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Bis zu 53 Millionen Euro DefizitKliniken der Stadt Köln mit hohem Verlust

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Städtische Kliniken

Zu den Kliniken der Stadt zählen die Standorte Merheim mit seinem Neubau (Foto), Holweide und das Kinderkrankenhaus Riehl.

Köln – Die Kliniken der Stadt Köln haben im vorigen Jahr erneut tiefrote Zahlen geschrieben, wollen die Verluste in Zukunft aber deutlich reduzieren. Eine erste Hochrechnung für das Geschäftsjahr 2020 ergab einen Rekord-Fehlbetrag  in Höhe von 63,1 Millionen Euro. Diese Zahl korrigierte die Klinikgeschäftsführung später nach unten. Aktuell erwarte man für 2020 ein Defizit in der Größenordnung zwischen 45,1 und 53,1 Millionen Euro, so der kaufmännische Direktor Daniel Brozowski. Diese deutliche Verbesserung gegenüber einer früheren Erwartung ergebe sich unter anderem „aus zwischenzeitlich verbuchten Ausgleichszahlungen des Bundes im Rahmen der Corona-Pandemie“. Der Jahresabschluss 2020 ist  noch nicht formal festgestellt.

Der bisherige Rekordverlust stammt  aus dem Jahr 2019, als  die Kliniken nach Rundschau-Informationen 48,7 Millionen Euro Minus machten. Auch diese Zahl ist vorläufig, da der Jahresabschluss noch nicht testiert ist. 2018 betrug das Defizit 46,4 Millionen Euro, 2017 waren es 39,5 Millionen Euro. Dass die drei Kliniken in Merheim, Holweide und Riehl 2020 ein so hohes Defizit  erwirtschaftet haben, liegt nach Angaben von Klinik-Geschäftsführer Holger Baumann  maßgeblich an den  Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Erlöse gingen zurück,  während die Kosten stiegen. „Aber auch andere Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich Personal, haben bereits zuvor zu überhöhten Fehlbeträgen geführt“, heißt es in einer Erläuterung zum Wirtschaftsplan 2021.

Nicht genug eigene Pflegekräfte

Weil sie nicht genug eigene Pflegekräfte haben, müssen die städtischen Kliniken zu höheren Kosten Personal leasen – im laufenden Jahr sind dafür 10,3 Millionen Euro vorgesehen. Um diese Aufwendungen zu reduzieren, wollen die Kliniken durch  verstärkte Übernahme von examinierten Pflegeschülern künftig mehr eigenes Personal gewinnen.

Mit den tiefroten Zahlen des Jahres 2020 ist laut Baumann die Talsohle erreicht. Durch Umsetzung und Weiterentwicklung der Sanierungsmaßnahmen „sollen die Fehlbeträge mittelfristig deutlich reduziert und perspektivisch vollständig beseitigt werden“,  lautet die Parole. So soll das Defizit laut Wirtschaftsplan  in diesem Jahr auf 40,9 Millionen Euro sinken, 2022 auf 34,7 Millionen und 2023 auf 28,4 Millionen. Für 2026 wird noch ein Verlust von  12,3 Millionen Euro angepeilt, was dem Niveau der Jahre 2015 und 2016 entspräche.

Die Ergebnisverbesserung im laufenden Jahr wollen die Kliniken unter anderem mit einer Steigerung der stationären Erträge um 3,6 Prozent erzielen – man erwartet, dass die Einschränkungen des Klinikbetriebs durch Corona abnehmen und wieder mehr Operationen durchgeführt werden können.

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Auch 2021 benötigen die Kliniken  wieder finanzielle Hilfe von ihrem Alleingesellschafter Stadt Köln.   52,8 Millionen Euro sind bereits durch ein Gesellschafterdarlehen gedeckt. Ursprünglich war vorgesehen, dass der Stadtrat dieses Jahr noch weitere 20 Millionen freigeben sollte. Doch angesichts des   geringeren  Jahresverlustes 2020 und zusätzlicher Ausgleichszahlungen gehen die Kliniken laut Brozowski   „derzeit davon aus, dass die zusätzlichen 20 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsplan nicht benötigt werden“. Alles stehe jedoch „unter dem Vorbehalt der  nur sehr schwer zu prognostizierenden Covid-19-Pandemie“.

Bei geplanten Investitionen von 56,1 Millionen Euro in 2021 erwarten die Kliniken der Stadt lediglich 9,5 Millionen  Fördermittel vom Land NRW. Hinzu kommen Spenden in annähernd gleicher Höhe. Unklar ist, welchen Sanierungsbeitrag die Stadt Köln zahlen müsste, um den geplanten Klinikverbund mit der Uniklinik bilden zu können. Von 2021 bis 2026 erwarten die städtischen Kliniken fast 150 Millionen Euro Verlust. Die Uniklinik will, dass die Stadt für die Altlasten ihrer Kliniken aufkommt.

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