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Krankenhausneubau in Wilhelmshaven Der Rettungshubschrauber landet 350 Meter weit weg vom Klinikum

Wilhelmshaven - Der Beschluss galt bei der Mehrheit im Wilhelmshavener Rat als beispielhaft für seriöse Finanzplanung. Als vor knapp vier Jahren der Neubau eines städtischen Krankenhauses beschlossen wurde, glaubte niemand daran, dass die geplante finanzielle Größenordnung am Ende den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen würde. Deshalb wurde die Kostenplanung mit einem Risikoaufschlag von 24 Millionen Euro auf 195 Millionen Euro erhöht.

Plan wurde Makulatur

In der weiteren Entwicklung erwies sich die scheinbar weitsichtige Planung dennoch in wenigen Jahren als Makulatur. Eine aktualisierte Kostenberechnung lag im vergangenen Jahr bei mehr als 200 Millionen Euro, sodass die Wilhelmshavener Krankenhausplaner noch vor dem eigentlichen Baubeginn, der an diesem Mittwoch feierlich mit einem Fototermin begangen werden soll, Einsparungen in Millionenhöhe beschlossen, um wieder zurück in den ursprünglich geplanten Finanzrahmen zu kommen – mit teilweise bemerkenswerten Auswirkungen.

Umladen ins Auto

So müssen zum Beispiel schwerst verletzte Patienten, die im Rettungshubschrauber gebracht werden, 350 Meter Luftlinie vom Klinikgebäude entfernt in ein Auto umgeladen und zum Behandlungsort gefahren werden, weil der eigentlich auf dem Dach des Neubaus geplante Hubschrauberlandeplatz dem Rotstift zum Opfer fiel. Für den FDP-Ratsherrn Michael von Teichman ein „absolutes Unding“. Der Rettungshubschrauber gehöre aufs Dach und die Räume zur Erstbehandlung in unmittelbare Nähe.

Abriss nur teilweise

Mehrere Millionen Euro sollen auch durch einen „reduzierten Rückbau“ des alten Hauptgebäudes eingespart werden. Im Klartext: Die unteren vier Stockwerke des angeblich nicht sanierungsfähigen Gebäudes sollen stehen bleiben und irgendwie anderweitig genutzt werden.

Essensversorgung

Während Kritiker der neuen Planung den Verzicht auf einen vollständigen Abriss als architektonische Katastrophe ansehen, wird die Sparmaßnahme von Befürwortern ebenso verteidigt wie eine weitere Sparmaßnahme, die sich direkt auf die Patienten auswirkt. 500 000 Euro wollen die Planer durch ein geändertes Verpflegungskonzept einsparen. Das Essen wird dann durch einen externen Dienstleister angeliefert und in den Stationsküchen „regeneriert“. Die Anlieferung müsse übrigens nicht täglich erfolgen, weil die Speisen „ohne hygienisches Risiko und ohne Qualitätseinbußen“ drei bis fünf Tage zwischengelagert werden könnten.


„Eine Schande“

Insgesamt, so Ratsherr von Teichman, habe die ganze aktuelle Planung nichts mehr mit einem modernen Krankenhaus zu tun und sei „eigentlich eine Schande“. Das werde nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass eine ursprünglich gar nicht vorgesehene Klinik-Apotheke zunächst im Rohbau hergestellt werden solle – bis über einen gesonderten Förderantrag entschieden sei.

Finanzierung ungelöst

Die langfristige Finanzierung des Wilhelmshavener Klinik-Neubaus ist für viele Beobachter nach wie vor ein Rätsel. Die Planer gehen derzeit davon aus, dass das Klinikum im Neubaubetrieb deutliche Erlössteigerungen erzielen werde, um auf diese Weise die Gesamtfinanzierung des Bauprojektes sichern zu können.

Von den eingeplanten 195 Millionen Euro hat das Land Niedersachsen einen Anteil von 99 Millionen überwiesen, für den es seit Jahren die fälligen Zinszahlungen und Tilgungen übernimmt.

„Niemand hat bisher schlüssig dargelegt, wie ein Krankenhaus, das über Jahre nur Defizite eingefahren hat, plötzlich Gewinne machen soll“, sagt FDP-Ratsherr Michael von Teichman. Mittelfristig könne das nicht gutgehen, fürchtet der Kommunalpolitiker, der allerdings im Rat kein Gehör gefunden hat.

Jürgen Westerhoff
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