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Thema des Monats

Integrierte Führungskräfteentwicklung

Nachhaltige Führungskräfteentwicklung ist aufwendig und wichtig. Bislang fanden Führungskräfteseminare in der Regel als Präsenzveranstaltung statt. Doch in Zeiten von Corona müssen bestehende Konzepte neu gedacht werden. Moderne, adäquate Methoden kombinieren Training und Coaching für einen besseren Lerntransfer, nutzen E-Learning-Formate zu einem selbstbestimmten Studium und integrieren somit die Vorteile von Präsenz- und Onlineveranstaltungen.

Die direkten Führungskräfte haben einen starken Einfluss auf die Qualität der Patientenbehandlung, die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter sowie den betriebswirtschaftlichen Erfolg der Abteilung. Führung im Krankenhaus ist eine überaus anspruchsvolle und herausfordernde Rolle, weil es darum geht, unterschiedliche Ziele und Interessen zu berücksichtigen, zu vertreten und auszugleichen: die der Patienten, der Mitarbeiter und des Krankenhauses. So haben Führungskräfte relativ häufig den Eindruck, zwischen allen Stühlen zu sitzen, fühlen sich ungenügend vorbereitet auf diese Aufgabe oder sind unsicher bei schwierigen Mitarbeitergesprächen, in Konfliktsituationen oder spannungsreichen Teamkonstellationen.

Krankenhäuser erwarten von ihren Führungskräften, dass ihnen der Spagat zwischen den drei Zielgruppen gelingt. Durch Studienangebote in Pflege und Administration sind Führungskräfte in diesen Bereichen mehr oder weniger gut auf diese Aufgabe vorbereitet, während sich die meisten Ärzte nicht oder erst nach ihrer medizinischen Aus- und Weiterbildung mit Führungsthemen „on the job“ auseinandersetzen. Das hat entweder zur Konsequenz, dass Oberärzte keine Führungsverantwortung übernehmen wollen und sich lediglich als Oberassistenzärzte in einer ausschließlich fachlichen Verantwortung sehen oder dass sie zwar führen wollen, aber nicht über das dafür erforderliche Wissen und die notwendigen Handlungskompetenzen verfügen.

Bislang entsenden Krankenhäuser ihre (angehenden) Oberärzte entweder in externe offene Führungsseminare oder bieten eigene Führungskräfteentwicklungen – in der Regel mit Unterstützung externer Trainer – als Inhouse-Veranstaltungen an. Führungskräfteentwicklungen als Präsenzveranstaltungen sind sowohl mit einem hohen Zeit- als auch mit einem hohen Kostenaufwand verbunden. Zudem muss auch immer eine gewisse Mindestteilnehmeranzahl erreicht werden.

Von Führungskräfteentwicklungen profitieren meistens alle Beteiligten: Oberärzte gewinnen an Führungskompetenzen und fühlen sich in ihrer Rolle souveräner. Assistenzärzte schätzen es, wenn die Oberärzte sich ihrer Rolle als Ausbilder, Anleiter und Teambilder bewusst sind. Schließlich können auch Chefärzte und Klinikleitung mehr auf die mittlere Führungsebene zählen, weil diese über das erforderliche Wissen und die Kompetenzen für eine erfolgreiche Führungsarbeit im Krankenhaus verfügen.

Kluft zwischen Theorie und Praxis überwinden

Angehende Führungskräfte berichten, dass es an einem einheitlichen Führungsverständnis im Krankenhausalltag fehle. Effiziente Programme zur Führungskräfteentwicklung müssen daher insbesondere auf zwei herausfordernde Aspekte fokussiert sein:

1. Lerntransfer: Wie kann der Lerntransfer zwischen den Trainingserfahrungen im Seminarraum und deren Umsetzung in die Praxis gelingen? Erfahrungsgemäß stößt die im Training erlernte Strategie oder Problemlösung bei der Anwendung im eigenen Führungsalltag oftmals an Grenzen, sodass das Gelernte nicht immer konsequent umgesetzt werden kann.

2. Zeitliche Engpässe: Gibt es intelligente Lösungsansätze, wie die Oberärzte einerseits ihre zeitlich beanspruchenden klinischen und personellen Aufgaben wahrnehmen und sich parallel hinsichtlich ihrer Führungskompetenzen qualifizieren können? Oberärzte schätzen Präsenzseminare zwar, aber beklagen häufig, dass ihre Arbeit währenddessen unerledigt bleibt.

