Skip to main content

Kaufmännischer Geschäftsführer im Ruhestand

Wechsel am Klinikum Mittelbaden: Jürgen Jung reicht den Führungsstab weiter

Viel Aufbau, einiger Abbau und zum Schluss noch Corona: Als kaufmännischer Geschäftsführer hat Jürgen Jung allerhand erlebt. Mit 60 Jahren geht der kaufmännische Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden jetzt in den Ruhestand.

Jürgen Jung steht auf einem Balkon. Im Hintergrund sind Teile der Klinik und Wald zu sehen.
Nicht mehr lange: Nur noch wenige Tage ist Jürgen Jung kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden. Mit 60 Jahren geht er in den Ruhestand. Foto: Catrin Dederichs

Welch ein Traum – in den Ruhestand mit 60: Jürgen Jung tauscht Verantwortung für 3.500 Mitarbeiter und 70-Stunden-Woche gegen Tennisschläger und Zeit mit der Familie. Am 1. Oktober reicht der Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden den Führungsstab an seinen Nachfolger Daniel Herke weiter.

Seit 32 Jahren ist das Klinikum Jungs zweites Zuhause. Vom einfachen Personalsachbearbeiter arbeitete er sich zunächst zum Personalchef und schließlich zum Verwaltungsdirektor hoch. Nebenbei hatte er zeitweise noch einen weiteren Managementvertrag mit der Privatklinik MediClin. „Ich wollte einen Börsengang erleben, habe aber schnell gemerkt, das ist nicht meine Welt“, sagt er. Rasch kehrte er der Aktiengesellschaft den Rücken und ist seit Januar 2004 kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Baden.

Unter seiner Federführung gründete die Klinik unter anderem den Aspichhof, übernahm das Management der DRK-Klinik Baden und verdoppelte die Anzahl seiner Pflegeheime von vier auf acht. Bei allen Projekten hatte Jung das Sagen für den kaufmännischen Bereich. „Mein Job war es stets, die Rahmenbedingungen sicherzustellen“, sagt er. Er suchte also passende Architekten, Bauleitungen und -unternehmen und sorgte nicht zuletzt dafür, dass ausreichend Geld da ist.

Die Chance, sich in so unterschiedliche Dinge ganz tief einzubringen, ist einfach nur stark.
Jürgen Jung / kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden

Berufsleben mit viel Freiheit

Jung schwärmt von den „riesigen Gestaltungsmöglichkeiten“ in seinem Job. „Die Chance, sich in so unterschiedliche Dinge ganz tief einzubringen, ist einfach nur stark.“ Besonders stolz ist er nach eigenen Worten über die Gründung des Klinikums Mittelbaden und die Entwicklung des Palliativcentrums. „Das ist etwas Großartiges, weil das System etwas Großartiges ist. Für mich ist das der innere Antrieb schlechthin“.

Als Geschäftsführer genoss Jung auf der einen Seite viele Freiheiten, auf der anderen Seite diktierte die Politik, was Sache ist. Allein 25 Gesundheitsreformen habe er miterlebt, sagt er, Reformen mit Umstrukturierungen – und mit Schließungen. Eine schwierige, eine unangenehme Aufgabe. „Wir haben da Menschen vor uns, denen müssen wir sagen, dass sie ihre berufliche Heimat verlieren. Das ist richtig hart, das nimmst du mit heim“, sagt er. Entlassen musste er während trotz allem niemanden. „Wir konnten immer ein Angebot machen und darauf bin ich stolz.“

Corona hat unsere ganze Organisation auf den Kopf gestellt.
Jürgen Jung / kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden

Kurz vor seinem Ruhestand verlangte Corona einen Endspurt von Jung. „Es hat uns richtig erwischt, das war eine heftige Erfahrung“, sagt er. Wochenlang sei die Intensivstation voll belegt gewesen. Nicht nur Ärzte, Pfleger und Schwestern waren im Dauereinsatz. „Das hat auch unsere ganze Organisation auf den Kopf gestellt.“

Zufrieden mit dem Lebenswerk

Jung ließ demnach eine komplette Etage mit 120 Betten räumen und fuhr die Intensivstation auf 24 Betten hoch. Jeden Tag saß er in Konferenzen. Er schaffte Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel herbei, stellte Geld und Leute zur Verfügung und setzte „die sich täglich ändernden Vorstellungen vom Land um“. Mehrfach ließ er sich auch auf der Station blicken. „Du kannst den Job nicht machen, indem du weit weg bist“, sagt er. „Deshalb habe ich Ärzte und Schwestern bei der Visite begleitet.“

Solch stressige Zeiten sind für Jung bald Geschichte. Zufrieden blickt er auf sein Lebenswerk: „Wir sind immer größer und besser geworden, das ist klasse“, sagt er. „Da hat es sich gelohnt, den Job gemacht zu haben.“ Was danach kommt, will er weitgehend auf sich zukommen lassen. Er freue sich darauf, in einer Handballhalle zu sitzen, auf Jogging-Runden im Wald und auf Zeit mit seiner Frau und seiner zwölfjährigen Tochter.

Oder eben auf Tennis. „Ich habe das Angebot bekommen, dass mich jemand trainiert. Das reizt mich noch“, sagt er. Und ganz so schnell verschwindet Jürgen Jung doch nicht von der Bildfläche. Während einer Übergangszeit bis Ende Januar ist er jederzeit greifbar. Danach aber kommt dank Altersteilzeit wirklich der schrittweise Ruhestand – mit 60.

nach oben Zurück zum Seitenanfang