Dass eine Reform dringend notwendig ist, darin sind sich die Kliniken in der Region einig. Mit dem jetzigen System der Finanzierung über diagnosebasierte Fallpauschalen (sogenannte Diagnosis Related Groups, kurz DRG) werden Krankenhäuser pro Diagnose und Fall pauschal bezahlt.

Was das für Auswirkungen haben kann, haben nun die Covid-19-Fälle wieder einmal aufgezeigt.

In den DRG-Fallpauschalen bisher nicht einkalkuliert

"Die DRG-Fallpauschalen decken keinesfalls alle Ausgaben für den erhöhten Aufwand in Folge der Corona-Pandemie", sagt Brigitte Angermann, Geschäftsführerin des Klinikums Kulmbach, wo bisher 52 Covid-19-Erkrankte behandelt wurden. Selbst wenn die DRG-Fallpauschalen für die Corona-positiven Patienten angehoben würden, gebe es immer noch Ausgaben, die unabhängig vom Anfall von positiven Patienten zu Buche schlügen. Insbesondere erhöhte Personalaufwendungen für die personelle Verstärkung der Coronastationen, Einrichtung von Abstrichstellen, Laborpersonal, Eingangskontrollen, Wachdienst und erhöhte Sachaufwendungen für Schutzmaterial und Arzneimittel seien in den DRG-Fallpauschalen bisher nicht einkalkuliert. "Das DRG-System muss reformiert werden", fordert Angermann. Dazu solle man sich aber ausreichend Zeit nehmen.

Im Bereich der Sozialstiftung Bamberg, die unter anderem das Klinikum der Stadt betreibt, sind laut Pressesprecherin Brigitte Dippold bis Ende August 77 Covid-19-Patienten betreut worden. Die Behandlung von Intensivpatienten sei unterfinanziert gewesen. Nur die "Freihaltepauschale", eine Ausgleichszahlung des Bundes für leerstehende Betten, habe für Ausgleich gesorgt. "Für die Sozialstiftung heißt das konkret, dass wir bislang unterm Strich mit plusminus Null rausgekommen sind", berichtet Dippold. Bei einer Reform gehe es darum, bei der Versorgung "vom Patienten her zu denken".

"Eine Reform des DRG-Wesens braucht es auf jeden Fall"

Spezialisiert auf Lungenerkrankungen ist das Thoraxzentrum in Münnerstadt (Landkreis Bad Kissingen). Zehn Covid-19-Patienten seien dort behandelt worden, berichtet Betriebsleiter Christian Imhof. Für ihn steht ganz klar fest: "Eine Reform des DRG-Wesens braucht es auf jeden Fall."

In den Regiomed-Kliniken in Coburg, Lichtenfels, Neustadt b. Coburg, Hildburghausen, Sonneberg und Neuhaus a.R. sind laut Kommunikationsleiter David Schmitt bisher insgesamt 310 Covid-19-Patienten behandelt worden. Schmitt unterscheidet, was die Behandlungskosten angeht: "Fälle, die nicht beatmet werden müssen, laufen in sehr niedrig bewertete DRGs. Diese Fälle sind mit Blick auf die sehr hohen Hygienemaßnahmen (Isolation, Schutzausrüstung etc.) nicht kostendeckend", erklärt er. "Fälle, die beatmet werden, laufen in höher bewertete DRGs und sind tendenziell eher auskömmlich."

"Die Vergütung sollte nicht mehr nur rein leistungsbezogen erfolgen."

Das Finanzierungssystem sei dahingehend reformbedürftig, dass eine Vorhaltekomponente nötig sei und die Vergütung nicht mehr nur rein leistungsbezogen erfolgen sollte. "Es sollte anerkannt werden, dass bestimmte Ressourcen der Krankenhäuser vorgehalten werden müssen, auch wenn diese nicht zu jedem Zeitpunkt voll ausgelastet sind", meint Schmitt.

Ausgleichszahlungen für leere Betten enden für die Kliniken zum 30. September. Gewinn hat dadurch keiner der Befragten gemacht. Man ist dem Vernehmen nach froh, wenn die Zahlungen reichen, um alle Erlösausfälle zu decken.