Die Zeit der Corona-Krise, in der alle Präsenzseminare zunächst ausgefallen sind und aktuell nur unter Einhaltung der entsprechenden Hygiene- und Abstandregeln durchgeführt werden können, hat diese Fragen und Probleme noch verschärft und um ein weiteres Thema ergänzt:

3. Fortbildung in Zeiten von Corona und danach: Wie können wir wirksame Führungsqualifizierungen durchführen, wenn Präsenzveranstaltungen schwierig oder gar unmöglich sind?

Die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen führt zu folgenden Antworten:

1. Vorteile von Training und Coaching verbinden: Training ermöglicht die Vermittlung von allgemeinen Lehrinhalten für alle, während im Coaching darüber hinaus passgenauer die individuellen Fragen und Fälle der Teilnehmer bearbeitet werden können. Daher ist eine gute Verknüpfung der beiden Formate Training und Coaching sehr sinnvoll und zukunftsweisend.

2. Frei von festgelegten Trainingszeiten lernen: Statt zu definierten Zeiten an einem festgelegten Ort in einer Trainingsgruppe zu lernen, ermöglicht E-Learning, zum Beispiel durch prägnante Lehrvideos, den Teilnehmern eine viel größere Flexibilität und Planungsfreiheit. Die Lerninhalte können jederzeit von jedem Ort selbstbestimmt abgerufen werden und bei Bedarf auch wiederholt werden.

3. Vorteile integrieren und Nachteile minimieren: Präsenzveranstaltungen ermöglichen einerseits soziale Begegnungen, lernförderliche Gruppendynamiken und praktische Übungsformen. Andererseits sind sie zeitaufwendig und an bestimmte Orte und Zeiten gebunden. Das E-Learning ist demgegenüber effizienter und flexibler, wenngleich bestimmte Formen praktischer Gruppenübungen nicht umsetzbar sind.

Lernen neu denken: Methoden-Mix in (Post-)Coronazeiten

Was muss also ein Konzept beinhalten, das die Vorteile von Präsenz- und Online-Fortbildungen verbindet? Unter dem Titel „In Führung gehen. Führungskompetenz für Oberärztinnen und Oberärzte“ haben wir ein Programm mit den folgenden Bestandteilen entwickelt:

  • Kurze Lehrvideos: Das erforderliche allgemeine und eher theoretische Führungswissen, zu Themen wie etwa Rolle und Haltung, Gesprächsführung, Konfliktmanagement, Teamarbeit und interprofessionelle Zusammenarbeit sowie Change Management, wird durch mehr als 20 kurze Lehrvideos vermittelt. Die Teilnehmer können diese Videos in ihrem eigenen Lerntempo an einem für sie passenden Ort jederzeit im Selbststudium wiederholen.
  • Checklisten im Download: Die entsprechenden Führungsinstrumente, wie zum Beispiel Checklisten für verschiedene Gesprächsformen oder zur Konfliktanalyse, werden im Download zur Verfügung gestellt, sodass sich die Teilnehmer auf klassische Führungssituationen individuell und systematisch vorbereiten können.
  • Selbsttestmöglichkeit als Lernstanderhebung für das TeilnehmerZertifikat: Wenn sich die Teilnehmer die Lehrinhalte im Selbststudium angeeignet haben, können sie ihr Wissen mittels eines Tests überprüfen. Bei erfolgreicher Durchführung erhalten sie ein entsprechendes Teilnehmer-Zertifikat.
  • OnlineCoaching: Einmal wöchentlich gibt es die Möglichkeit, an einem Online-Gruppen-Coaching teilzunehmen. Hier können die Teilnehmer ihre Fragen artikulieren und mit dem Coach oder im Rahmen einer kollegialen Beratung bearbeiten oder individuelle Führungssituationen schildern und gemeinsam reflektieren. Davon profitieren nicht nur die Teilnehmer, die eigene Führungsfragen einbringen oder individuelle Fälle vorstellen, sondern auch diejenigen, die einfach nur zuhören und zusehen.

So können insbesondere auch kleinere Kliniken ohne eigenes Führungskräfteentwicklungsprogramm auf ein fertiges Programm zurückgreifen und dieses auf Knopfdruck kurzfristig ihren Oberärzten bereitstellen. Ein Start ist jederzeit möglich, sodass auch das Warten und Sammeln für eine Mindesteilnehmerzahl entfällt. In anderen Branchen sind derartige Programme bereits etabliert und punkten regelmäßig mit hoher Teilnehmerzufriedenheit und überdurchschnittlicher Umsetzungsrate.

Anschrift des Verfassers

Matthias Barkhausen, Barkhausen Health Care Consulting, Kreuzweidenstraße 15a, 53604, Bad Honnef, mb@matthias-barkhausen.de