Ruft Rummelsberg zu oft den Notarzt?

Intensiv-Diskussion

Blick in die Intensivstation des Rummelsberger Krankenhauses. 45 Covid-Patienten wurden hier zwischen 1. April 2020 und 1. April 2021 betreut. | Foto: Uwe Niklas2021/05/Rummelsberg-Intensiv-Uwe-Niklas-scaled.jpg

RUMMELSBERG – Verantwortliche des Rummelsberger Krankenhauses reagieren
auf die Kritik an ihrer Intensivstation und Verlegungspraxis.

Das Krankenhaus Rummelsberg wehrt sich gegen den Vorwurf, seine Intensivstation sei im Vergleich zu anderen Kliniken nicht vollständig. So wurde die Aussage eines Altdorfer Notarztes in unserem Bericht über Engpässe in der Covid-Patienten-Versorgung zitiert. Nun weist die Öffentlichkeitsabteilung des Rummelsberger Hauses darauf hin, dass dies unzutreffend sei, da Rummelsberg „wahrscheinlich mehr Covid-Patienten als beide Kliniken zusammen (Altdorf und Lauf, Anmerkung der Redaktion)“ behandle.

Zusätzliche Beatmungsgeräte angeschafft

Dominik Kranzer, der Pressesprecher der Einrichtung, informiert, dass in Rummelsberg zwischen 1. April 2020 und 1. April 2021 45 stationäre Covid-Fälle intensivmedizinisch behandelt wurden. Auch gehöre Rummelsberg zu den wenigen Kliniken, die aufgrund der Pandemie ihre Beatmungskapazitäten auf der Intensiven mehr als verdoppelt hätten, von vier auf zehn.

Die komplette technische Ausstattung wird von Dr. Peter Wack, der im Gespräch mit dem Boten vor drei Wochen über die dramatische Lage durch die dritte Corona-Welle im Landkreis informierte, auch nicht bezweifelt. Seine Andeutung, die Personaldecke in Rummelsberg sei besonders dünn, wird von der Geschäftsführung zurückgewiesen. In Deutschland ist festgelegt, wie viele Patienten maximal durch einen Mitarbeiter betreut werden dürfen. Daraus ergibt sich ein Betreuungsschlüssel, der „bei uns uneingeschränkt eingehalten“ wird, wie Geschäftsführer Frank Stauch versichert. Auch werde die Vorgabe quartalsweise überprüft.

Fachkrankenhaus, keine Uni-Klinik

Allerdings steht weiterhin die Behauptung im Raum, dass in dem Haus der Sana Kliniken AG manche Notfälle nicht behandelt werden können, was sich in der Wahrnehmung mit anderen Notärzten, aber auch niedergelassenen Medizinern decke. Daher komme es auch zu überdurchschnittlich vielen Verlegungen von Rummelsberg in andere Krankenhäuser, oftmals schon kurz nach der Einlieferung.

Das hat seinen guten Grund, kontert man bei den Rummelsbergern. Nur eine Universitätsklinik könne tatsächlich alle Krankheitsbilder behandeln, und Rummelsberg sei nun mal ein Fachkrankenhaus, das in manchen Bereichen, etwa der Gefäß- oder Thorax-Chirurgie an seine Grenzen stoße. Nach einer Erstversorgung sei dann eine Weiterverlegung nötig.

Dies sieht man bei den Rettungsdiensten sicher ebenso, kritisiert aber, dass derartige Verlegungen von Rummelsberg auffällig oft angefordert werden, häufig als Notarztverlegung, wenn dies gar nicht angezeigt sei. Gemeint sind damit Krankentransporte in eine andere Klinik, die durch einen Notarzt begleitet werden sollen, auch wenn dies ein einfacher Sanka ohne Notarzt erledigen könne.

„Kann meinen Landkreis doch nicht allein lassen“

„Schließlich ist der Notarzt dann für eine ganze Weile durch den Transport gebunden und steht im südlichen Landkreis für einige Zeit nicht zur Verfügung“, sagt Wack. Hinzu komme, dass man von Rummelsberg aus immer wieder in weit entfernte Krankenhäuser fahren solle, was die Ausfallzeit des begleitenden Notarztes noch erhöht. Aus diesem Grund hätten er und andere schon manche Notarztverlegung abgelehnt, selbstverständlich nur, wenn dies aus medizinischer Sicht zu verantworten gewesen sei und in Absprache mit der Rettungsleitstelle. „Ich muss und will ja für alle potenziellen Notfallpatienten zur Verfügung stehen und kann doch meinen Landkreis nicht allein lassen.“

Dr. Jörg Albrecht, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Rummelsberger Krankenhaus, differenziert hier: „Wir wählen unsere Verlegung sehr sorgsam aus – in bestimmten Fällen sind Verlegungen nach Erlangen sinnvoll, insbesondere wenn eine Vorbehandlung durch Spezialisten in Erlangen bereits stattgefunden hatte. Eine Kritik an der Auswahl des Zielkrankenhauses sollte aus Sicht des transportierenden Arztes grundsätzlich nicht erfolgen, da der transportierende die Krankengeschichte nicht vollständig kennen kann.“

Über diese Problematik hat Wack bereits mit weiteren Chefärzten des Krankenhauses gesprochen und sei dabei durchaus auch auf Verständnis gestoßen. Doch offensichtlich ist die Bitte, nicht so viele Notarztverlegungen und nicht in so entfernte Kliniken anzufordern, nicht ausreichend an die unteren Ebenen kommuniziert worden. Er bietet aber weiterhin an, mit der Klinikleitung in Rummelsberg Gespräche zu führen, wie man die Situation im Sinne der Patienten verbessern könnte. Um die gehe es schließlich. „Ich bin sehr an einer guten Zusammenarbeit interessiert“, betont der Altdorfer Arzt und Stadtrat. Diese Gesprächsbereitschaft wird auch von Seiten des Krankenhauses beteuert.

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