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In der Pandemie hielten die Kliniken viele Betten für Covid-19-Patienten frei.

© Marijan Murat/dpa

30 Millionen Euro Verlust für Vivantes-Häuser: Wenckebach-Klinikum in Berlin-Tempelhof soll umziehen

Weil Betten für Covid-19-Patienten freigehalten wurden, fehlt den Krankenhäusern viel Geld. Sparpläne treffen nun das Wenckebach-Klinikum.

Der Vorstand der Vivantes-Kliniken rechnet für dieses Jahr mit 30 Millionen Euro Verlust – trotz der Bundesmittel für frei gehaltene Covid-19-Betten. Das sagte Vivantes-Vorstandsmitglied Johannes Danckert im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag. Die landeseigenen Vivantes-Kliniken haben demnach ab März 600 Covid-19-Patienten versorgt, davon 160 auf Intensivstationen.

Über Monate wurden Betten für Covid-19-Patienten freigehalten. Bislang war von 25 Millionen Euro Minus die Rede, der Landeskonzern verzeichnet 1,4 Milliarden Euro Jahresumsatz. Alle Krankenhäuser Berlins hatten im März planbare Operationen verschieben müssen – um für vom Coronavirus infizierte Patienten gewappnet zu sein. Allerdings: Mit nur 50 Prozent Bettenauslastung arbeitet keine Klinik kostendeckend.

Kalayci stellt Millionenhilfe in Aussicht

Die fast 6000 Vivantes-Betten sind derzeit zwar wieder zu 80 Prozent belegt, aber erst ab fast 90 Prozent verliert die Klinikkette kein Geld. Der Vorstand setzt auf neue Konzentration: So soll das Wenckebach-Klinikum in Tempelhof weitgehend mit dem Auguste-Viktoria-Klinikum (AVK) fusionieren. Aus dem Wenckebach würde ein ambulantes Zentrum, das AVK in Schöneberg zur Großklinik. Vor zwei Wochen protestierten Mitarbeiter des Wenckebach-Klinikums gegen eine Schließung.

Auch die CDU will das Wenckebach-Klinikum erhalten. Auf Frage aus der Unions-Fraktion sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) im Ausschuss, der Vivantes-Aufsichtsrat habe dazu noch nichts beschlossen.

Die Vivantes-Kliniken bilden Berlins kommunalen Gesundheitskonzern.
Die Vivantes-Kliniken bilden Berlins kommunalen Gesundheitskonzern.

© Hannes Heine

Die Senatorin stellte Berlins landeseigenen sowie gemeinnützig und privat betriebenen Krankenhäusern neue Landesmittel in Millionenhöhe in Aussicht. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass das Land die Co-Finanzierung übernehme, wenn die Kliniken wegen des im Bund beschlossenen Krankenhauszukunftsgesetzes bald Geld für nötigen IT-Ausbau und nachholende Digitalisierung erhalten.

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Marc Schreiner von der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) sagte, es gehe dabei für Berlin zunächst um 150 Millionen Euro. Vereinbart sei, dass diese Bundesmittel um 30 Prozent in den Ländern aufgestockt werden – die pandemiegeplagten Kliniken könnten dies aber nicht selbst leisten. Er bitte deshalb das Land um Hilfe. Dem BKG-Geschäftsführer zufolge werden Kliniken schon wegen der Abstandsgebote auch 2021 nicht im Normalbetrieb arbeiten.

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