen in unserer Region ist das eine Tragödie“, sagte sie und blickte auf den Kampf ums Krankenhaus in den vergangenen acht Monaten zurück. Ein großes Dankeschön richtete sie an alle, die die Belegschaft in dieser Zeit unterstützt haben. Die Türen seien jetzt zwar geschlossen, doch kämpfen Mitarbeiter und Bürger weiter, dass sie sich wieder öffnen. Dafür ist am Donnerstag  der Verein „Pro Krankenhaus Havelberg“ gegründet worden. Aufrecht erhalten bleibt der Aufruf an die Bürger, am 24. September mit zur Kreistagssitzung nach Stendal zu fahren. Noch gibt es in beiden Bussen freie Plätze.

Dass es für diese Sitzung „noch immer keine Klarheit gibt, wie es weitergeht“, machte Landrat Patrick Puhlmann (SPD) deutlich, der  erstmals an der Aktiven Mittagspause teilgenommen hat. Die Schließung des Krankenhauses einen Monat früher als geplant, sei ein Schlag und lasse auch ihn nicht kalt. „Wir werden am 24. September noch keinen fertigen Vertrag zur Abstimmung vorliegen haben. Alle sind noch irgendwie dabei, so richtig aber doch nicht. Es tauchen immer wieder neue Fragen auf“, zeigte er sich unzufrieden mit den bisherigen Verhandlungen. Es bräuchte mehr Mut von allen zum Handeln für ein Modell, das die stationäre Versorgung mit einbeziehe. Und das nicht nur für Havelberg, sondern auch für andere ländliche Regionen im Land.

Unverständnis zeigte sich bei vielen Demonstranten angesichts der Meldung von KMG, dass sie sechs Pflegeheime verkaufen will. „Dass sie sich strategisch von Pflegeheimen mehr zu Krankenhäusern hinbewegen möchte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Für mich bleibt aber entscheidend, was mit dem Krankenhaus Havelberg passiert“, so der Landrat.

Bürgermeister Bernd Polos­ki (parteilos) zeigte sich angesichts der vollzogenen Krankenhausschließung „bitter enttäuscht. Und ich schäme mich für alle, die ihre Verantwortung nicht wahrgenommen haben“. Die Politik habe versagt, denn es ist ihr nicht gelungen, innerhalb von acht Monaten zumindest einen Weg aufzuzeigen, wie es mit der medizinischen Versorgung in Havelberg weitergeht.